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Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)

Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)

Titel: Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
Autoren: Kate Brady
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sagen kannst.«
    »Wie das?«
    »Sie war eine von den Fällen, die du betreut hast.«
    Dani blieb wie angewurzelt stehen. Ihr war, als habe man einen Kübel Eiswasser über ihr ausgekippt. Jemand, den sie kannte? Ihre Kehle schnürte sich zusammen, und sie beschleunigte ihre Schritte. Tifton trabte hinter ihr her.
    »He, Nails, warte mal! Sie sieht wirklich übel aus. Ihr wurde –«
    Die Füße des Opfers erschienen zuerst in ihrem Blickfeld. Dani zögerte und trat nur langsam näher. Die linke Gesichtshälfte war zwar bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt, erkennbar war jedoch, dass es sich um eine dunkelhaarige Frau handelte, die zusammengekrümmt dalag. Sie schien während des Sterbens die Embryonalhaltung eingenommen zu haben. Ihre Kehle war aufgeschlitzt – oder vielmehr zerhackt worden. In der blutroten Pfütze unter ihr wimmelte es vor Fliegen. Sogar hier draußen in der frischen Luft hing der Geruch des Todes über ihr. Es stank nach getrocknetem Blut, Exkrementen und verfaultem Fleisch.
    Dani umrundete die Leiche, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Ein Stück nackte Haut blitzte unter dem Revers ihrer Bluse hervor. Danis Blick fiel auf eine winzige Tätowierung in Form einer Rosenblüte.
    »O nein!«, rief sie aus und wich schockiert ein paar Schritte zurück. »Nein!«
    »Das ist Rosie, nicht wahr?«, fragte Tifton.
    Tränen brannten Dani hinter den Lidern. Sie kniff die Augen zusammen, beugte sich vor, die Hände auf die Knie gestützt, und zwang sich, nicht zu schluchzen. Dann schaute sie erneut auf das, was von dem Gesicht übrig geblieben war, und zwang sich, einzuatmen. »Rose McNamara.«
    »Okay«, erwiderte Tifton und rief über Danis Schulter hinweg nach einem der Tatortermittler. »Ich hatte recht, Carter, es handelt sich um Rose McNamara. Sie hat als Nutte für Ty Craig gearbeitet, in der Nähe von Read–«
    »Nein«, unterbrach Dani ihn. »Sie ging schon seit ein paar Jahren nicht mehr anschaffen. Sie war für eine Weile fortgezogen, hat mich aber vor ungefähr einem Monat angerufen und erzählt, dass sie zurückgekommen ist.« Dani wandte sich von der Leiche ab und blickte Tifton an. »Sie war sauber – hat weder für Craig noch sonst wen gearbeitet, sondern einen Job bei Big Lots in der Grimby Street gehabt. Hat ihre Miete gezahlt und versucht, sich mit ihrer Familie auszusöhnen. Sie war auf einem guten Weg.«
    Trauer drohte Dani zu überwältigen, aber sie zwang sich, regelmäßig zu atmen und sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Denk nicht an das Opfer, sondern mach einfach deine Arbeit. Tu so, als sei sie eine Fremde, und konzentriere dich darauf, den Dreckskerl zu finden, der ihr das angetan hat.
    Sie reckte das Kinn und betrachtete die Tote genau, um jedes Detail aufzunehmen. Die Augen des Opfers waren geöffnet und eingesunken, die Kehle ein blutiger Mischmasch aus zerstörter Haut und Knochen. Die rechte Gesichtshälfte war unversehrt. Sie hatte die rechte Hand leicht geöffnet, mit gekrümmten Fingern, als hätte sie etwas in der Hand gehalten. Die Leichenstarre hatte bereits eingesetzt. Die junge Frau war vollständig bekleidet, und ihre Haare –
    »Was zur Hölle ist das?« Dani hockte sich hin, um besser sehen zu können.
    »Jemand hat ihr ein Haarbüschel abgeschnitten«, sagte der Gerichtsmediziner.
    Dani war bestürzt. »Hier? Sie meinen, nach der Ermordung?«
    »Ob post mortem, kann ich nicht sagen. Ob es hier geschehen ist, allerdings schon. Vermutlich hat er dasselbe Werkzeug benutzt, mit dem er ihr auch in die Kehle gestochen hat.«
    »Welches Werkzeug?«
    »Eine lange Klinge. Schmal, einseitig geschliffen.«
    »Ein Jagd- oder Bowiemesser?« Danis Vater hatte so eins besessen und während der Jagdsaison seiner Beute damit die Kehle aufgeschlitzt, um sie anschließend ausbluten zu lassen. Dani erinnerte sich noch immer an den Geruch: scharf, kupferig.
    »Könnte sein. Oder ein Ausbeinmesser«, sagte der Gerichtsmediziner. »Sie wissen schon, so eines, das Köche benutzen.«
    Dani bewegte sich dicht an der Leiche entlang und versuchte, ein Gespür für den Killer zu entwickeln – war er Jäger oder Koch? Dann kauerte sie sich neben Rosies Gesicht. Tifton ging neben ihr in die Hocke.
    »Also, wie lautet deine Theorie?«
    Ein Monster, dachte Dani. »Ich habe keine.« Aber eine Vorstellung drängte sich auf: ein Verrückter, der seine Bettpfosten mit Frauenhaar schmückte.
    »Komm schon, du bist schließlich die mit dem Abschluss in Psychologie. Was würde Freud über
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