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Macabros 115: Skorokka - Strom ins Totenland

Macabros 115: Skorokka - Strom ins Totenland

Titel: Macabros 115: Skorokka - Strom ins Totenland
Autoren: Dan Shocker
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im Sand lagen, zusammen.
    Es gab einen dumpfen Schlag.
    Alan schloß Pamela in die Arme, die um ganzen Körper
wie Espenlaub zitterte und ihn dann schluchzend umklammerte. Die
Anspannung der letzten Minuten fiel von ihr ab.
    »Es ist alles vorbei, Pamela… wein’ dich aus…,
das wird dir nützen… Er kann dir nichts mehr tun… es
war sein Pech, daß er mir so nahe stand und ich ihn praktisch
mitzerren konnte. Er ist ausgelöscht. Welchen Auftrag er auch
immer hatte, er wird ihn nicht mehr ausführen
können…«
    Er begleitete Pamela in die Hütte, wo Marga Koster sich um
die Geschockte kümmern wollte.
    Man mußte sich der Leiche annehmen, die es auf der Insel
gab, und begrub sie auf dem Platz, der als Friedhof ausgesucht worden
war.
    Auch Blobb-Blobb, Whiss’ Nachwuchs, war inzwischen
aufgetaucht. Er hatte die Ankunft Alans, Pamelas und der Leiche aus
dem Kelch einer besonders großen und duftenden
Hibiskus-Blüte mitverfolgt, in der er seinen Nektar gesaugt
hatte.
    Der kleine Kerl, der nicht größer war als drei
Zentimeter und einen winzigen, kahlen Kopf hatte, in dem sich
menschliche, vogelähnliche und schildkrötenartige Züge
mischten, und der darüber hinaus über ein seidiges,
farbenprächtiges Flügelpaar verfügte, freute sich
riesig, daß Pamela wieder da war.
    »Dann kann ich mit Pamela meine Experimente fortsetzen«,
sagte er und überschlug sich wie ein übermütiger
Schmetterling.
    »Vorerst läßt du sie in Ruhe, Frechdachs,
kapiert?«
    »Klar. Wenn sie sich erholt hat, geb’ ich ihr sofort
einen Tip«, krähte Blobb-Blobb.
    »Welchen Tip?«
    »Daß du sie liebst.«
    »Blobb-Blobb!« Alan Kennan errötete.
»Untersteh’ dich…«
    »Ich mach’s ganz diplomatisch.«
    »Wie kommst du denn auf diese Schnapsidee?
Wieso…«
    »Sprachlos, was?« Der kleine Kerl grinste
unverschämt. »Das ist nur ein Zeichen, ich
weiß…«
    Dann machte er eine typisch menschliche Geste, nahm seinen
Zeigefinger und zog verschmitzt das Lid des rechten Auges herab.
»Holzauge sei wachsam«, sagte er dann im Brustton der
Überzeugung, und er sagte es mit Pepes Stimme, um darauf
hinzuweisen, daß der Junge aus den Urwäldern
Yucatáns ihm diese Beobachtung mitgeteilt hatte.
     
    *
     
    Eine fremde Welt tat sich vor ihnen auf.
    Die Welt des Jenseits, das Land der Toten…
    Die Atmosphäre war fahl, fast bräunlich der Himmel,
ebenso der Boden. Schleierartige Büsche und hauchdünne
Bäume standen herum. Alles war blattlos.
    Einsamkeit. Verlorenheit. Unendliche Stille…
    Björn und Arson kamen sich wie Eindringlinge vor. Und das
waren sie auch. Sie brachten das Leben mit! Die aber vergangen waren
und hier einen anderen Teil eines sicher unbewußten Daseins
erfüllten, nahmen sie nicht wahr.
    Fahle Gestalten, die in der Farbe dem eintönigen Himmel und
dem Boden glichen, standen in düsteren Ecken, in schattenhaften
Zonen zwischen den Schleierbüschen und Bäumen.
    Die Menschen hatten den Kopf gesenkt und machten einen abwesenden,
nachdenklichen Eindruck.
    Hellmark und Arson gingen auf eine junge Frau zu und sprachen sie
an.
    Keine Reaktion erfolgte.
    Sie sah, hörte und fühlte nichts.
    Diese Erfahrungen machten sie noch einige Male.
    Dies hier waren alles ätherische Körper, am ehesten
vergleichbar mit der Substanz, aus dem auch sein Doppelkörper
Macabros bestand.
    Sie hatten ein Bewußtsein, waren ganz geschlossen in sich,
konnten sich nicht mitteilen und nichts wahrnehmen.
    In dieser Isolation mußte irgendwo Carminia Brado
sein…
    »Suchen wir sie«, flüsterte der Mann mit der
Silberhaut, der ein wirklicher Farbklecks in dieser monotonen
Umgebung war. Es schien, als hätte Arson Hellmarks Gedanken
erraten. »Irgendwo… muß sie sein…«
    »Vorausgesetzt, daß Molochos sich noch nichts Neues
einfallen ließ und uns zuvorkam. Wenn er von unserem
Vorstoß frühzeitig erfuhr…« Björn Hellmark
sprach seine weiteren Gedanken nicht aus.
    Sie blieben zu Beginn in der Randzone des Totenlandes.
    Wie groß es war, darüber hatten sie keine Information.
Wie lange sie benötigten, um eine Spur Carminia Brados zu finden
– und ob es überhaupt dazu kam, wußten sie
nicht…
    Stumm und nachdenklich wie die Verblichenen, deren Seelen hier
Eingang gefunden hatten, durchstreiften sie die fremdartige,
eintönige, stille Welt.
    Aber sie waren nicht nachlässig. Sie waren sehr aufmerksam,
ihre Sinne waren zum Zerreißen gespannt.
    Stunden um Stunden vergingen, ohne daß sie ihnen
bewußt wurden.
    Die beiden aus dem Reich
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