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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten
Autoren: Andrea Schacht
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Von der grausamen Geschichte gerührt, nahm die bunte Gesellschaft sie auf, und die beiden zogen mit den Feuerschluckern und Seiltänzern, den Zauberern und Akrobaten hinunter in den Süden der Insel bis London. Hier im bunten Gewühl fiel eine wortkarge Schottin mit einem stummen Kind nicht auf.
    Morri, die Mary als ihre eigene Tochter ausgab, fand eine Anstellung als Küchenhilfe in einem großen eleganten Haus. Sie durfte sogar zusammen mit dem Kind in einer winzig kleinen Dachkammer leben. Mary war zufrieden damit, langsam schien sie die Vergangenheit zu vergessen. Sie war klug und lernte schnell von den Herrschaften, erwarb sich gute Umgangsformen, war höflich und geschickt. So kam es, dass sie nicht wie viele andere ihr Leben als Arbeiterin in einer der düsteren Manufakturen fristen musste, sondern einen kleinen Hutladen eröffnete. Mitte zwanzig war sie, als ihr der Besitzer einer Zinnmine aus Cornwall begegnete. Auch seine Vorfahren hatten sich aus einfachen Verhältnissen emporgearbeitet. Es gefiel ihm, wie Mary das Leben meisterte. Mary heiratete ihn und zog zusammen mit Morri nach Cornwall. Sie führte, allem Vernehmen nach, eine glückliche Ehe.
    Auf der Kinderfrau aber lastete schwer das Wissen um die Vergangenheit. Sie wollte dem Mädchen das Erbe sichern, wollte vor ihrem Tod Zeugnis darüber ablegen, dass Mary die letzte Überlebende der MacIains war und rechtmäßige Erbin von Drumnadruid Castle. Inzwischen gab es kein eigenständiges Schottland mehr. Die Engländer hatten ein Jahr nach der Flucht der beiden das Hochland endgültig unterworfen. Die Burgen waren zerstört, die stolzen Clan-Chefs gefangen, verfolgt oder getötet worden. Trotzdem war der Anspruch auf das Land nach wie vor rechtens. Daher machte sich die alte Frau auf den Weg zu dem Pfarrer, der das junge Paar getraut hatte. Ihm vertraute sie Marys wahre Herkunft an und bat um seinen Rat. Er versprach Morri, ihre Erzählung im Kirchenbuch aufzuschreiben und sie bei passender Gelegenheit nach Morris Ableben an Mary zu übergeben.
    Aufgeschrieben wurde die Geschichte, doch Mary hat sie nie zu lesen bekommen. Vielleicht war der Pfarrer im tiefsten Innern auch nicht von der Wahrheit der Erzählung überzeugt, vielleicht wollte er das Glück der Familie nicht durch Rechtsstreitigkeiten beeinträchtigt sehen, oder er vergaß einfach, das Versprechen einzulösen.
    So blieb das wahre Geschehen für lange Zeit verborgen.
     
    Alasdair MacLeod fand seine Liebste in den Trümmern von Drumnadruid Castle. Er wusste, wer für den Überfall verantwortlich war, und wie von Sinnen vor Trauer und Wut wandte er sich von seinem Vater ab. Viele Jahre lebte er einsam im Moor. Erst spät fand er eine Frau, eine arme Kätnerin, mit der er einen Sohn zeugte. William, der Junge, wuchs zu einem kräftigen Mann heran. Er war fleißig und half seinen Eltern bei der Schafzucht. Doch dann kam die Katastrophe. Der Landbesitzer verkaufte an einen neuen Herrn. Dieser sah ein gewinnbringendes Geschäft in der Schafzucht. Noch mehr Tiere sollten auf den mageren Weiden des Hochlandes grasen. Die kleinen Katen und winzigen Dörfer störten ihn, Pachtverträge wurden widerrechtlich gekündigt. Wer sich weigerte, das Land zu verlassen, wurde mit Gewalt vertrieben. Die Dörfer wurden niedergebrannt und bis auf die Grundmauern zerstört.
    So erging es auch Alasdair, Anne und William. Innerhalb weniger Tage mussten sie ihre Hütte räumen, wurden gezwungen, fortzugehen mit dem Wenigen, das sie tragen konnten. Es gab nur einen Weg aus dem Elend - sie buchten eine Überfahrt in die Neue Welt. Die Überfahrt war stürmisch, und in der bedrückenden Enge unter Deck starb Alasdairs Frau am Fieber.
    Ein barscher Hafenbeamter registrierte die Auswanderer, und als Vater und Sohn an der Reihe waren, nannte Alasdair sich trotzig MacLeod of Blair Rath Castle. Der Beamte schüttelte den Kopf über diesen komplizierten Namen und trug die beiden als Al und Will Mackey in das Papier ein. Mit diesen Namen bekamen sie ihren Passierschein.
    William erhielt eine Beschäftigung als Träger im Hafen, sodass er seinen Vater ernähren konnte. Er fand eine Frau und gründete mit ihr eine Familie. Alasdair starb bald danach. In seiner letzten Stunde war er nicht mehr bei Verstand. Er stammelte von einer großen Liebe namens Margaret, von Feen und Elfen, von Mord und Blut. William konnte sich keinen Reim darauf machen, aber sein Weib schrieb getreulich die letzten Worte auf, um sie in die Familienbibel
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