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Macht Musik schlau?

Macht Musik schlau?

Titel: Macht Musik schlau?
Autoren: Lutz Jäncke
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einen neuen Gedächtnisinhalt einzufügen, der überhaupt keinen Bezug zu den angebundenen Informationen hat. Die Frage, ob und wie viel Lernübertragungvon einem Lerninhalt auf einen anderen besteht, wird vor allem im pädagogischen Kontext im Hinblick auf die Bedeutung formaler Bildung sehr intensiv diskutiert. So wird zum Beispiel diskutiert, dass die Inhalte der Schulfächer für sich genommen eigentlich nicht wichtig seien, sondern die Lernübertragung von dem jeweiligen Schulfach auf andere Lernsituationen. So sei beispielsweise Latein für sich genommen als Sprache eigentlich nicht wichtig, sondern der Schüler lerne durch die Beschäftigung mit lateinischen Texten, logisch zu denken, Texte zu interpretieren und vieles mehr. Ob dies der Fall ist, ist bislang nicht zweifelsfrei nachgewiesen worden. Aber man darf davon ausgehen, dass solche übergeordneten Lerntransfers wirklich stattfinden. Wahrscheinlich werden solche übergeordneten Lerntransfers auch durch den Musikunterricht ausgelöst.
    Wunderwelt der Neuroanatomie und Bildgebung
    An einigen Stellen des Buches werde ich nicht umhin können, neuroanatomische Begriffe zu verwenden. Für den Laien sind diese Begriffe nicht unmittelbar verständlich. Meistens sind sie in lateinischer oder griechischer Sprache. Gelegentlich werden sie auch noch abgekürzt und wirken für den Laien dann noch unverständlicher. Wenn es möglich ist, habe ich deshalb deutsche Begriffe verwendet. Eine Übersicht über die anatomische Einteilung des Gehirns habe ich in Abbildung 1 dargestellt.
    Wenn ein Baby zur Welt kommt, beträgt das Hirngewicht ungefähr 400 Gramm. In den ersten fünf bis sechs Jahren des menschlichen Lebens passiert etwas Wunderbares und Erstaunliches. Das Gehirn wächst bis zirka zum 6. Lebensjahr um das Dreifache, von 400 Gramm auf 1200 Gramm. Danach kommt es zu einigen kleinen aber durchaus markanten internen Veränderungen des Gehirns, aber das Hirngewicht ändert sich dann nicht mehr so dramatisch. Das erwachsene Gehirn wiegt etwa 1,3 bis 1,4 Kilogramm, und man schätzt, dass es aus etwa 100 Milliarden Gehirnzellen besteht. Diese Gehirnzellen werden auch Nervenzellen oder Neurone genannt. Neurone haben einen Zellkörper und kurze und lange Fasern, die mit den Zellkörpern und Fasern anderer Neurone Kontakt aufnehmen. Die Fasern, die Informationen zum Nervenzellkörper übermitteln, werden Dendriten genannt, jene Fasern, welche Informationen vom Nervenzellkörper fortleiten, nennen wir Axone. Diese Fasern kann man auch in Analogie zur Telefontechnik als Kabelbezeichnen. Über diese Verbindungen wird ein gigantisches Netzwerk aufgebaut. Man schätzt, dass rund eine Million Milliarden (10 15 ) Verbindungen zwischen den Nervenzellen existieren. Unser Gehirn schaltet immer Gruppen von Nervenzellen zusammen, um bestimmte Aufgaben zu bewältigen, nie sind nur einzelne Nervenzellen aktiv. Über diese Kabelsysteme werden elektrische Informationen übermittelt. An den jeweiligen Kontaktstellen zwischen den Nervenzellen wird in Abhängigkeit der elektrischen Erregung ein chemischer Botenstoff ausgeschüttet (Transmitter), der über den kleinen Spalt zwischen den Kontaktstellen «hinüberwandert» und auf der anderen Seite wieder elektrische Erregungen auslöst. Die elektrische Aktivität des Gehirns kann mit speziellen Verfahren gemessen werden. Dazu gehört die Elektroenzephalographie (EEG). Hierbei werden auf dem Kopf der Versuchspersonen Elektrodenkappen angebracht, welche die kleinen elektrischen Spannungsschwankungen des Gehirns messen. Das EEG ist besonders gut geeignet, um elektrische Hirnaktivität mit hoher zeitlicher Auflösung zu messen. Man kann mittlerweile anhand der Verteilung der elektrischen Aktivität an der Schädeloberfläche recht gut auf die zugrundeliegenden Quellen zurückschließen. Allerdings ist die Genauigkeit der Schätzungim Vergleich zu anderen Verfahren nicht besonders hoch. Eine etwas komplexere Methode misst die durch die elektrische Aktivität entstandenen Magnetfelder an der Kopfoberfläche. Dieses Verfahren nennen wir Magnetenzephalographie (MEG). Sehr beliebt ist die Magnetresonanztomographie (MRT). Dieser komplizierte Name wird für eine sehr beliebte Methode der kognitiven Neurowissenschaften verwendet, mit der man sehr präzise anatomische Bilder des menschlichen Gehirns anfertigen kann. Diese Methode ist
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