Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Madame Butterflys Schatten

Madame Butterflys Schatten

Titel: Madame Butterflys Schatten
Autoren: Lee Langley
Vom Netzwerk:
herumsitzen und darauf warten, dass einem die Stille sagte, worauf zum Teufel Longfellow hinauswollte.
    Das Mädchen betrachtete noch immer den Mond, dessen Licht sich in ihren Augen spiegelte. Schließlich legte sie die Hände aneinander und verbeugte sich, fast so, als würde sie den Himmel grüßen. Sie drehte ein wenig den Kopf, schien erneut auf irgendetwas zu warten. Aufs Geratewohl machte Pinkerton eine ungelenke Verbeugung in Richtung Mond. Sie lächelte.
    Im Schlafraum löste er ihre Schärpe, streifte ihr den Kimono von den Schultern – ihr Nacken war so schmal wie der eines Kindes, und einen Augenblick fragte er sich, wie alt sie sein mochte, niemand hatte ihr Alter erwähnt, aber jetzt brauchte er sich auch keine Gedanken mehr darüber zu machen. Pinkerton war nicht unerfahren, aber etwas an diesem zierlichen, nachgiebigen Körper versetzte ihn in eine ungewohnte Erregung. In seiner Hast zerriss er ihre feine weiße Baumwollwäsche, und er hörte sie nach Luft schnappen, als er sie mit dem Gewicht seines Körpers auf den Futon drückte. Dann stieß sie einen Schrei aus.
    Der Futon war genauso unbequem, wie er befürchtet hatte, und es gab ein, zwei Missverständnisse und auch ein paar Tränen, aber im Großen und Ganzen war sie recht gelehrig.
    Danach sah sie ihm in die Augen und fragte: »Schön?«
    »Ja, klar. Schön.«
    »Gut.«
    Er war überrascht. »Du sprichst ja Englisch!«
    Sie schüttelte ernst den Kopf. »Ich lerne.«
    Er musste lachen. Das war niedlich und auch wahr. Sie musste noch viel lernen, aber sie zeigte eine rasche Auffassungsgabe.
    Später, nachdem Pinkerton eingeschlafen war und friedlich schnarchte, untersuchte sie ihren Körper; die samtweichen Falten, in die er sich gewaltsam einen Weg gebahnt hatte, waren aufgerieben, so wund, dass sie sogar bei der sachten Berührung ihrer Finger vor Schmerz leise aufschrie. Als ihr Ehemann aus seiner weißen Hose gestiegen war, hatte er einen merkwürdigen Körperteil zutage gefördert, leuchtend rot und so dick wie ihr Handgelenk. Die Frauen im Teehaus hatten sie gewarnt, dass Männer grob sein konnten, aber niemand hatte sie vor dem Schmerz gewarnt, scharf wie die Schneide eines Messers, eine lodernde Flamme zwischen ihren Beinen, die sie mit jedem Stoß zerriss. Vorsichtig schlüpfte sie aus dem Bett.
    Unter ihren wenigen Besitztümern befand sich eine Puppe, eine c ho-cho -Puppe im Kimono, die obi -Schärpe zu der Schmetterlingsschleife gebunden, der sie ihren Namen verdankte. Sie hatte aus einem Stück übrig gebliebener Seide einen Kimono für die Puppe genäht, hatte ihr winzige Perlen in die steifen schwarzen Haare geflochten. Aber sie hatte die Puppe nie vollständig ausgezogen. Jetzt tat sie es; sie zog ihr die weiße Unterwäsche aus und untersuchte den blassen Körper. Zwischen ihren Beinen war nichts. Sie gingen übergangslos in Hüften und Taille über. In die Puppe konnte niemand eindringen. Die Puppe spürte keinen Schmerz.
    Sie wusch seinen klebrigen Samen und ihr Blut ab. Trug auf die wunden Stellen eine kühlende Kräutersalbe auf. Als er sie wieder zu sich rief, zeigte sie sich gehorsam, ihr zierlicher Körper gefügig.
    Sie lernte ständig dazu. Sie schrie nicht mehr, sondern biss sich auf die Lippe, wenn der Schmerz sie zusammenzucken ließ. Sie brachte es fertig zu lächeln, und sie lernte, welche Bewegungen sie machen musste, wenn er in ihr war. Es gab immer noch mehr zu lernen, und sie lernte es. Und auch wenn sie manchmal weinte und ihr die Tränen in den gehorsam lächelnden Mund liefen, versäumte sie nie, sich hinterher besorgt zu erkundigen: »Schön?« Nach dem ersten Mal hatte er beim Anblick des Betttuchs überrascht festgestellt, dass sie noch Jungfrau gewesen war. Oder nicht? Diese Mädchen hatten ihre Finten. Das gehörte alles zum Spiel.
    Und sie war gelehrig.
    »Machen es so die Amerikaner?«, fragte sie und nickte, wenn er ihr etwas Neues zeigte. Ihre Bewunderung für alles, was amerikanisch war, war rührend. Ihre Landsleute setzten sich zum Essen auf den Boden und hatten einige recht komische Ansichten, aber sie ließ sich bereitwillig etwas beibringen, und das nicht nur zwischen den Laken.
    Da war zum Beispiel die Sache mit dem Garten. Zu ihrer Vorstellung von einem Garten gehörten offenbar ein paar Steine, ein bisschen Moos und ein Rinnsal Wasser. Er zeigte ihr Zeitschriften aus seiner Heimat, und es war klar, dass sie den Unterschied begriff. Sie ging den Hügel hinunter und suchte Sharpless
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher