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Mädchen! - wie sie selbstbewusst und glücklich werden

Mädchen! - wie sie selbstbewusst und glücklich werden

Titel: Mädchen! - wie sie selbstbewusst und glücklich werden
Autoren: Heyne
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die andere meint. Eine Rohübersetzung ihrer Unterhaltung könnte etwa so lauten:
    Lucy: Liebe Mama, bist du da?
    Mama: Ja, bin ich.
    Lucy: Bin ich immer noch das Wichtigste in deinem Leben?
    Mama: Ja, bist du.
    Baby: Das wollte ich nur wissen.
    Mama: Klar, kein Problem.
    Forscher haben diese Mutter-Kind-Kommunikation mit speziellen Hochgeschwindigkeitskameras gefilmt und ihr einen wissenschaftlichen Namen verpasst: 3 Die sogenannten Sequenzen gemeinsamer Aufmerksamkeit , diese kleinen Rituale, mit denen sich Mutter und Kind verständigen, laufen Dutzende Male pro Tag ab. Derartige Minikonversationen versichern das Kind nicht nur der Liebe seiner Mutter; wenn es älter wird, kann es dadurch auch empathischer und sensibler mit Mitmenschen in Kontakt treten. Das Timing spielt dabei eine unglaublich wichtige Rolle, denn Mutter und Kind scheinen sich dabei in völliger Harmonie zu befinden. Forscher haben herausgefunden, dass diese Aufmerksamkeit auch dann noch gegeben ist, wenn die Mutter nur auf einem Video zu sehen ist. Doch sobald es eine Verzögerung von nur einer Sekunde gibt, wird das Baby extrem panisch. Die Rhythmen von Mutter und Kind sind ganz genau aufeinander abgestimmt. Durch diese feinen, nur aus Geräuschen und Nicken, Lächeln und Singsang bestehenden Interaktionen entwickelt das kleine Mädchen die lebenslange Fähigkeit, mit anderen Menschen in Beziehung zu treten.
    Wenn irgendetwas Lucy Angst macht, sie sehr hungrig ist oder etwas ihr nicht passt, wird Lucys Schreien stärker. Auf diese Angstäußerung reagiert ihre Mutter mit einem »Na, was fehlt dir denn?« oder »Ach, mein Kleines, was ist los?«. Sie spricht mit etwas höherer Stimme, wie Erwachsene sie in der Regel im Umgang mit Babys benutzen, denn so können Babys sie besser hören (was niemand wusste, bevor es Audiologen kürzlich gelang, das zu messen). Die Mutter wählt darauf eine etwas andere, tröstliche Tonlage, wiegt Lucy in den Armen, um sie mit diesem sanften Rhythmus zu beruhigen. Durch Tausende solcher Beruhigungsrituale wird Lucys Gehirn den Pfad vom Stress zur Entspannung abspeichern, ein Pfad, der ihr ein ganzes Leben lang helfen wird.
    Durch die gemeinsam mit Lucy verbrachte Zeit entwickelt sich die Empfänglichkeit der Eltern für die Signale ihrer Tochter. Einfach ausgedrückt stimmen sie sich auf sie ein und lernen so ihr typisches Verhalten kennen. Sie können ihre Signale deuten und entsprechend reagieren, ganz ruhig und gelassen. Zum Teil liegt das schlicht daran, wie Liebe (und das »Liebeshormon« Oxytocin) funktioniert, zum Teil aber auch daran, dass die Priorität von Lucys Eltern ist, sich während der ersten Lebensmonate ihrer Tochter nicht hetzen und ablenken zu lassen. (Sie haben zum Beispiel nicht beschlossen, gerade jetzt das Badezimmer zu renovieren oder auf eine Beförderung hinzuarbeiten, denn sie wissen, dass ein Baby an sich schon eine ziemliche Herausforderung ist.) Wenn eine Mutter nicht gerade drogenabhängig oder depressiv ist, wird sie ihr Baby zwar als anstrengend, aber dennoch beglückend empfinden. Die Elternschaft ist nichts Selbstverständliches, aber sie entwickelt sich und gibt dem Leben einen neuen, sehr befriedigenden Rhythmus, wenn genug Zeit und ein hilfreiches Umfeld vorhanden sind. Die Unterstützung von Großmüttern, Freundinnen und Tanten ist dabei sehr wichtig. Frischgebackene Eltern kommen in diesem Stadium allein nicht so gut zurecht, auch sie brauchen ein bisschen Bemutterung. Liebe ist wie ein Fluss, sie muss in uns hineinfließen, damit sie auch wieder aus uns herausfließen kann. Die Nähe von Familie und Freunden ist sehr wichtig, wenn man ein Baby hat.
    Sozialkompetenz lernt man sehr früh
    Als Erwachsene wissen wir, wie wichtig Sozialkompetenz im Leben ist. Meist merken wir gleich, wenn sie fehlt – bei einem sehr unsensiblen Chef oder Kollegen, unfähigen und gleichgültigen Menschen, denen wir auf der Straße begegnen oder im Laden gegenüberstehen. Die Gefühle anderer einzuschätzen, Gespräche zu führen, zu wissen, wann man zuhören, wann man reden soll, das sind sehr komplexe und fortgeschrittene Fähigkeiten. Die meisten von uns erinnern sich an Situationen mit anderen Menschen, in denen wir uns ungeschickt verhalten haben, wo das Timing nicht gestimmt hat. So etwas kommt meist dann vor, wenn wir sehr bemüht sind oder Eindruck schinden wollen. Dann verlieren
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