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Macabros 121: Höllenmarionetten

Macabros 121: Höllenmarionetten

Titel: Macabros 121: Höllenmarionetten
Autoren: Dan Shocker
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werden.
    Er raste ins Nichts, hatte keinen Boden mehr unter den
Füßen und war völlig eingehüllt in das klebrige
Netz, das weich und schwammig und doch immens widerstandsfähig
war. Es hielt die gewaltige Belastung der Beschleunigungskräfte
aus.
    Dann hörte die Bewegung ebenso abrupt auf, wie sie begonnen
hatte.
    Er stand auf festem Untergrund.
    Die Umgebung hatte sich verändert. Aus dem Innern der
Strohhütte war ein grobgemauertes, fensterloses Gewölbe
geworden, in dem er sich wiederfand.
    Hier sollte Danielle sein?
    Verwirrt blickte er sich in der grünschimmernden Leere
um.
    Kälte kroch in seine Glieder, und er vernahm hinter einer
Wand Rumoren und Stimmen. Ein Klopfen hörte sich an, als suche
jemand verzweifelt nach einem Eingang oder – einem Ausweg.
    Danielle! Das war Ranis erster Gedanke.
    Er warf sich nach vorn und trommelte mit den Füßen
gegen die Wand.
    »Danielle!« rief er, so laut er konnte. »Wenn du
Antwort geben kannst – dann tu es!«
    Er preßte sein Ohr ans kalte Mauerwerk.
    Die Geräusche waren die gleichen, ebenso die Stimmen. Das war
nicht nur eine, das waren mehrere.
    Auf der anderen Wandseite hielten sich Menschen auf.
    Er wußte nicht, ob er den Mechanismus fand, als er mit
seinen Händen verschiedene Quader abtastete, oder ob es von der
anderen Seite ausgelöst wurde.
    Die Wand vor ihm spaltete sich, völlig lautlos wie ein
Vorhang…
    Fackellicht flackerte. Matt schimmerten Degen. Verschwitzte
Gestalten stürmten augenblicklich nach vorn, als der Spalt in
der Wand weit genug offen stand.
    Sie warfen sich Mahay entgegen, der geistesgegenwärtig
reagierte, instinktiv die Gefahr erkennend.
    Männer der Revolution! Die Zeit, in die der unbekannte,
bisher namenlose Dämon ihn geführt hatte, stimmte. Aber
Danielle war nicht da. War sie auf der Suche nach einem
möglichen Ausweg aus ihrem Dilemma – diesen wilden,
mordenden Horden in die Hände gefallen?
    Zeit darüber nachzudenken, bekam er nicht.
    Er wurde augenblicklich von den Heranstürmenden
angegriffen.
    Mit einem Fußtritt beförderte Rani Mahay den ersten
Angreifer durch die Luft. Einen zweiten erwischte er am Armgelenk und
schleuderte ihn über sich hinweg.
    Ein Pfeil, von einer Armbrust aus dem Hinterhalt abgeschossen,
verfehlte ihn nur um Haaresbreite.
    Der Schütze legte bereits den zweiten Pfeil ein, während
Mahay mit zwei anderen Angreifern zu tun hatte. Mit dem Fuß
schnickte er einen auf dem Boden liegenden Degen in die Höhe,
packte ihn und parierte die Angriffe geschickt und schnell.
    Die von ihm Niedergeschlagenen erholten sich wieder und
rückten auf Rani zu.
    Mahay hatte alle Hände voll zu tun, und als er erkannte,
daß der Schütze mit der Armbrust sich von der Seite
anschlich, entschloß er sich, jene Kraft einzusetzen, mit der
er stets seine wilden, ungezähmten Raubtiere unter Kontrolle
gehalten hatte.
    Der Mann mit der Armbrust wich zurück, machte auf dem Absatz
kehrt und lief durch die Wandöffnung nach draußen.
    Die anderen Gegner reagierten plötzlich ebenfalls völlig
verängstigt und verändert.
    Sie machten kehrt und liefen wie von Furien gehetzt auf den Spalt
zu und verschwanden in dem Korridor, der in das unterirdische
Gewölbe führte.
    »Was soll ich hier?« rief Mahay in die Runde, hielt den
wippenden Degen noch in der Hand und blickte sich verzweifelt um.
»Wo ist sie? Du hast versprochen, sie mir lebend zu zeigen. Was
soll ich von unserer Abmachung halten, wenn du sie jetzt schon
brichst?«
    Das leise Kichern schälte sich aus dem Dunkeln und wurde zum
höhnischen Lachen, das schaurig durch das Gewölbe
hallte.
    »Vielleicht ist es meine Art, nicht das zu halten, was ich
verspreche… es ist mein Naturell… jedenfalls bist du mir
auf den Leim gegangen, und das macht mich sehr
glücklich…« Es setzte sein unheimliches, meckerndes
Lachen fort.
    »Wer bist du?« fragte Mahay mit belegter Stimme.
    »Utosh«, hallte es klirrend aus der grünen, wie
gefroren wirkenden Luft zurück.
    »Melosh«, kicherte eine zweite Stimme, die mit der
ersten jedoch noch eine gewisse Ähnlichkeit aufwies.
    »Orsh«, meldete sich eine dritte, nicht minder
höhnische Stimme. Sie klang so bösartig, so angriffslustig,
daß es selbst dem Inder noch eiskalt den Rücken
runterlief.
    Utosh-Melosh-Orsh! Der dreiköpfige Lügengott, angeblich
beheimatet in den Gefilden des Mikrokosmos…
    Der Name dieses Dämons war ihm nicht unbekannt.
    Er gehörte mit zu den großen Rätseln einer
finsteren Hierarchie, die ihre
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