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Madam Baeurin

Madam Baeurin

Titel: Madam Baeurin
Autoren: Lena Christ
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scho auf Liachtmeß oder z' Weihnachtn in d' Sommerfrisch gehn! Jetz', kaam daß der Schnee weg is. Mitten unterm Heuen und Ausweißeln!« – Sie werkt und hantiert wütend weiter und kann nicht aufhören, über die Städter im allgemeinen und die Rechtsrätin Scheuflein im besonderen zu wettern.
    Daneben an der Waschbank steht ihre jüngste Tochter, die Barbara, seift und bürstet grobe Hemden und singt dazu mit weinerlicher Stimme ein rührseliges Lied vom Herzverbittern und Vonmirgehn.
    Und dazu schleppt eine Magd in zwei Eimern bald kaltes, bald heißes Wasser herbei und läßt geduldig ein Donnerwetter ums andre über sich ergehen, weil sie der Schiermoserin zu langsam, der Barbara aber zu schnell werkt, der einen das kalte und der anderen das heiße Wasser über die Füße gießt und endlich gar noch der alten Großmutter, die strickend und nörgelnd auf der Hausbank sitzt, den knallroten Wollknäul mit ihrem klappernden Holzschuh in eine trübe Wasserlache stößt.
    Drinnen in der Wohnstube aber werkt der alte, taube Großvater, taucht den langgestielten, altmodischen Malerpinsel in die himmelblaue Kalkbrühe und streicht bedächtig Fleck um Fleck, bis zu guter Letzt die ganze Stube gleich dem sommerlichen Himmel draußen im schönsten Blau erstrahlt.
    Danach trägt er seinen Farbkübel hinaus in die Kuchel, mischt ein Päcklein helles Gelb unter den blauen Kalk und beginnt sodann auch hier das Werk der Verschönerung.
    Des Schiermosers zweite Tochter, die Mariedl, hantiert derweil in den fertigen Räumen frisch mit Schrubber und Besen, und der Ochsenbub zieht bedächtig rings an den getünchten Wänden mit dunkelbrauner Farbe breite Striche als Zierde und Abschluß und pfeift dazu den neuesten Gassenhauer.
    So hat ein jedes im Haus seine Arbeit.
    Draußen auf den Wiesen aber werkt der Schiermoser mit den Knechten und Dirnen. Die einen mähen, die andern wenden, und die dritten wiederum häufeln das trockene Heu und führen es heim.
    Des Schiermosers einziger Sohn aber, der Franz, war zu Holzkirchen auf dem Viehmarkt und fährt nun gemächlich heimzu.
    Langsam läßt er den Braunen über die bergige Straße hinauftraben und pfeift dazu die Melodie eines derben Landlers.
    An der Wegkreuzung zwischen Straß und Au steht der Hof des Straßlerbauern.
    Und hinter der Streuschupfe des Hofes steht die Nanndl, des Straßlerbauern Tochter, und schaut auf das herankommende Fuhrwerk des Schiermoserfranzl.
    Denn die Nanndl wär in ihrer Seel nicht abgeneigt, einmal Schiermoserin zu werden.
    Als daher der Franzl in ihre Nähe kommt, begrüßt sie ihn mit breitem Lachen und fragt: »He du! Wo aus denn?« »Hoamzua«, erwidert der Franzl und will weiterfahren.
    Aber die Nanndl fragt weiter: »Wo kimmst denn her?«
    »Vo Holzkirch. Am Viehmarkt bin i gwen.«
    Nun hält er doch sein Fuhrwerk an. Denn die Nanndl wird anzüglich.
    »Hast dir nachher a saubers Stuck außagschaugt?«
    »Balst eppa a zwoahaxats moanst, nachher muß i naa sagn!« erwidert er ihr schmunzelnd und steigt vom Wagen.
    »D' Holzkirchener Kaibeln san gar net darnach, daß oana an Fiduz drauf kriagn kunnt!«
    »Ja no«, meint die Nanndl, »du bist aber aa glei a so a hoaklicher! Bis dir amal epps taugt ...«
    Sie lacht kokett.
    Der Franzl faßt sie um die Hüften.
    »Moanst, daß d' mir du net taugen tätst?« fragt er halblaut und sucht ihren Mund. Die Nanndl lacht laut und geziert auf.
    »Du bist aber a Schlankl, du!«
    Sie entwindet sich seinem Arm. »Ja, ja. Zum fürn Narrn Halten tät dir wohl jede taugn, gell! Aber zum Heiratn ...« »Geh, brummel net, Dirndl!« unterbricht der Tropf ihre Betrachtung und verschließt ihr den Mund auf eine Weis', daß sie das Weiterschwatzen von selber vergißt.
    Dann lacht er belustigt auf, steigt auf sein Fuhrwerk und ruft: »Zum fürn Narrn haltn hast gsagt, gell! Zu epps andern taugts aa net, ös Weiberkittel übereinand! Hüa, Alter! Fahr zu!«
    Und er fährt davon, indes die Nanndl dasteht und ihm mit einem Gemisch von Zorn und Sehnsucht nachschaut, bis er hinter den ersten Bäumen des nahen Waldes verschwunden ist.
    Mit der Erkenntnis, daß alle Mannsbilder, besonders aber der Schiermoserfranzl, lose Rüpel seien, geht sie aufseufzend wieder zurück ins Haus zu ihrer Arbeit.
    Der Franzl aber versetzt seinen Braunen in einen frischen Trab, rückt das Plüschhütl keck aufs linke Ohr und singt:

    »Aber gell, du Blauaugete,
    Gell, für di tauget i,
    Gell, für di war i recht,
    Wann i di möcht!«

2
    Des
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