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Macabros 120: Giftstachel des Skorpion-Dämons

Macabros 120: Giftstachel des Skorpion-Dämons

Titel: Macabros 120: Giftstachel des Skorpion-Dämons
Autoren: Dan Shocker
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Mannes.
    Madame Mizu war eine Schlange.
    Er war bereit, alles zu riskieren.
    Er kannte ihre Pläne und wußte, daß sie nur
darauf gewartet hatte, bis die beiden Menschen, die sie hatten
sprechen wollen, wieder aus der Betäubung erwachten. Die Dosis
mußte stark gewesen sein. Noch vor wenigen Minuten hatte das
Paar sich noch nicht gerührt. So lange die Fremden nicht bei
Bewußtsein waren, würde ›Madame Mizu‹ nicht
handeln. Sie wollte die Opfer ihren Tod bewußt miterleben
lassen.
    Liu wußte, mit welchen Mitteln sie das bewerkstelligte. Sie
konnte finstere Mächte beschwören und sich Untertan machen.
Sie rief die Skorpione in die Köpfe derer, die sie vernichten
wollte.
    ›Madame Mizu‹… sie hatte sich hier eingenistet und
alle zu ihren Sklaven degradiert. Alle hatten Angst vor ihr, alle
kannten die Wahrheit – aber keiner wagte es, sie offen
auszusprechen oder jemand mitzuteilen.
    Wer sagte, was er wußte, war des Todes. Und nicht nur er.
Die ›neue‹ Madame Mizu, die das Ruder in diesem Haus
übernommen hatte, erkaufte sich das Schweigen ihrer Angestellten
dadurch, daß sie die Angehörigen dieser Menschen in ihre
Todesdrohung mit einbezog.
    Der Verdacht eines Verrats oder eines Fehltritts in ihren Augen
genügte, um tätig zu werden. Zuerst bei denen, die
eigentlich unschuldig waren, bei den Menschen, die ihre Angestellten
liebten, bei Verwandten, Brüdern und Schwestern, dem Mann oder
der Frau, der Tochter oder dem Sohn.
    Sie kannte kein Erbarmen.
    Jeder, der ihre eiskalt ausgeübte Macht zu spüren bekam,
duckte sich und schwieg, in der Hoffnung, daß eines Tages doch
die Wahrheit ans Licht kam.
    Für Liu aber war die Grenze erreicht.
    Die Nadelstiche, die Demütigungen waren für ihn
unerträglich geworden. Er wollte dem ein Ende machen.
    Keiner der Angestellten wußte, wann die falsche ›Madame
Mizu‹ sich wieder ein Opfer auserkor.
    Der Tod eines Passanten in den späten Nachmittagsstunden
hatte sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen, und alle im Restaurant
wußten, daß ›Madame‹ zugeschlagen hatte.
    War ihr jemand auf der Spur – oder wollte sie mal wieder ein
Exempel statuieren?
    Liu ging auf Zehenspitzen durch den Korridor.
    Der kleine Mann lauschte an der Tür, hinter der die
Räume der unheimlichen Frau lagen, die mit den Dämonen
Umgang pflegte.
    Eine Stimme war zu hören.
    ›Madame Mizu‹ sprach klar und deutlich die Frau an, die
sie seit den frühen Abendstunden in Gewahrsam hatte.
    »... irgendwann verliert auch das stärkste
Betäubungsmittel seine Kraft«, hörte er sie sagen.
»Es wäre schade, wenn ihr euren Tod verpassen würdet.
Ihr seid mir zu neugierig. Die Freunde, die mich unterstützen
und mir Macht schenken, haben mich wissen lassen, daß es nicht
gut ist, euch Weiterreisen zu lassen. Also – werdet ihr hier
bleiben… für immer. Man wird euch finden, wie man Baan
Muong fand, der auch zu neugierig war, und der unbedingt die echte
Madame Mizu in dieses Haus zurückbringen wollte.«
    »Sind Sie denn nicht… Madame Mizu?« vernahm Liu die
Frage der Brasilianerin.
    »Ich führe ihr Leben weiter, obwohl wir uns nicht
ähnlich sehen, und jedermann hier im Haus weiß, daß
ich nicht die echte bin.«
    »Es muß anstrengend sein, das Leben einer anderen zu
führen – irgendwann fällt es doch mal auf. Wenn
Freunde oder Verwandte kommen und sie sehen wollen…«
Carminia Brado sprach leise, man merkte ihrer belegten Stimme an,
daß die Wirkung des Betäubungsmittels noch nicht ganz
’abgeklungen war.
    »Freunde und Verwandte haben Angst… Offiziell gibt es
Madame Mizu noch immer, aber daß es nicht mehr die alte ist,
wissen nur die, die mich kennen. Und Außenstehenden – wie
Ihnen und Ihrem Begleiter zum Beispiel – fällt das sowieso
nicht auf.«
    »Und was für einen Sinn hat dieses Theater?«
    Im stillen bewunderte Liu den Mut der Fremden, die es wagte, so zu
der Dämonen-Anbeterin zu sprechen.
    »In erster Linie mir. Es stärkt mein Gefühl der
Macht – ich bestimme, und andere sind von mir
abhängig…«
    Diese Einstellung war typisch für Menschen, die sich für
die Seite der Finsternis entschieden hatten. Es war ein Kriterium von
vielen.
    »Ich bestimme auch über dein Leben – und über
das deines Begleiters. So will es die Skulptur, die zu mir spricht,
wenn ich sie um Rat frage… Die Skulptur ist Tor und Katalysator
für die Kraft der Dämonengöttin Rha-Ta-N’my, die
in der Vergangenheit wirkte, die jetzt wieder wirkt und in Zukunft
sein wird… Der
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