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Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)

Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)

Titel: Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
Autoren: Kate Brady
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und schob mit zwei Fingern die Lamellen der Jalousien auseinander. Wie nicht anders zu erwarten, stand ein grauer Sedan weniger als einen Block von ihrem Haus entfernt am Straßenrand.
    Sie ließ die Lamellen zurückschnappen. »Wenn ich wieder im Einsatz sein soll, dann pfeifen Sie die Interne zurück«, sagte sie in das Handy.
    Gibson zögerte. »Der Befehl kam nicht von mir.«
    »Aber Sie können ihn aufheben. Seit zwei Wochen kann ich nicht mal mehr aufs Klo gehen, ohne meine Bewacher im Nacken zu spüren. Ich habe nicht vor, mich wegzuschleichen, um irgendwelche Deals mit Ty Craig auszuhandeln, und das wissen Sie ganz genau. Pfeifen Sie sie zurück.« Sie verstummte. Frust und Zorn hatten ihr die Röte in die Wangen getrieben. »Ich bin nicht wie mein Vater, Chief.«
    Aber das hatte ihr Dave Gibson noch nie abgenommen. Dani wusste, dass er nur darauf wartete, dass sie die gleiche Grenze überschritt, die ihr Vater überschritten hatte, bevor er gefeuert wurde und den Rest seines erbärmlichen Daseins als Ex-Cop und zweitklassiger Schlägertyp für Ty Craig fristete. Trotz Danis Erfolgsquote für ihre Abteilung warf Gibson ihr immer noch Blicke zu, wie man sie sonst nur für etwas übrighatte, das unterm Küchenschrank hervorgekrochen kam.
    Sie ließ es drauf ankommen. »Bin ich nun dabei oder nicht?«
    Er stieß einen Fluch aus. »Ich kümmere mich um die Interne. Sehen Sie zu, dass Sie zum Camden Park kommen.«
    Zwanzig Minuten später, Dani band sich gerade die Haare zu einem Pferdeschwanz, sah sie, wie der graue Sedan wegfuhr. Erleichtert atmete sie auf. Kurz vor halb acht rollte ihr Wagen bereits durch die Pforten des Camden Park. Eine uniformierte Beamtin wies ihr den Weg zu einem Tatort, wie man ihn aus dem Fernsehen kannte: gelbes Absperrband, das einen Parkplatz und das dahinter liegende Wäldchen abgrenzte. Ein halbes Dutzend schwarz-weißer Polizeiwagen, die in verschiedenen Positionen davor parkten. Dazu ein paar graue Chevrolets, die Wagen der Ermittler. Ein Notarztwagen stand mit geöffneten Heckklappen schräg auf dem Bürgersteig. Zwei Sanitäter saßen auf der Stoßstange und unterhielten sich – es gab niemanden zu retten. Und die Medienmeute wurde auf Abstand gehalten, als nutzte das etwas bei den Zoomobjektiven, die sie heutzutage benutzten. Ein paar Detectives in Trenchcoats und mit lose gebundenen Krawatten standen ebenfalls auf dem Parkplatz herum.
    Reginald Tifton war einer von ihnen. Er sprach gerade mit zwei Uniformierten und deutete mit weit ausholender Geste auf das Gelände hinter ihnen. Die beiden Beamten setzten sich in Bewegung, als Dani auf Tifton zuging.
    »Wurde auch Zeit, Nails«, begrüßte er sie. Den Spitznamen hatte die Abteilung ihr gegeben. Er trat ein paar Schritte vom Gehsteig fort in eine leere Parklücke. Tifton war ein großer Mann, schwarz, im Alter von fünfundvierzig Jahren, der kurz davorstand, zum dritten Mal zu heiraten. Sein runder Kopf schien direkt in seine breiten Schultern überzugehen – ohne erkennbaren Hals. Er hatte die gewählte Ausdrucksweise eines Yale-Absolventen, konnte jedoch problemlos auf Straßenslang umschalten, wenn er einem Verdächtigen vormachen wollte, dass sie aus dem gleichen Milieu kamen. In Wahrheit stammte Tifton aus einer alteingesessenen, reichen Familie aus Cheshire Hills, und Dani vermutete, dass er wirklich in Yale studiert hatte. »Hat dein Schönheitsritual heute Morgen wieder länger gedauert?«
    »Mach’s dir selbst«, erwiderte sie. Es war noch zu früh für echte Schlagfertigkeit.
    Tiftons Blick ruhte auf ihr. »Ich habe dich seit dem Begräbnis deines Vaters nicht mehr gesehen. Haben sie dich an den Schreibtisch verbannt?«
    Ein Ziehen machte sich in ihrem Brustkorb bemerkbar. Kein Schmerz – den hatte die Beziehung zu ihrem Vater wahrlich nicht verdient. Wahrscheinlich bloß etwas Sodbrennen von dem Kaffee. »Du meinst, ob es mir Spaß macht, Papierstapel von rechts nach links zu schieben und die vorgeschriebenen Therapiesitzungen zur Trauerbewältigung einzuhalten? Klar doch.« Sie blickte sich um. »Was liegt an?«
    Tifton wusste, wann er es gut sein lassen musste. Er wies mit dem Kinn in Richtung Gebüsch. »Ein Typ, der mit einem Metalldetektor in dem Park unterwegs war, ist auf ein totes Mädchen gestoßen. Sie wurde während des Jahrmarkts am Wochenende erstochen.«
    »Warum hast du mich rufen lassen?«, fragte Dani und bewegte sich auf die Fundstelle zu.
    »Könnte sein, dass du uns etwas über die Tote
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