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Macho-Mamas

Titel: Macho-Mamas
Autoren: Michèle Binswanger , Nicole Althaus
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Mehrheitsfähig allerdings auch nicht. Ferien hin oder her. Jedenfalls lag unter dem Stapel Post, der sich in unserer Abwesenheit angesammelt hatte, eine Werbebroschüre eines neuen Kindercoiffeurs in unserer Nähe: «Kinderhaarschnitt – Cüpli und ein paar ruhige Minuten fürs gestresste Mami inklusive» stand da. Ob man sich das gönnen darf?
     
    Letzte Ausfahrt Spießertum (M. B.)
    Vergangenes Wochenende war es mal wieder so weit. Das Chaos suchte mich heim, in Form der ganz normalen Unglücksfälle und Katastrophen, die ein Familienleben so mit sich bringt. Zuerst ließ ich mich zu einem spontanen Möbelkauf verleiten, den mein Mann aber nur bedingt toll fand, weil unser Keller jetzt schon überquillt. Die unmittelbar notwendige Räumung des Bisherigen mussten wir aufschieben, weil Kinder zu Geburtstagen zu bringen waren und mein Mann sich auf die abendliche Verpflichtung vorzubereiten hatte. Über Nacht beherbergte ich dann die Nachbarskinder bei mir, was sich zum fröhlichen Fiasko entwickelte, weil eins der Kinder von asthmatischem Husten geschüttelt wurde, das Zweite sich über den Lärm beklagte und das Dritte sich am Morgen wegen Schlafmangel erbrach. Und als meine Tochter verlangte, doch bitte nicht den ganzen Sonntag zu Hause sitzen zu müssen, da blieb nur die letzte Lösung: Sonntagsspaziergang – Wochenhöhepunkt bürgerlicher Spießigkeit. Und weil ich keine Energie mehr hatte, eine Klettertour zu planen oder die van Gogh-Ausstellung zu besuchen, ergab ich mich und trottete mit übernächtigtem Mann und Kindern friedfertig inmitten anderer Familien durchs Naherholungsgebiet.
    Manchmal macht man sich auch über unwichtige Fragen Gedanken – besonders, wenn man mit seinen kinderlosen Freunden spricht. Eine dieser Fragen lautet: Warum tritt Spießigkeit in Familien so sicher auf wie die Korruption in Kongo? In diesem Blog wurde schon heftig darüber diskutiert, was spießig sei. Die einen halten die Angst vor Spießigkeit für spießig, andere den krampfhaften Individualismus oder die Kombination von Haus, zwei Autos, Familie und Hund. Ich aber denke, Spießigkeit ist das, was notwendig bei einer Familiengründung entsteht.
    Spießertum, mit anderen Worten, ist nichts anderes als die Antithese zum jugendlichen Geist. Dieser segelt meist unter der Flagge der Nonkonformität, wirft, auf der Suche nach sich selbst und seinen Möglichkeiten, möglichst viel Ballast aus seiner Kindheit ab, strebt nach einem Leben in Freiheit, ohne Wurzeln und möglichst ohne festen Wohnsitz.
    Dieser Trip büßt rasant an Fahrt ein, wenn Kinder da sind. Und ehe man sich’s versieht, mündet die Reise in den Hafen des Erwachsenseins, ohne vorher irgendeinen Zoll passiert zu haben, man geht einer geregelten Arbeit nach, bereitet drei Mahlzeiten täglich, geht früh zu Bett und macht Sonntagsspaziergänge. Und findet das nicht mal schlimm. Denn es gibt ja auch noch die andere Seite: die Erkenntnis, dass die Zeit nicht nur eine unumkehrbare Richtung, sondern auch mehr Tiefe hat, als man je für möglich hielt. Dass Wurzeln eine gute Sache, dem ewigen Dahintreiben gar vorzuziehen sind. Natürlich soll man auch mit Familie seine jugendlichen Träume nicht verleugnen. Nur hat man jetzt die Möglichkeit, sie etwas realistischer ins Auge zu fassen. Natürlich kann ich mich auch heute noch überall auf der Welt niederlassen. Nur bin ich keine einzelne Blume mehr, die eine neue Heimat in einer bunten Wiese findet. Jetzt bringe ich einen ganzen Blumenstock mit. Den kann man zwar umtopfen, aber ich bleibe in derselben Erde. Entgegen dem allgemein negativen Image der Spießigkeit ist das doch ein tröstlicher Gedanke.
     
    Mütter zwischen Wille und Kontrollwahn (N. A.)
    Vor wenigen Wochen brachte mich der Inhalt eines Koffers ins Grübeln. Oder vielmehr die Dinge, die nicht im Koffer waren. Mein Mann hatte nämlich ausnahmsweise für die Kinder gepackt. Es fehlten: der Vielleicht-wird’s-ja-nochmals-warm-Rock, die blaue Bluse, die so schön zu den Augen der Kleinen passt, der Es-könnte-schneien-Faserpelz, die richtige Zahnpasta und Pyjamas.
    Ich weiß, was Sie jetzt denken, und ich gebe Ihnen recht. Kein Grund zum Nörgeln, alles halb so wild. Die Dinge, die im Koffer fehlten, habe ich in den Ferien nicht wirklich vermisst. Elmex gibt’s in jeder Drogerie, geschneit hat es nicht, und schlafen kann man auch in Unterhose und T-Shirt. Aber sie waren trotzdem ständig da. Jeden Abend, wenn die Kinder ins Bett hüpften, stolperte ich
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