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Macabros 114: Kaphoons Grab

Macabros 114: Kaphoons Grab

Titel: Macabros 114: Kaphoons Grab
Autoren: Dan Shocker
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einpassen mußten.
    Die Platte war durchsichtig wie Glas.
    Die Bestattungsteilnehmer verließen den Schrein, den Ort, an
dem Kaphoon, der zur Legende werden sollte, seine Ruhe gefunden
hatte.
    Zurück blieben sechs bewaffnete Männer, die den
Grabeingang bewachten.
    Und – der große blonde Mann mit dem
sonnengebräunten Gesicht, den sie jedoch nicht wahrnehmen
konnten. Der Mann, der sich dieser Stunden erinnerte, für den in
der Tiefe seines Bewußtseins etwas aufgebrochen war.
    Er, den man nicht sah, und der doch an diesem Ereignis teilnahm,
entsann sich, wie es zum Tod des legendären Kaphoon
gekommen war. Verrat… aus den Reihen der Freunde. Ehrgeiz,
Egoismus und der Wunsch, auf leichte Weise in den Besitz
begehrenswerter Dinge zu kommen und irdische Macht zu erlangen,
hatten zu dieser Katastrophe geführt. Keiner der
Trauergäste aber wußte von diesem Umstand.
    Björn Hellmark, der einst Kaphoon war, erinnerte
sich…
    Und dann zerflossen seine Wahrnehmungen.
    Schrein und Felsen vergingen und tauchten ein in unwirkliches
Licht.
    Er schlug die Augen auf.
    Ein fremdes Gesicht beugte sich über ihn. Das Gesicht einer
jungen, gütig blickenden Frau.
    »Wo… bin ich?« fragte er erschöpft, als
hätte er einen langen, anstrengenden Marsch hinter sich.
»Wer bist… du?«
    »Wir sind uns schon mal begegnet… Nun hast du wieder
meinen Weg gekreuzt. Du bist in Sicherheit… im Moment
jedenfalls. Der Kampf ist zu Ende!«
    Von der Stelle aus, an der er lag, konnte er das weiche Gras und
die Nähe des Sees überblicken.
    Dort lagen sie. Der Schwarze Manja und die Dämonenechse!
    Mit leisem Stöhnen richtete sich Björn auf, er
mußte sich in seiner neuen Wirklichkeit erst wieder
zurechtfinden.
    Der Kampf zwischen Manja und der Todesechse!
    Sie waren beide auf der Strecke geblieben. Der Körper des
Manja war zerrissen, die Echse lag nicht minder mitgenommen am
Uferrand.
    Björn erhob sich vollständig und blickte an sich herab.
Weiche, mit wohlriechenden Substanzen getränkte Blätter
fielen von ihm ab.
    Seine Wunden! Die Fremde, die offene Sandalen und ein schlichtes,
erdbraunes Gewand trug, verstand sich auf die Heilkunde. Sie hatte
seine Wunden behandelt.
    »Ich danke dir«, murmelte er. »Du hast die Wirkung
des Echsengiftes und das Fieber genommen…«
    »Es war das mindeste, das ich für dich tun konnte,
nachdem ich dich schon hierher in dieses Gebiet gelockt
habe.«
    »Du… bist Kaithal, die Prophetin?« fragte er mit
ungläubigem Erstaunen.
    Ein kaum merkliches Nicken war die Antwort.
    »Aber bei unserer ersten Begegnung in der Höhle…
hast du anders ausgesehen…« Er entsann sich genau der
uralten Frau, die ihm den Rat gegeben hatte, in das Gebiet der
Kristallfelsen zu gehen und den Eingang zum Totenland zu suchen.
    Die junge Kaithal lächelte. »Man sieht mich in vielerlei
Gestalt… und jede hat ihre eigene Bedeutung. Diesmal bin ich
jung… Jugend bedeutet Unkompliziertheit, Sorglosigkeit,
Leben… Es hat seinen Grund, daß du mich heute so
siehst… Ich stehe zwischen der Kindheit und dem Alter, befinde
mich in den ›besten Jahren‹ wie man zu sagen pflegt…
ich wußte von diesem Zwischenfall, der dein Leben bedrohen
würde… nun muß ich aus meiner Sicht das beste daraus
für dich machen. Du hast das Fieber überstanden – aber
dein Weg in Kaphoons Grab ist noch nicht zu Ende für
dich…«
    Er fuhr zusammen. »Was… weißt du…
darüber?« wunderte er sich. »Habe ich… im
Fieberwahn… gesprochen?«
    »Auch das… aber das allein war es nicht… Kaithal
kennt die Zukunft… sie weiß vom Tod einer Welt, von der
andere glauben, sie zum Zentrum der Macht des Bösen machen zu
können… Keiner wird sie besitzen. Jeder Machtanspruch ist
verwerflich… Kaithal weiß vom Tod eines Mannes, dessen
Geburt erst noch bevorsteht. Und doch hast du dich – im Fieber
– schon an seinen Tod erinnert. Kein Wunder! In deinem
Unterbewußtsein liegen alle die Dinge verankert, die aus einem
früheren Leben stammen, die nicht einfach abrufbar sind für
dich. Aber sie sind wichtig, denn die Zeiten sind auf seltsame Weise
untereinander verknüpft.
    Hier, während meiner Behandlung unter der Einwirkung des
Giftes, das dir fast den Tod gebracht hätte, hast du etwas
geträumt. Du hast Kaphoons Grab gesehen. Dieses Grab ist in
dieser Zeitebene mit dem Wiedererwachen der Soomans zu einem
Kriterium auch für dich geworden…« Während sie
mit ihm sprach, näherte er sich den toten Körpern des Manja
und der
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