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Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)

Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)

Titel: Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
Autoren: Kate Brady
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wie die Luft zum Atmen.«
    »Eher so dringend wie ein Geschwür.« Mitch schob seine Beine seitlich vom Bett und zwang sich, aufzustehen. Es hatte Zeiten gegeben, da hatte er tatsächlich geglaubt, mit seinen Fotografien etwas bewirken zu können. Aber seit dem Angriff auf das Lager von Ar Rutbah hatte er begriffen, dass es niemals aufhören würde. Was er auch tat, das Blutvergießen würde kein Ende nehmen. Irgendwo auf der Welt war immer ein Kampfhubschrauber unterwegs, gab es Hungersnöte und wurden kleine Jungen in der Luft zerfetzt.
    »Verdammt, Mitch, diese Ausstellung ist besonders wichtig.«
    »Sicher. Nur hier wird gezeigt, wie der berühmte Fotograf und Gutmensch J. M. Sheridan nicht verhindern konnte, dass ein Kind in Stücke gerissen wurde. Da klingelt die Kasse.«
    »Das habe ich nicht so gemeint.«
    »Du willst die Ar-Rutbah-Ausstellung? Schön, aber ohne mich. Du kannst dich glücklich schätzen, dass du die Fotos überhaupt hast. Ich hätte sie dir nämlich nicht geschickt.« Nein, das hatte Mitch einem Angestellten des Krankenhauses zu verdanken, der in guter Absicht Mitchs Habseligkeiten durchgesehen und die Aufnahmen seinem Bruder Neil ausgehändigt hatte, während Mitch noch im Koma lag. Neil wiederum hatte sie Russ gegeben. Mitch hatte den Großteil davon noch nicht einmal gesehen. Nicht, dass er besonders erpicht darauf gewesen wäre.
    »Mitch, das ist wirklich wichtig.« Russ verstummte kurz. »Was auch geschehen mag, versprich mir, dass du die Ausstellung machst.«
    »Was auch geschehen mag?« Mitch sträubten sich die Nackenhaare. »Wovon redest du?«
    »Ich stecke in Schwierigkeiten, Mitch. Es ist wegen der Stiftung. Du musst nach Hause kommen. Die Ausstellung eröffnen.«
    »Oh, bitte …« Doch etwas in Russ’ Stimme ließ Mitch aufhorchen. Es sah ihm gar nicht ähnlich, Mitch manipulieren zu wollen. »Hör mal, ich weiß wirklich nicht –«
    »Was?«, sagte Russ, aber es klang, als habe er sich vom Telefon entfernt. Mitch hörte einen dumpfen Schlag.
    »Russell?«
    »Nein!« Ein schabendes Geräusch drang an Mitchs Ohr. Dann wieder Russ’ Stimme. »Argh.«
    »Russ, was geht da vor?«
    Abermals ein Geräusch. Wie von einem Möbelstück, das über den Boden geschleift wurde. »Russ, was ist los bei dir?«
    »Mitch!«
    Mitch war nun aufgesprungen und hellwach. Sein linkes Bein schmerzte höllisch. Er umklammerte den Hörer fester. »Russ?«
    Wieder ein Ziehen und Zerren, dann die Stimme eines anderen Mannes. Panik ergriff Mitch. Er lauschte eindringlich und versuchte, die Geräusche auf der anderen Seite des Planeten zu verstehen. So plötzlich, wie der Tumult entstanden war, so plötzlich herrschte mit einem Mal Ruhe. Keine Stimmen, nichts mehr.
    »Russell!«
    Doch Mitch hörte nur noch das Hämmern seines eigenen Herzens. Die Leitung war tot.

2
    Camden Park, Lancaster, Maryland
    Montag, 4. Oktober, 6:46 Uhr
    E in Sturm tobte durch Dani Coles Träume. Donner krachte, und Schüsse fielen, bis das Summen ihres Mobiltelefons sie aus dem Schlaf riss. Eine Schnauze beschnupperte ihr Kinn.
    »Pfui«, murmelte sie. »Weg mit dir.«
    Runt, eine fünfundvierzig Pfund schwere Pitbull-Dame, lag auf ihrer Brust und rührte sich nicht. Dani schob ihre Schnauze mit einer Hand fort und griff mit der anderen nach dem Handy. »Was gibt’s?«
    Chief Gibson.
    »Aufwachen«, befahl er. Gibson war kein Typ, der sich lange mit Höflichkeiten aufhielt, schon gar nicht bei Dani. Sie rollte sich seitwärts hoch und schob Runt auf ein Sofakissen. Seit zwei Wochen hatte Dani schon nicht mehr in ihrem Schlafzimmer übernachtet. Der Donner und die Schüsse wurden dort schlimmer.
    »Was liegt an?«, fragte sie.
    »Wir haben einen Mordfall im Camden Park«, erwiderte Gibson. »Sie sind dabei.«
    Träumte sie? Das ergab keinen Sinn. »Sie meinen, ich bin wieder im Einsatz?«, fragte sie. »Keine Schreibtischarbeit mehr?«
    »So ist es«, erwiderte Gibson und klang nicht gerade erfreut. »Tifton untersucht die Leiche. Er will, dass Sie sie sich ansehen.«
    Alarmiert kam Dani auf die Füße. Tifton? Er war damals ihr Partner gewesen, als sie noch zusammen auf Streife gegangen waren. Anschließend hatten sie auf getrenntem Weg die Karriereleiter erklommen. Wieder an einem Fall arbeiten zu dürfen, war gut, zusammen mit Tifton noch besser.
    Doch erst mussten ihre Bewacher von der Internen verschwinden. Dani verdrängte den aufkeimenden Zorn und ging barfuß zum Wohnzimmerfenster. »Einen Augenblick«, sagte sie
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