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Madam Baeurin

Madam Baeurin

Titel: Madam Baeurin
Autoren: Lena Christ
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kann erst die Nudelpfanne nicht finden und dann das Backschäuferl, darauf die Schmarrenschüssel nicht und zuletzt den Dreihax.
    »Mit enkana Ausweißlerei und Umanandräumerei!« wettert sie. »Dee Kuchel hätts leicht no to bis zum Kirta! Aber naa, ausg'weißelt muaß werd'n! Zwegn dene Stadtscheesen da! Mir moanat schon, der Kini kaam oder der Kaiser! Mir woaß' ja do, daß nix dahinter is hinter dera Rechtsrätin und ihrane Töchter! Und hinter der andern alten Schachtel aa net! Was aus der Stadt kemma ist, hat no nia eppas taugt! No gar nia net!«
    Und da ihr Mann, der Schiermoser, in die Kuchel kommt und sich dreinmischt, indem er meint: »No, grad gar so unrecht sans net, insane Sommerfrischler! Mir muaßt scho d' Kirch beim Dorf lassen – sie ham alleweil schee zahlt!«, da fährt sie ihn giftig an: »Natürli! Er, der ganz G'scheite! Dees glaab i! Solln's net vielleicht no schuldi bleib'n aa! Is's no net Sach gnua, daß ma's geduldt, die Stadtg'sellschaft! Daß mir net amal mehr Herr is über sei Sach! Derf ma sich sei Haus voll anräuma lassen – und d' Betta z'sammliegn – und's Gras zertreten – und d' Sach ausschnüffeln ...«
    In diesem Augenblick treten der Großvater und die Großmutter in die Kuchel, und die Alte weiß sogleich, um was es geht: »Und da hat's aa ganz recht, d' Wabn!« unterbricht sie ihre Tochter, die immer noch Wabn von ihr genannt wird. »I habs aa gar net mit dene Sommerfrischler! Daß s' guat zahln ... no ja, dees is wahr. Aber Gaude hat mir aa grad gnua damit! Grad gnua, sag' i. Und alle Daama lang fragns di epps anders – und möchtns epps anders – und wissens epps anders! – Is 's eppa net wahr, Vata?« Sie schreit die letzten Worte ihrem tauben Eheherrn ins Ohr.
    Und der Alte lacht mit seinem zahnlosen Mund, lacht übers ganze Gesicht und meint: »Ja, ja. Recht warm is gwen. Recht scheene Täg ham mir. Da trückert d' Sach guat!« Und vergnügt zündet er seine Pfeife an.
    Der Schiermoser aber wiederholt eigensinnig: »Mir muaß d' Kirch beim Dorf lassen. Gar so zwider is 's net, d' Frau Rechtsrat. Und wenn die andern Sommerfrischler habn, kinnan mir aa oa habn. Dees ist koa Schand net. Dees g'hört zum Verschönerungsverein.«
    Damit hat er's aber ganz und gar verdorben bei den zwei Weibsbildern, und er muß sich ein schönes Donnerwetter gefallen lassen.
    »Zum Verschönerungsverein!« ruft die Schiermoserin giftig aus, und die Alte meint; »Weil's scho so schee san, die Stadterer! Hint mager und vorn dürr! Und z'sammgricht wie d' Spatzenscheuchan! Da balst mir net gehst mit dera Verschönerung!«
    »Und mit enkam neumodischen Glump überhaupts!« fängt die Wabn wieder an, »mit enkane Genossenschaften und Verein übereinand! An Raiffeisenverein ließ i mir ja no g'falln .... aber ...«
    Franz Schiermoser tritt im selben Augenblick ein.
    »Was is's mit'n Raiffeisen?« fragt er.
    »Ah nixen.«
    Die Schiermoserin stößt wütend in dem Mehlschmarren herum, während sie es sagt.
    Und die Alte geht schnell hinaus. Aber sie kommt sogleich wieder, denn die Neugier plagt sie doch zu stark.
    Der Schiermoser aber sagt grad in dem Augenblick zu seinem Sohn: »A Kreiz is's halt mit dee Weiberleut. Auf amal paßt eahna d' Reditsrätin nimmer.«
    Worauf die Schiermoserin heftig erwidert: »Dee hat mir no nia net paßt! Daß ihr's wißt's!«
    Da hält die Alte ihre Zeit für gekommen, auch dreinzureden. »No ja«, meint sie, »mir tuat eahna ja nix wega. Aber mir hätten aa ohne Sommerfrischler auskemma kinna. Mir hätten durchaus gar koa braucht. Gar koa. Dessell sag'i.«
    Und ihre Tochter fährt abermals giftig dazwischen: »I hab's no gar nia net mögn, die Stadtfrackn. I hab' mi alleweil gespreizt dagegen. Aber no, insaroana is ja der Garneamd! Insaroana hat ja daherin nix mehr zum Redn, seitdem daß der Bua 's Mäu offa hat!...«
    Bis hierher hat sie ihr Sohn ruhig reden lassen. Jetzt aber fährt er ihr doch wild ins Wort.
    »Und jetzt glangt's nachher, sag' i. Und an Ruah möcht' i hab'n! Und insane Sommerfrischler bleib'n da, so lang sie's g'freut, und bals da san, sans da. Verstanden! Und bals net a so g'macht werd da herin, wias recht und richti is, nachher geh' i! Auf der Stell geh' i! Nachher kinnts mit fremde Leut wirtschaften. Daß d'es woaßt.«
    Das hilft.
    Die Schiermoserin werkt mit brennrotem Kopf und klappert mit Tellern und Tiegeln, aber sie erwidert kein Wort mehr.
    Und die Alte läuft eilends davon.
    Der Schiermoser aber pfeift gellend durchs Haus und
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