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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten
Autoren: Andrea Schacht
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einfachen Dinge zu glauben.«
    »Das stimmt. Es ist seltsam, nicht wahr? Seit ich hier bin, hat sich viel getan. Ich scheine in eine Art Gewebe geraten zu sein, dessen Fäden sich über Raum und Zeit erstrecken. Aber ich kann das Muster nicht erkennen, damit es ein Bild für mich ergibt.«
    Ich verstummte, überrascht von meinen eigenen Worten.
    »Ein schöner Vergleich, Kind. Ja, es ist ein wunderbares Gespinst, das durch Euch offenbar wurde. Und es sind noch weitere Fäden darin, die zueinandergehören. Darum habe ich Euch hinausgebeten.«
    »Haben Sie noch mehr herausgefunden? Zu den alten Clangeschichten?«
    »Nein, nicht zu diesen. Nein, es ist eine Verbindung, die sich bis in die Gegenwart erstreckt, Margita.«
    Er sah über den See hinaus, und sein bärtiges Gesicht hatte einen traurigen Ausdruck. Spontan legte ich meine Hand auf die seine. Er drehte sich um, und ein solch liebevoller Blick streifte mich, dass sich ein Kloß in meiner Kehle bildete.
    »Ich habe mich mit Eurer Tante lange unterhalten, Margita. Über die Zeit vor sechsundzwanzig Jahren. Ich habe Henrietta sehr geliebt, auch wenn Ihr das vielleicht nicht glauben mögt. Sie war eine ernsthafte Frau, nicht leichtherzig und fröhlich. Aber sie war, und ich denke, sie ist es noch heute, sehr tiefer Gefühle fähig. Sie ist auch stolz. Beides zusammen hat sie empfindlich gemacht, verletzbar.«
    »Ja, das habe ich inzwischen auch herausgefunden. Sie hat eine raue Schale um sich herum aufgebaut, damit sie sich nicht ständig Wunden reißt.«
    Arthur nickte.
    »Die Schuld liegt zu einem großen Teil bei mir, denn ich habe ihr in meinem Leichtsinn einen furchtbaren Schmerz zugefügt.«
    »Die Tänzerin mit den Flammenhaaren?«
    »Ja. Es war auf einer dieser wilden Partys, die damals gefeiert wurden. Wir besuchten sie gemeinsam, verloren uns aber vom ersten Augenblick an im Gedränge. Dort traf ich diese übersprühende, quecksilbrige junge Frau. Wir tanzten, wir plauderten, später baten sie mich, die alten Balladen zu singen, und sie saß wie anbetend zu meinen Füßen.
    Wir tranken, wir redeten, ich vergaß Henrietta für Stunden, ja, ich sah sie nicht einmal mehr in der Menge. Ich wachte auf in einem fremden Bett, die flammenhaarige Frau neben mir. Meine Gewissensbisse waren nicht sonderlich groß, so etwas passierte eben. Doch Henrietta weigerte sich von Stund an, mich überhaupt nur zu sprechen. Kein Brief erreichte sie, am Telefon ließ sie sich verleugnen, wenn ich sie irgendwo traf, drehte sie mir den Rücken zu. Ich nannte sie für mich albern und überspannt. Und ging bald darauf wieder auf Reisen.«
    »Ja, aber...«
    »Lasst mich zu Ende erzählen, Kind. Denn es hat lange gedauert, bis ich den Grund für ihr Verhalten herausfand. Erst ein paar Jahre später fragte mich ein Bekannter aus jener Zeit, ob ich denn Angela, Henriettas Schwester, je wiedergesehen hätte. Ich hatte es nicht. Ich wusste nicht einmal, wen er meinte. Aber er war einer von denen, die nichts für sich behalten können, und erzählte es mir. Er merkte nicht, wie mich das Entsetzen packte. Er erwähnte auch das Kind, eine Tochter namens Margita, das Angela bekommen hatte.«
    Das Mondlicht warf noch immer seinen silbernen Pfad über den See, die Berge ragten weiter schwarz gegen den nachtblauen Himmel auf, und die Sterne funkelten unbeeindruckt von den kleinen Menschenwesen auf diesem Planeten.
    »Es hätte auch ein anderer Mann sein können?«
    »Natürlich.«
    »Aber Sie glauben es nicht.«
    »Nein, Kind. Ich möchte es nicht glauben. Bist du entsetzt?«
    »Nein, aber... Ich muss ein bisschen nachdenken.«
    »Sicher.«
    Nahmen die Wunder kein Ende? Es konnte Zufall sein. Doch eigentlich wollte ich es zu gerne glauben. Es gab Tests, die die Vaterschaft beweisen würden oder nicht. Aber da war auch noch mein Gefühl. Und so mochte denn noch ein weiterer Faden das Muster des Schicksals gestalten, das ich das meine nenne. Ein Muster von Trauer, Schmerz, Leidenschaft und Liebe.
    Ja, auch Liebe und Vertrauen. Meine Gefühle für den alten Barden waren vom ersten Tag an warm gewesen, vertraut und liebevoll. Ich legte meinen Kopf an seine Schulter und meinte: »Wir haben viel gemeinsam, Arthur. Vielleicht überrascht es mich darum nicht besonders. Aber ich bin sehr glücklich, in dir meinen Vater gefunden zu haben.«
    »Das Glück, mein Kind, liegt auch auf meiner Seite.«
    Es gab in diesem Augenblick nicht viel zu sagen. Er legte den Arm um mich, und wir sahen den Fluss hinauf.
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