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Macho-Mamas

Titel: Macho-Mamas
Autoren: Michèle Binswanger , Nicole Althaus
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schwarzen Strichen, die sie rot übermalt, wenn es dunkel wird und endlich wieder einer dieser unendlich langen Tage, der sie vom großen Fest trennt, «fertiggelebt» ist, wie sie sagt. Dreizehn Tage hat sie schon mit Rot in die Vergangenheit ihres jungen Lebens verbannt, als sie heute in der Früh, es dämmerte gerade, zu mir ins Bett kroch: «Mama», sagte sie. «Jetzt geht es noch eine Woche.»
    «Hmm», machte ich nur und deckte das Mädchen zu, das jedoch auf der Wichtigkeit seiner Entdeckung bestand und mit ihren Fingerchen vorrechnete, wie eine Woche ging, nämlich so: «Heute», sie streckte den Daumen hoch, «ist der Tag, an dem du zu Hause bist. Morgen sind wir alle da und übermorgen auch. Dann muss ich in den Hort und du gehst arbeiten. Und dann», sagte sie und tippte auf ihren kleinen Finger, «dann kommt mein Lieblingstag, wo nur du und ich alleine Mittag essen …»
    Jetzt erst dämmerte mir: Meine Tochter hat am vierzehnten Tag ihrer Zeitzählung ihr Denken in die Zukunft verlängert. Noch ist sie das Zentrum ihrer Woche und ich, die Mutter, bin ihre Zeitmessung. Doch lange wird es nicht mehr dauern, bis sie begreifen wird, dass ihr Lieblingstag Dienstag heißt – auch dann noch, wenn ich nicht mehr mit ihr alleine zu Mittag esse und der Tag auf ihrer Favoritenliste nach unten rutscht.
    Sechs Jahre lang war ich der Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag ihrer Woche. Ich war die Temperatur ihrer Tage, das Maß ihrer Dinge. Ich war der Anfang jeder Entdeckung und das Ende fast jeder Angst. Sechs Jahre lang war ich der Fixstern im Universum meiner kleinen Tochter. Das ist das größte Privileg einer Mutter. Keine Mühsal vermag darauf auch nur den kleinsten Schatten zu werfen. Und wenn, wie gerne und oft beklagt wird, solche Privilegien selten zur Sprache kommen, dann nur, weil ihre Größe einem die Sprache verschlägt.
    «… Dann ist der Tag, wo Papa zu Hause ist und du immer spät heimkommst. Und dann, Mama, siehst du?, dann habe ich Geburtstag!», triumphierte meine Kleine und streckte nun sieben ihrer kleinen Finger in die Luft. «Ja», sagte ich nur und drückte sie an mich, «noch siebenmal schlafen.» Als könnte ich mit der Übersetzung der Woche in die frühkindliche Zeitmessung die wunderbare Zeitvergessenheit meiner Tochter noch ein wenig festhalten. Und meinen Platz in ihrem Universum.
     
    Fünf Dinge, die verraten, dass sie keine Traummutter sind (M. B.)
    Die meisten Mütter hegen den heimlichen Wunsch, die beste aller möglichen, eine richtige Traummutter zu sein. Denn in der Nachbarschaft gibt es immer eine andere, die besser organisiert, ausgeglichener und überhaupt viel engagierter zu sein scheint. Erstaunlicherweise fördern auch riskanteste Feldforschungen bei näheren und ferneren Bekannten nie zweifelsfrei anerkannte Exemplare von Traummüttern zutage. Gibt es sie überhaupt? Um dem Phänomen Traummutter ex negativo auf die Spur zu kommen, sind hier fünf Punkte, an denen Sie erkennen können, dass Sie keine Traummutter sind:
     
    › Wenn Sie sich nächtelang mit Meditation, autogenem Training und Selbsthypnose auf den Elternabend vorbereitet haben und trotzdem zwanzig Minuten nach Beginn auf dem Sitz herumzurutschen beginnen wie eine Kontinentalplatte auf ihrer Drift in die nächste Subduktionszone, dann wird auch das angestrebte Mutterideal nur noch eins tun: Schutz suchen und sich festhalten. Denn das Erdbeben folgt unweigerlich, wenn die versammelte Elternschar ihr Dauerfeuer aus Detailfragen auf die Lehrerin eröffnet, Sie sich stöhnend und ächzend nur knapp auf dem Stuhl halten können, bis das Gebäude Ihrer Respektabilität bei der Elternpeergroup Totalschaden genommen hat.
    › Ihr Kind freut sich zwar seit Wochen auf seinen Geburtstag, aber Sie schaffen es erst in den frühen Morgenstunden des großen Tages, einen Masterplan zu entwerfen, um dann durch die Stadt zu rasen und die nötige Ausrüstung zu kaufen. Zwischen Mittagessen und dem Eintreffen der Kinder zeichnen Sie eine Schatzkarte, verteilen die Schnipsel auf der Wegstrecke, hecken kluge Fragen aus und vergraben den Schatz, um dann die Geburtstagsgäste in Empfang zu nehmen und sie durch den Nachmittag zu dirigieren, als wären Sie Steven Spielberg und drehten Indiana Jones 5. Dem Kuchenessen wohnen Sie noch bei, allerdings vollkommen entkräftet. Nach der Verabschiedung der Gäste verfallen Sie in eine katatonische Starre, von der Sie durch großzügiges Austeilen von
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