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Maechtig, mutig und genial

Maechtig, mutig und genial

Titel: Maechtig, mutig und genial
Autoren: Eva Karnofsky
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Mutter nicht nur, die Stadt mit Lebensmitteln aus ihrer Region zu versorgen, sondern übermittelte Pizarro auch Informationen; sie stellte sich somit eindeutig auf die Seite der Spanier. Die Lage war für einige Monate äußerst angespannt und die Spanier waren extrem nervös. Dies erklärt auch die Affäre, die mit dem Tod von Inés Halbschwester Asarpay endete und an der Inés erheblichen Anteil hatte. Asarpay war die Tochter der Hauptfrau von Guayna Capac, die in spanische Hände gefallen, dann aber wieder entkommen war und relativ unbehelligt im Norden des Landes gelebt hatte, bis die Spanier sie wieder zwangsweise in das Gefolge Pizarros integrierten. Während der Belagerung Limas durch die Aufständischen wurde sie angeklagt, mit diesen zu konspirieren. Einigen Aussagen zufolge war es Inés, die Pizarro über den Verrat ihrer Halbschwester informiert und damit ihre Hinrichtung provoziert hatte. Ob sie dies aus Rivalität mit der Halbschwester tat, die immerhin im Gefolge des Konquistadoren lebte, während sie nur noch die Ehefrau eines seiner Pagen war, oder ob es andere Gründe dafür gibt, wissen wir nicht.
    Nachdem sich die politische Lage wieder beruhigt hatte, lebte Inés mit ihrem Mann in Lima in relativ gesicherten materiellen Verhältnissen. Aus der Ehe mit Ampuero gingen vier weitere Kinder hervor: Martín (getauft 1539), María Josefa, auch genannt Ysabel, für die keine Taufurkunde mehr existiert, Francisco (getauft 1541) und der frühverstorbenen Juan (getauft 1546). Im selben Jahr starb allerdings auch Gonzalo, der Sohn von Inés und Francisco Pizarro. Kurz nach der Eheschließung begann Francisco de Ampuero im Namen seiner Gattin einen Rechtsstreit um die
encomienda
in Guaylas, die der Tochter von Inés und Pizarro, Francisca, zugesprochen worden war. Er machte geltend, dass zunächst die Ansprüche der Tochter von Condorguacho, Inés, berücksichtigt werden müssten, bevor ihre Tochter das Erbe beanspruchen könnte.Nach seiner Nominierung als Ratsherr verfolgte Ampuero das Verfahren allerdings nicht weiter, bis es später von seinem Sohn wieder aufgegriffen wurde.
    Trotz der vier Kinder scheinen sich die Eheleute immer weiter voneinander entfernt zu haben. Zu Beginn der 1540er Jahre befand sich Peru einmal mehr im Bürgerkrieg, diesmal bekämpften sich verschiedene spanische Fraktionen. Francisco Pizarro wurde dabei getötet. Wenige Jahre später lehnte sich einer der Brüder Franciscos, Gonzalo, zusammen mit einigen Anhängern gegen die spanische Krone auf, die die Macht der
encomenderos
beschränken und die Institution abschaffen wollte. Inés und ihre Kinder mit Pizarro verloren durch dessen Tod und die letztlich fehlgeschlagene Rebellion seines Bruders eine wichtige Stütze, und ihre gesellschaftliche und politische Position wurde unsicherer. Ampuero dagegen hatte sich einigermaßen geschickt durch die Auseinandersetzungen laviert. Teilweise trat er nun auch als Stiefvater für die Kinder von Inés und Francisco Pizarro auf, worüber Inés nicht unbedingt erfreut war. Beide hatten offenbar unterschiedliche Vorstellungen über die Erziehung der Kinder und der Rolle einer Gattin. Diese wurden manifest, als Ampuero im Laufe der Auseinandersetzungen einmal mehr die Stadt verlassen und in den Krieg ziehen musste und daher ein Schreiben aufsetzte, in dem er erklärte, für den Fall seines Todes hielte er seine Frau für ungeeignet, die Vormundschaft für die Kinder zu übernehmen. Ob er damit lediglich anzweifelte, dass sie diese entsprechend der christlich-spanischen Werte und Kultur erziehen würde, oder ob er ihre grundsätzliche Eignung als Mutter in Frage stellte, wissen wir nicht. Inés, der dies nicht verborgen geblieben sein dürfte, suchte daraufhin nach Möglichkeiten, den ungeliebten Ehemann loszuwerden. Im Zuge eines Prozesses gegen einen Sklaven, der des Mordversuches an seinem Herrn durch magische Praktiken angeklagt war, kam 1547 heraus, dass Inés zwei indigene Frauen beauftragt hatte, ihrem Ehemann eine Substanz ins Essen zu mischen, die ihn langsam töten würde. AlsMotiv gab sie an, er behandelte sie schlecht, verböte ihr, das Haus zu verlassen und sie fürchte sich vor seiner Rückkehr aus dem Bürgerkrieg. Der Sklave und die beiden Frauen wurden zum Tode verurteilt, Inés entging als Mitglied des Adels einer offiziellen Strafe. Welche inoffiziellen Folgen diese Affäre für sie hatte, entzieht sich unserer Kenntnis, auf jeden Fall dürfte die Ehe danach endgültig zerrüttet
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