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Macabros 115: Skorokka - Strom ins Totenland

Macabros 115: Skorokka - Strom ins Totenland

Titel: Macabros 115: Skorokka - Strom ins Totenland
Autoren: Dan Shocker
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des Lebens Kommenden wurden nicht
müde, und das Gefühl für Raum und Zeit ging ihnen
verloren wie in einem Traumerlebnis.
    Einige Male kam es ihnen vor, als wären sie im Kreis
gegangen. Bekannte Landschaftsbilder tauchten wieder vor ihnen auf,
und sie sahen bekannte »Gesichter«…
    Da lösten sie sich aus der Randzone. Dieses Reich der Toten
war klein, offensichtlich überschaubar, eine
andersdimensionierte Zelle irgendwo in der dritten Dimension,
eingepaßt am Ende eines unterirdischen Flußlaufes, der
die Toten gegen die Strömung aufnahm. Nur auf zwei Wegen zu
erreichen: erstens über den Skorokka, zweitens durch jene von
den Dämonen geschaffene Wand, die der fliehende Molochos
seinerzeit durchstieß und Carminia damit entführte.
    Immer standen die »Wesenheiten« abseits, mit
hängendem Kopf und verbreiteten eine unendlich traurige
Stimmung, als vermißten sie etwas, als begriffen sie, daß
ihr Lebensweg zu Ende war.
    »Arson!« Wie ein Hauch kam dieses Wort plötzlich
über Hellmarks Lippen.
    Durch den blonden Mann ging sichtlich ein Ruck, sein Körper
straffte sich.
    »Da… vorn…«, stieß Björn tonlos
hervor.
    Hinter einer Gruppe schleierartiger, kahler Gewächse
saß jemand auf dem Boden. Eine Gestalt, die sich schon in der
lebhaften Farbe von all der Eintönigkeit ringsum
unterschied.
    Braune Haut, schwarzes Haar, ein buntes Kleid, von dem nur noch
Fetzen an dem vollendet geformten Körper klebten.
    Da lief er los. Keine Zehn Pferde hätten ihn mehr
gehalten.
    Carminia Brado!
    Dort hinten, ihnen den Rücken zuwendend, saß sie!
    Sie hatte ebenfalls den Kopf gesenkt, und ihre Hände fuhren
durch die trockene, poröse Erde, die sich weich anfühlte
wie Moos.
    Die Frau merkte nicht, daß er näher kam.
    Dann stand er hinter ihr.
    »Du darfst jetzt nicht erschrecken«, sagte er leise,
während er in die Hocke ging, um auf gleicher Höhe mit
ihrem Kopf zu sein. »Ich bin kein Trugbild – und auch
Molochos hat mich nicht geschickt. Ich habe dich gesucht – und
gefunden…«
    Schon als er die ersten Worte sprach, ging es wie ein Stromschlag
durch den Körper der schlanken, schwarzhaarigen Frau.
    Ihr Kopf flog herum.
    Hellmark gab ihr keine Gelegenheit, zu schreien oder anders zu
reagieren.
    Er riß sie sofort an sich, preßte seinen Mund auf ihre
Lippen und erstickte jeden Laut…
     
    *
     
    Aus dem wilden, ungestümen Kuß wurde unendliche
Zärtlichkeit.
    Als er seine Lippen von den ihren löste, konnte sie ihn nur
noch ansehen, und alles, was sie hatte sagen wollen, war vergessen
oder paßte nicht mehr in diesem Augenblick.
    Er nahm sie bei der Hand und zog sie mit.
    »Kannst du allein gehen?« fragte er.
    »Ja«, antwortete Carminia.
    So durchquerten sie die eintönige, hermetisch von der
Außenwelt abgeschlossene Landschaft, die nur dem sich
öffnete, der ihr Geheimnis kannte. Auf dem Weg zu dem
goldschwarzen Vorhang, dessen Maschenwerk genau in den Konturen
Arsons und Björn Hellmarks durchbrochen war, wurden Carminias
Schritte schon schwerfälliger.
    Sie war müde.
    Hellmark nahm die Frau auf seine starken Arme.
    »Ich würde dich bis zum Ende meiner Reise auf
Händen tragen, Schoko«, sagte er. »Um all die Stunden,
die ich dich nicht im Arm gehalten habe, nachzuholen.«
    »Björn«, sagte sie, nur und schlang ihre nackten
Arme um seinen Hals.
    Er hatte Carminia gefunden! Und er war entschlossen, sie heil und
lebend zurückzubringen nach Marlos auf die Insel, die ihre
Heimat war.
    Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg.
    Dazwischen lag die Reise mit dem Skelett-Fährmann durch die
glühenden Totenschädel, der Weg mit dem Floß auf dem
Skorokka zurück in die Dschungelstadt zu Vunar, der grünen
Priesterin.
    Es gab ein großes Geheimnis um sie.
    Eines, das auch Danielle und Rani betraf, denn sie waren ihnen mit
dem Floß vorausgefahren, angeblich auch bei dem Fährmann
angekommen – aber die schemenhaften ätherischen
Geistkörper von Danielle und Rani waren nicht im Land der Toten
zu entdecken gewesen.
    So rätselhaft wie der Angriff der dämonischen Pflanzen
und das plötzliche Verschwinden der grünen Priesterin
– so rätselhaft war die Reise der hellen Körper, die
eindeutig die von Danielle und Rani gewesen waren.
    Er mußte das verlassene Dschungeldorf noch erforschen, nach
dem Verbleib der einstigen Bewohner fahnden und vor allem die
grüne Priesterin suchen.
    Er wurde das Gefühl nicht los, daß sie der
Schlüssel zu all den Geheimnissen war…
    Vieles war ungeklärt und und
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