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Macabros 121: Höllenmarionetten

Macabros 121: Höllenmarionetten

Titel: Macabros 121: Höllenmarionetten
Autoren: Dan Shocker
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unglaubliche Dimensionen an.
    Das Netz erfüllte den Raum vollends, erfaßte sie und
blieb an ihnen haften wie klebriges Spinnengewebe.
    Flieh, entwickelte sich mächtig der Gedanke in Danielles
Hirn. Rha-Ta-N’my steckt dahinter… wo ihre Kraft wirkt,
kann nichts Gutes entstehen.
    Wie sollte die größte Feindin, die sie besaß,
Interesse daran haben, ihr Leben zu erhalten?
    Die Netze aber waren starker als ihr Wille und ihre Hexenkraft,
die sie in ihrer letzten Verzweiflung noch in die Waagschale
warf.
    Doch nichts geschah.
    Sie war mitten drin in den Ereignissen, die ihre eigene
Gesetzmäßigkeit entwickelt hatten und die durch keine
Kraft von außen her mehr beeinflußbar waren.
    In dem Gewirr der Fäden sahen Danielle und der Alchimist
zahlreiche Gestalten. Menschen aller Rassen und Zeiten. Da war ein
Neandertaler, dort ein Orientale in Pluderhosen und Fez, der heftige
Ruderbewegungen mit seinen fetten Armen vollführte, als schwimme
er in der Luft.
    Weit unter sich, ebenfalls im Netz, nahm Danielle flüchtig
die Umrisse eines Wüstenbewohners wahr, an ihr vorbei glitt eine
Gestalt in einer metallisch blinkenden Rüstung.
    Hunderte von Menschen waren sekundenlang im Netz sichtbar. Und
Danielle begriff. Dies alles waren Personen aus verschiedenen Zeiten,
die irgendwann mal mit der rätselhaften dämonischen Kraft
Bekanntschaft gemacht hatten. Wie oft passierte es auch heutzutage
noch, daß ohne einen plausiblen Grund Menschen verschwanden,
von denen man nie wieder eine Spur entdeckte.
    Vielleicht waren gerade sie es, die mit dem dämonischen Netz
eingefangen und in eine andere Zeit geschleudert worden waren.
    Das ›Panoptikum der Zeit‹… seltsam, daß sie
gerade jetzt in diesem Augenblick an die Rummelplatz-Attraktion
denken mußte. Das Kabinett war mehr als eine Attraktion…
es war eine Falle. Vielleicht war manch einer hindurchgegangen und
nicht mehr herausgekommen. So wie es ihr ergangen war…
    Die Art der Bewegung kam ihr bekannt vor.
    Und sie hatte gemeint, in der Strohhütte der
Pygmäen-Familie mit einem stumpfen Gegenstand niedergeschlagen
worden zu sein… Nein, es war die unglaubliche Beschleunigung
irgendwohin in ein Nichts selbst, die diese Belastung auf den
Organismus und damit vorübergehende Bewußtlosigkeit
erzeugte.
    Doch diesmal blieb sie wach.
    Sie fühlte keinen Boden mehr unter den Füßen.
    Wie von einer Riesenfaust wurde sie in eine unendliche Weite
gerissen.
    Hinüber… in eine ›andere‹ Zeit. In ihre
Zeit… San Francisco… Das Innere des Panoptikums… war
das ihr Ziel?
    Sie hoffte es.
    Dann ließ der unglaubliche Beschleunigungsdruck nach. Das
Atmen fiel ihr wieder leichter, das Stechen in den Lungen ließ
nach, das Brummen in ihrem Schädel aber ebbte nur langsam
ab.
    Der geheime Raum, in den der Alchimist sie geführt hatte, war
nicht mehr zu sehen.
    Der grüne Nebel war weg, ebenso das Netz. Nichts mehr zu
sehen war auch von dem Totempfahl und den schemenhaften
Gestalten.
    »Calvell?« fragte sie wie betäubt.
    Keine Antwort.
    Der Alchimist war nicht in ihrer Nähe. Er war nicht mit ihr
an diesen Ort angekommen. Die Wucht der entfalteten, Zeiten
überbrückenden Dämonenkräfte hatte ihn woanders
hingeschleudert! Irgendwo ins Unbekannte…
    Aber auch sie war nicht da, wo sie den Beteuerungen Calvells
eigentlich hätte ankommen müssen.
    Dies war nicht das Innere des Kabinetts, nicht San Francisco…
nicht die Zeit, in der sie lebte und leben wollte.
    Ihre Füße berührten einen schwarzen, feuchten
Felsen, der sturmumtobt war. Unvorstellbare Wassermassen prasselten
in Sekunden auf sie nieder. Der Orkan toste, zerschnitt jaulend die
Luft, und der Boden unter ihren Füßen wankte und
schüttelte sich, als würde ein urwelthaftes Ungetüm
sich aus der Tiefe erheben, um sie abzuwerfen.
    Mit berstendem Krachen brach der Fels unter ihren
Füßen.
    Ein Erdbeben!
    Der Stein platzte auseinander wie eine reife Frucht – und mit
gellendem Aufschrei verschwand Danielle de Barteaulieé in dem
Schlund der unbekannten Erde und Zeit, in der sie angekommen
war…
     
    *
     
    Im Dunkeln vernahm er die Schritte. An ihnen erkannte er,
daß es Rani Mahay war, der kam.
    »Hallo, Rani«, sagte Björn. Er stand mitten
zwischen den mannsgroßen, reglosen Gestalten.
    Rani ließ erst jetzt eine Taschenlampe aufflammen.
    »Mir ist etwas eingefallen«, murmelte er seltsam
nachdenklich, während er den hölzernen Pfad entlang kam.
»Ich habe die ganze Zeit darüber nachgegrübelt,
Björn… In
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