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Madru

Madru

Titel: Madru
Autoren: Frederik Hetmann
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Geschirr, Messer aus Stein, hölzerne Näpfe und Löffel. Als Jagdwaffen hatten sie große Bogen, die an den Wänden hingen. Die waren schön gearbeitet, in die Enden des Bügels waren Bäume geschnitzt. Daneben häufig eine Steinaxt. Im Süden benutzte man Armbrüste und Pfeile mit Eisenbolzen für die Jagd. Die Axtklingen waren aus Eisen.
    Jessach betrat ein Gehöft, dessen Gebäude etwas großzügiger wirkten als die Häuser, die sie bisher durchsucht hatten. Dem Wohnhaus gegenüber, in einer Einzäunung aus Palisaden, lag ein langgestreckter Schuppen. Jessach ließ das mit einem Querbalken verschlossene Tor öffnen. Etwas Licht fiel in den großen Raum. Da war etwas. Es wurde ihm ganz heiß. Schwarz war es. Gebündelt. Er trat rasch näher. Seine Hand, die er gierig ausstreckte, berührte weiches Fell.
    »Schwarze Eichhörnchen«, murmelte er verzückt.
    »Wieviel, Herr?« fragte der hinter ihm stehende Sergeant. Jessach ging durch die Reihen der Stapel. Das nahm und nahm kein Ende. Er kam zurück, auf den Sergeanten zu.
    »Ein paar tausend würde ich meinen«, sagte Jessach sehr leise. »Dann hätten wir unseren Tribut beisammen … brauchten nicht weiter zu ziehen?«
    »Aber nicht doch, Sergeant. Zusätzliche Beute. Wo sich viel findet, ist auch noch mehr. Der König gibt eine Belohnung, sobald wir wieder daheim sind.«
    »Ja, Herr!« sagte der Sergeant kleinlaut.
    Als sie wieder auf dem Hof standen, fiel Jessach ein, daß sich ein Siegel in seinem Gepäck befand.
    »Hier will ich bleiben«, sagte er, deutete auf das Wohnhaus und sah in dem Augenblick, daß die Eckbalken mit merkwürdig fratzenhaften Figuren versehen waren.
    »Mein Gepäck«, befahl er, »und laßt Wachen aufstellen. Bringt ein paar Leute mehr mit, damit wir die Bündel zählen lassen können.
    Danach sollen sie ihre Ruhe haben. Bei Sonnenaufgang geht es weiter nach Norden. Und Ihr, Dolmetscher, kommt mit und helft mir, mich im Haus einzurichten.«
    Jessach schien es, als fliege die fratzenhafte Figur auf ihn zu. Er schlug die Hand vor die Augen. »Lächerlich«, murmelte er. Drinnen kamen sie vom Flur in eine geräumige Küche. Er hieß den Dolmetscher rasch ein Feuer anzünden, die Speisen kosten, die sich in der Speisekammer fanden und ihm deren Geschmack beschreiben. Was der Dolmetscher aufzählte, als das Feuer brannte, war nicht nach seinem Gusto: »Schaut nach, ob Ihr irgendwo Bärenschinken findet.«
    Der Dolmetscher ging hinaus, stieg hinauf auf den Boden, wo er den Rauchfang vermutete. Während ihn Jessach noch dort oben herumtappen hörte, kam der Sergeant herein, gefolgt von zwei Männern, die Jessachs Gepäck trugen. Er ließ die beiden Kisten in die Nähe des Feuers rücken, öffnete die eine und suchte nach dem Siegel. Es zeigte, wie das Feldzeichen, ein geflügeltes Schiff, darunter waren noch die Zinnen einer Burg angedeutet. Jessach nahm das Petschaft und den Siegellack. Er wollte bei der Zählung der Felle mit dabei sein, dann die Tür des Schuppens mit seinem Siegel verschließen.
    Als sie auf den Flur traten, kam gerade der Dolmetscher die Treppe herab. Er schwenkte ausgelassen zwei Bärenschinken: »Eine Delikatesse. Selbst ein König würde sich die Finger danach lecken«, pries er seinen Fund an.
    »Seht zu, daß Ihr auch noch etwas zum Trinken auftreibt«, befahl Jessach, »vielleicht haben sie Met. Der Schinken wird Durst machen. «
    Dann folgte er dem Sergeanten hinaus auf den Hof.
    Vor 'der Haustür stand Nuri, neben sich die Stange mit dem Feldzeichen in den Boden gerammt. Er salutierte. Unwillkürlich wurde Jessachs Blick von der Fratze dort oben am Eckbalken angezogen. Es begann einzudunkeln.
    »Wir brauchen Licht«, sagte er.
    Drüben vor dem Tor des Lagerschuppens hatte der Sergeant zwei Mann als Wachen aufstellen lassen.
    »Sehr umsichtig von Euch«, lobte Jessach, »die Felle könnten leicht Beine kriegen. Schärft allen Soldaten ein: Wer Pelze findet und sie für sich behält, vergreift sich am Eigentum des Königs. Wen ich beim Stehlen erwische, dem lasse ich die rechte Hand abhacken.«
    Der Sergeant rannte noch einmal zum Wohnhaus zurück, um am Herdfeuer eine Fackel zu entzünden. Das Abendlicht war von mulmigem Grau. Viel dunkler würde es nicht mehr werden. Jessach blickte zu der Holzschnitzerei hin. Selbst jetzt im Zwielicht sah er sie ganz nah und deutlich, als stehe sie unmittelbar vor ihm. Das knatternde Geräusch der brennenden Fackel schreckte ihn aus der Starre hoch, in die ihn der Anblick der
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