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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten
Autoren: Andrea Schacht
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anderes übrig, als von der Bank zu erzählen, denn Leugnen hätte nichts genutzt.
    »Da steht das Telefon. Rufen Sie Ihren Freund an und sagen Sie, Sie hätten den Irrtum aufgeklärt.«
    »Wie soll ich ihm das weismachen?«
    »Ihnen wird schon was einfallen, schauen Sie genau hin.«
    Der Dolch ritzte die Haut an meinem Hals auf, und ich spürte Blut in meinen Pulloverkragen tröpfeln. Doch seltsam, ich fürchtete mich nicht besonders. Es war ein eigenartig abgehobenes Gefühl, als stünde ich bereits jenseits der Angst. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie Ken heimlich nach einem Briefbeschwerer aus dem berühmten Edinburgher Granit griff. Dann wandte er sich zum Telefon um. Ich ahnte, was er vorhatte, und in einer verrückten Anstrengung stieß ich meinen Ellenbogen rückwärts.
    In dem Moment, in dem MacDuffnet der Dolch von meinem Hals glitt, warf Ken den Stein. Er traf ihn - knapp an der Schläfe. Doch MacDuffnet war hart im Nehmen. Er ließ mich los, gab mir einen weiteren brutalen Stoß, und ich landete neben einem Stuhl an der Wand, wo ich mir schmerzhaft den Kopf anschlug und benommen liegen blieb.
    Das Nächste, was ich sah, war Ken, der sich verzweifelt gegen den Dolchangriff wehrte. Ken war geschickt und geschmeidig, er konnte dem behäbigeren Angreifer noch ausweichen, aber MacDuffnet war inzwischen völlig übergeschnappt. Sein Gesichtsausdruck erinnerte mich an MacLeod, als er das Schwert schwang. Mord stand darin. Blut!
    Und dann geschah das Unglaubliche.
    Plötzlich durchdrang mich ein Schauder, und ich erkannte MacTiger neben mir.
    Er sah mich an.
    Ich wusste inzwischen, was sein Blick bedeutete. Ich nahm meine ganze Kraft zusammen und legte meine Hand zwischen seine Ohren. Schloss die Augen und dachte an... ja, ich dachte an Arthur. Ich dachte an meine Mutter. Ich dachte an Margaret und die Alte im Steinkreis, und wie von selbst schloss sich meine Hand um Margarets Silberbrosche unter meinem Pullover. Ich spürte, wie ein Energiestrom von mir zu MacTiger floss. Dann öffnete ich die Augen wieder. MacTiger war fort, und MacDuffnet grunzte, denn Ken hatte ihm einen Tritt ans Schienbein verpasst, der mit der Wucht von Wut und Angst gleichermaßen ausgeführt worden war. Doch der Schmerz machte dem Hotelbesitzer offenbar nichts aus, im Gegenteil, mit neuer Gewalt drang er auf Ken ein.
    Ich schrie auf, als Ken stürzte und MacDuffnet mit dem Dolch auf ihn einstechen wollte.
    In diesem Moment sprang eine gewaltige Wildkatze auf ihn zu. Groß wie ein Luchs, mit flammenden Augen, mit weit aufgerissenem Maul, aus dem ein Fauchen kam, das nicht von dieser Welt schien.
    MacDuffnet erstarrte buchstäblich in der Bewegung. Der Dolch fiel aus seiner Hand, sein Gesicht wurde blaurot, und er brach röchelnd auf dem Boden zusammen.
    MacTiger setzte neben ihm auf und legte seine Pfote auf den Hals seines Opfers. Ein tiefes Grollen aus seiner Kehle brachte die Scheiben zum Klirren.
    Ken rappelte sich hoch und schüttelte ungläubig den Kopf - in diesem Moment flog die Tür auf. Arthur und Tante Henrietta standen schwer atmend in der Öffnung.
    »Ist alles in Ordnung, Kind?«
    »Ja, Arthur. Bis auf den da. Der braucht einen Arzt und einen Richter.«
    Tante Henrietta sah mich an und dann mit einem seltsamen Lächeln MacTiger. Den wiederum schien die Aufmerksamkeit zu stören. Er stand auf und sprang an meine Seite. Ich sah ihn an und strich über seinen grauschwarz getigerten Rücken. Er hatte wieder seine normale Katergröße angenommen.
    »Danke, alter Freund«, flüsterte ich. Und er, er legte seinen dicken Kopf in meine Hand und drehte ihn zärtlich hin und her. Dabei schnurrte er sein geisterhaftes Schnurren. Dann wurde er durchsichtiger und durchsichtiger, ein blasser Nebelschimmer noch, ein Hauch von roten Augen. Er löst sich auf, der Raum wird leer - er ward gesehen nimmermehr.
     
    Wir trafen uns später am Abend in Arthurs Kate, Ken, Tante Henrietta und ich. Arthur hatte Tee gemacht. Starken, heißen Tee mit Milch und Zucker, das Allheilmittel in diesem Land. Nicht zu Unrecht, wie ich merkte. Die Anspannung ließ nach, ich fühlte mich gewärmt und vergaß sogar beinahe die Prellungen und blauen Flecke.
    MacDuffnet war mit einem Herzanfall ins Krankenhaus gebracht worden, die Polizei hatte uns befragt und angeordnet, dass wir das Hotel nicht verlassen durften. Aber danach stand uns sowieso nicht der Sinn.
    Ich legte meine beiden Hände um die warme Steinguttasse und fragte: »Wo wart ihr eigentlich? Ich
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