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Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)

Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)

Titel: Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
Autoren: Kate Brady
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Nur noch eine Woche bis zum Wiedersehen mit Kristina.
    Also, Schere und Haare gut wegstecken. Und die Kamera – um Himmels willen, vergiss bloß nicht die Kamera mit den Aufnahmen von Austin Kinney!
    Der Killer blickte zufrieden vor sich auf den Boden, dann holte er eine Karte aus Büttenpapier hervor und öffnete sie. Die Sekunden verrannen, aber das hier war wichtig: Die Liste musste aktualisiert werden. Auf die rechte Kartenseite hatte jemand ein Versprechen gekritzelt: Sonntag, 10.10., Kristina. 19:00 Uhr. Auf der linken Seite befand sich eine Liste mit sechs Namen in einer anderen Handschrift. Die ersten drei waren in Braunrot durchgestrichen.
    Der Killer beugte sich vor, fuhr mit dem Finger durch die aufklaffende Wange des toten Mädchens und markierte den vierten Namen mit einer rot glitzernden Spur. Auch Nummer vier war erledigt, zwei waren noch übrig.
    Jetzt musste er nur noch die Informationen auswerten, die das Mädchen herausgefunden hatte. Der Killer warf einen letzten Blick auf die Leiche am Waldboden, bevor er sich abwandte und zwischen den Bäumen davonging. Er holte ein Prepaid-Handy aus seiner Jackentasche. Fulton ging nach dem ersten Klingeln ran. »Bist du an Russell Sanders dran?«
    Fulton gähnte. »Er hat seine Wohnung den ganzen Abend nicht verlassen.«
    »Was treibt er?«
    »Herrgott, woher soll ich das wissen? Er ist allein. Hat sich eine Zeitlang in der Küche aufgehalten.«
    Okay, dann war er wenigstens nicht unterwegs, um mit der Polizei zu sprechen. Vielleicht hatte ihm das tote Mädchen noch nicht erzählt, dass sie Austin Kinney gefunden hatte. Trotzdem hatte sie Kontakt zu Sanders aufgenommen, so viel stand fest. Bestimmt wäre sie noch heute Abend mit den Fotos zu ihm gerannt. Ein Grund mehr, dafür zu sorgen, dass er nicht anfing herumzuschnüffeln, oder, schlimmer noch, seinen Kumpel Mitch Sheridan holte.
    »Soll ich ihn erledigen?«, fragte Fulton. Allmählich wurde er nervös. »Jetzt läuft er auf und ab. Schätze, er telefoniert.«
    Rief er die Polizei? Oder versuchte er, die tote Frau zu erreichen? Oder Mitch? Jemand musste Sanders aufhalten.
    »Ja, schnapp ihn dir.«
    Der Gestank der eitrigen Verbände drang Mitch Sheridan aus ein paar Metern Entfernung in die Nase. Ein älterer Kurde, dessen Gewand sich um die Knöchel bauschte, hockte reglos am Boden, den Granatenwerfer gegen die gesunde Schulter gestützt. Hitze waberte vom Sand auf, und in der Ferne waren Zeltreihen zu erkennen. Die Planen waren schwer von den Mittelstangen heruntergesackt und wirkten wie Soldaten, die nicht mehr aufrecht stehen konnten.
    Krk, Krk.
    Die Kamera surrte. Mitch betätigte den Zoom seiner Leica. Den Bildausschnitt nicht zu klein wählen und auf den rechten Armstumpf des Mannes ausrichten. Auf die vereiterten, nässenden Verbände. Nicht nach dem Namen fragen, das war eine eiserne Regel. Denk nicht an seine Schmerzen und frag dich nicht, was wohl geschehen war. Mach einfach das Foto und enthülle die Story dahinter.
    Krk.
    »Du bist dran.« Mitch steckte die Leica in die Kameratasche, die ihm um den Hals hing. Der Junge übernahm. Er war ungefähr zehn Jahre alt und hielt eine weitere Kamera – auf die gleiche Art wie Mitch zuvor. Mitch war ihm kurz nach seiner Ankunft in dem Flüchtlingscamp begegnet, als der Junge neben einem Straßenköter den Müll durchwühlte. Der Junge war von der Kamera fasziniert gewesen, und nach ein paar Tagen hatte Mitch ihm seine Ersatz-Canon geliehen. Der Kleine war gut, hatte einen guten Blick.
    Mitch wollte sich gerade hinknien, als sich der alte Mann plötzlich von seinem Wachposten erhob. Tiefe Falten bildeten sich in seinen Augenwinkeln, als er in die Sonne blickte. Er zitterte am ganzen Körper. »Firoke«, flüsterte er.
    Mitch runzelte die Stirn. Firoke, Firoke. Er sollte das Wort eigentlich kennen, konnte sich jedoch nicht an die Bedeutung erinnern. Bis das Geräusch aus der Ferne näher kam.
    Ffp-ffp-ffp-ffp …
    Lieber Himmel, Firoke bedeutete Helikopter auf Kurdisch.
    Mitchs Herz tat einen Satz. »Komm!«, rief er und packte den Jungen bei der Hand. Sie mussten sich sofort in Sicherheit bringen. Der Wachposten schrie panisch in sein Funkgerät, während das Dröhnen der Rotoren lauter wurde. In knapp hundert Metern Entfernung brach im Lager die Hölle los. Männer griffen nach ihren Waffen, Frauen liefen umher und riefen verzweifelt nach ihren Kindern.
    Ffp-ffp-ffp …
    »Schneller!«, schrie Mitch und umklammerte die Hand des Jungen fester.
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