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Mädchen! - wie sie selbstbewusst und glücklich werden

Mädchen! - wie sie selbstbewusst und glücklich werden

Titel: Mädchen! - wie sie selbstbewusst und glücklich werden
Autoren: Heyne
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wir unsere Authentizität. Bestimmte Menschen sind außergewöhnlich sensibel und engagiert, und wir fühlen uns in ihrer Gegenwart besonders wohl, wahrgenommen und wertgeschätzt. Für soziale Wesen wie uns Menschen ist harmonische Interaktion ein zentraler Bestandteil unseres Glücks.
    Darum beginnen wir zu lernen, lange bevor wir überhaupt zu sprechen beginnen. Interessanterweise scheint die zweite Hälfte des ersten Lebensjahres in diesem Zusammenhang besonders wichtig. In dieser Zeit werden Babys sehr wählerisch bei ihren Bezugspersonen. Schon immer haben Mütter die Erfahrung gemacht, dass man ein Neugeborenes von Arm zu Arm reichen kann, ein sechs Monate altes Kind aber genau weiß, wer Mama und Papa ist, und niemandem sonst traut.
    Die Neurowissenschaft belegt das: In der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres bildet das kindliche Gehirn genau die Areale aus, die für Sozialkompetenz zuständig sind. Weibliche Babys haben in diesem Bereich mehr Fähigkeiten und eine bessere Wahrnehmung, aber auch diese muss unterstützt und gestärkt werden. Das ist keine Frage reflektierten und vorsätzlichen Verhaltens (das wäre eher ein Hemmnis), sondern etwas ganz Selbstverständliches. Ihr Baby ruft nach Ihnen, Sie antworten, ganz unverkrampft, natürlich, beruhigend für Sie beide.
    Der präfrontale Cortex wächst
    Lucy verschläft mehr oder weniger die ersten sechs Monate ihres Lebens. Während dieser Zeit gewöhnt sie sich einfach nur daran, Teil der Welt zu sein. In den zweiten sechs Monaten beschleunigt sich einiges. Genau hinter ihrer Stirn verbirgt sich ein Gehirnareal, das so kraus und zerfurcht aussieht wie ein Blumenkohl. Dieses Areal, präfrontaler Cortex genannt, beginnt nun zu wachsen. Es ist der komplexeste Teil des menschlichen Gehirns und zuständig für einige lebenswichtige Eigenschaften, der Sitz von Empathie und Sozialkompetenz. Er macht uns zu Menschen.
    Der präfrontale Cortex kann nicht früher wachsen, weil Lucys Kopf sonst zu groß für eine sichere Geburt gewesen wäre. Sein Inhalt wird erst durch Lucys Eltern oder Bezugspersonen programmiert, er ist typisch für ihre Familie und Kultur, und sie braucht ihn, um mit dem Umfeld klarzukommen, in dem sie großgezogen wird.
    Daneben steuert der präfrontale Cortex zwei weitere wichtige Fähigkeiten:
die Fähigkeit, sich auf etwas zu konzentrieren, die Aufmerksamkeit zu bündeln,
die Fähigkeit, zur Ruhe zu kommen.
    Babys können sich aus einem Grund nicht selbst beruhigen: Sie sind sozusagen auf Panik programmiert. In der Wildnis (in der wir eine viertel Million Jahre gelebt haben) wurden Babys einen Großteil des Tages herumgetragen. Das war die beste Möglichkeit, ihre Sicherheit und ihren Schutz zu gewährleisten. Außerdem liefen die Erwachsenen die meiste Zeit herum, also war es auch eine praktische Notwendigkeit. (Selbst heute, in den sogenannten Entwicklungsländern, werden Babys selten abgelegt, und sie weinen auch sehr selten.) In der langen Zeit unserer Frühgeschichte gab es viele Raubtiere, die sich ein Menschenjunges gerne zum Abendessen geschnappt hätten.
    Wenn also ein Baby allein war, und, schlimmer noch, eine haarige Schnauze, aus der Speichel troff, vor seinem Gesicht auftauchte, und dieses Gesicht nicht Vatis war, dann war anscheinend Gefahr im Verzug. Babys, die laut schrien, hatten größere Chancen, dass man ihnen schnell zu Hilfe eilte. Deshalb waren Furcht und panisches Geschrei nützlich fürs Überleben und wurden Teil des menschlichen Verhaltensrepertoires.
    Dieses Alarmsystem allein gelassener Babys ist eine wichtige Botschaft für uns Eltern. Genauso wie wir wissen, dass wir bei Babys für Wärme sorgen müssen, weil sie ihre Körpertemperatur nicht selbst steuern können, genauso müssen wir für ihre Beruhigung sorgen, weil sie ihre Gefühle nicht selbst steuern können. Wenn ein Baby Dutzende Male pro Tag beunruhigt zu wimmern oder zu schreien anfängt, nehmen Mutter, Vater, Großeltern oder Geschwister es hoch, trösten es und helfen ihm so, sich wieder zu entspannen: »Alles in Ordnung, alles gut, ganz ruhig.« Nach und nach lernt das Baby dadurch, sich selbst zu trösten, aber dazu ist es notwendig, dass es diese Beruhigung zuerst von anderen erfährt. Daraus erwächst eine lebenslang starke Psyche.
    Die Gabe der Ruhe
    Die Geborgenheit und das Wohlbefinden ihrer
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