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Maechtig, mutig und genial

Maechtig, mutig und genial

Titel: Maechtig, mutig und genial
Autoren: Eva Karnofsky
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Stadt Jauja, und Inés blieb dort, möglicherweise auch, um in der Nähe ihrer Mutter zu sein. Die Spanier begannen allmählich, ihre Herrschaft zu konsolidieren und zu organisieren, der sagenhafte Reichtum der Inka zog aber auch weitere Konquistadoren an, die auchvon ihren Landsleuten nicht mit Freude empfangen wurden. Einer davon war Pedro de Alvarado, ein Veteran der Eroberung Mexikos, der nun Pizarro die Alleinherrschaft streitig machte. Pizarro musste daher an die Küste ziehen, um sich mit dem Neuankömmling auseinanderzusetzen. Sein Weg führte über Jauja, wo er Inés traf und sie von ihm schwanger wurde, doch noch vor der Geburt der Tochter Francisca zog er weiter. Pizarro und Alvarado einigten sich und teilten die zu erobernde Region untereinander auf, doch Pizarro war deutlich geworden, dass er die Küste, wo potentielle Rivalen landen würden, besser kontrollieren musste.
    Im Januar 1535, kurz nach dem Fest der Heiligen Drei Könige, gründete er die
Ciudad de los Reyes
(dt.: Stadt der Heiligen Drei Könige), Lima, das die neue Hauptstadt des spanisch beherrschten Peru werden sollte. Er holte Inés zu sich und knapp ein Jahr später schenkte Inés einem Sohn, Gonzalo, das Leben. Darüber hinaus unterstützte sie ihn bei dem Aufbau der Herrschaft über die einheimische Bevölkerung, die vor allem über die Einrichtung von
encomiendas
geregelt wurde. Die Bewohner eines bestimmten Distriktes wurden dabei verpflichtet, dem
encomendero
Güter und Dienstleistungen zu erbringen, und oft waren einheimische Herrscher die Mittler in diesem Prozess bzw. halfen, die neuen Herren zu legitimieren. So schanzte sich Pizarro denn auch die Region, in der Inés’ Mutter lebte und regierte, als
encomienda
zu, und diese unterstützte Pizarro nach Kräften: Sie ließ Lebensmittel und Textilien nach Lima liefern.
    Doch die relativ harmonische Beziehung zwischen Pizarro und Inés hielt nicht lange, denn auf einer seiner Reisen durch die Region verliebte Pizarro sich in eine andere Frau, Cuxirimay Ocllo oder Angelina. Sie war ebenfalls adliger Abstammung, aber nicht von so hohem Adel wie Inés. Er machte sie zu seiner neuen Geliebten, ließ jedoch Inés nicht einfach fallen, sondern sorgte in der für die Zeit typischen Weise für sie: Er suchte ihr einen Ehemann unter seinen Gefolgsleuten undgab ihr eine große
encomienda
als Mitgift. 1536 heiratete Inés Francisco de Ampuero, einen jungen Spanier, der gerade nach Peru gekommen war. Wie sie selbst diese Heirat mit einem diesmal sogar jüngeren Mann sah, wissen wir nicht. Besonders erfreut war sie vermutlich nicht, denn die Tatsache, dass ihr Ehemann keine herausgehobene Position innerhalb der spanischen Gesellschaft innehatte, empfand sie möglicherweise als eine Herabsetzung angesichts ihres eigenen hohen Status. Auch musste sie sich von ihren Kindern trennen, denn Pizarro gab diese in die Obhut seines Halbruders und dessen spanischer Frau.
    Ampuero etablierte sich, nicht zuletzt mit Hilfe seiner adligen indigenen Frau, rasch in Lima und wurde 1538 Mitglied des Stadtrates, ein einflussreicher und ehrenvoller Posten, den er 35 Jahre lang bekleidete. Eine Leitungsfunktion erreichte er allerdings erst sehr spät, was wohl auch an seinem offenbar cholerischen Charakter lag. Inés war dennoch seit ihrer Heirat nicht mehr im Zentrum der Macht, wohl aber ein respektiertes und fest verankertes Mitglied der kolonialen Elite, zu der auch ein Teil des indigenen Adels zählte. Wie sie selbst sich in der neuen Gesellschaft verortete, wissen wir nicht, aber die Vorstellung einer klaren Trennung zwischen den Europäern als Eroberern und den Indigenen als den Eroberten ist ein Anachronismus, ebenso wie die Vorstellung einer indigenen Solidarität, zumal unter den schon vor der Ankunft der Spanier miteinander rivalisierenden Mitgliedern der Inkafamilie. Dennoch ist die Rolle von Inés bei der Verurteilung ihrer Halbschwester im Rahmen eines großen Aufstandes irritierend.
    Kurz vor Inés’ Hochzeit mit Ampuero begann in der Region um Cuzco eine der letzten großen Revolten des von den Spaniern als Marionette eingesetzten Inka Manco. Als ihm die wahren Absichten der Spanier klargeworden waren, floh er aus der Stadt. Mit der Unterstützung einiger anderer Gruppen und deren Truppen kehrte er zurück, belagerte die Stadt und hätte es fast geschafft, die Spanier aus Cuzco zu vertreiben.Auch Lima wurde von den Aufständischen bedrängt, allerdings nur für kurze Zeit. In dieser Zeit half Inés’
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