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Macabros 111: Molochos Flucht ins Jenseits

Macabros 111: Molochos Flucht ins Jenseits

Titel: Macabros 111: Molochos Flucht ins Jenseits
Autoren: Dan Shocker
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daß er das Liebste, das er hatte, vergaß:
Carminia Brado.
    Sie hatte ihm Sinn und Kraft gegeben, durchzustehen. Diesen Sinn
und die Kraft aber hatte Molochos ihm genommen, um in ihm eine
leichte Beute zu haben.
    Aber Molochos’ Rechnung war in dieser Beziehung zumindest
nicht aufgegangen. Er hatte Hellmark nicht töten können.
Die Erinnerung an Carminia Brado allerdings hatte er ihm genommen.
Hellmark reagierte nicht auf diesen Namen, konnte sich nichts und
niemand darunter vorstellen.
    Sie kamen von einem der Tore in der Mauer zurück.
    Weit und unberührt, menschenleer und gewaltig lag die
Einsamkeit vor ihnen.
    Gerade diese Tatsache irritierte sie, weil es unmöglich war,
daß Molochos mit Tausenden seiner dämonischen
Geschöpfe in dieser Richtung geflohen war.
    Sie hätten Spuren entdecken oder Hinweise auf die Fliehenden
finden müssen. Das war nicht der Fall.
    So gab es nur eine Erklärung: Molochos war jenseits des
Fluchttunnels in einer anderen Dimension verschwunden.
    Damit entzog er sich ihren Blicken, war praktisch unsichtbar und
konnte doch – ohne daß sie es rechtzeitig bemerkten –
im nächsten Moment wieder über sie herfallen und sie
vernichten…
     
    *
     
    Der Gedanke – gerade an eine solche Möglichkeit –
beschäftigte sie alle und erfüllte sie mit Unruhe.
    Molochos konnte sie unter Umständen beobachten. Das versetzte
ihn in eine Vorteils-Situation.
    Diese Vorstellung war es, die Björn Hellmark und seine
Begleiter veranlaßte, so schnell wie möglich weitere
Informationen zu erlangen, die ihnen behilflich sein konnten.
    Denn an einem war nicht zu zweifeln: an der Tatsache der Flucht
des Dämonenfürsten.
    Etwas hatte ihn gezwungen, die Alptraumstadt nach seinem Versagen
zu verlassen.
    Er hätte ebenso den Kampf mit allen ihm zur Verfügung
stehenden Kräften fortsetzen können. Aber er hatte nicht
mal den Versuch unternommen. Kampflos praktisch hatte er Gigantopolis
aufgegeben.
    Das war nicht normal.
    »Sobald es um Molochos geht, beißen wir uns die
Zähne aus«, bemerkte der bronzefarbene Inder mit der
prächtigen Glatze. »Entweder führt er uns an der Nase
herum, hält einen von uns gefangen oder ist unangreifbar
für uns.«
    »Wir können ihn unter Umständen hervorlocken«,
meinte Björn Hellmark beiläufig. »Das Geheimnis liegt
offensichtlich nicht bei ihm, sondern in der Stadt
selbst…«
    Er hatte nichts von der Klarheit seines Denkens und dem Schwung
seines Temperaments eingebüßt. Er wußte noch immer,
wer seine Feinde waren, welche Ziele Molochos, der
Dämonenfürst, und Rha-Ta-N’my, die
Dämonengöttin, im Auge hatten. Nur der Name Carminia Brado
sagte ihm nichts mehr.
    Whiss zeigte sich voller Unruhe. Nervös wechselte der kleine
Kerl von Ranis linker Schulter auf die rechte und wieder
zurück.
    Der Kobold warf immer wieder einen Blick zurück.
    »Ich glaube, daß es ein Fehler ist, wenn wir alle drei
den Rückzug antreten«, maulte er. Seine Stimme klang
unfreundlich. »Zumindest ich sollte versuchen, etwas mehr
über seine Fluchtmöglichkeiten herauszufinden und bei
dieser Gelegenheit auch mehr über die Umgebung zu erfahren, in
der wir angekommen sind…«
    »Ganz unrecht hat der Kleine nicht«, ließ Hellmark
sich vernehmen. »Während wir in der Stadt nach dem Rechten
sehen, kann er außerhalb aktiv werden…«
    Whiss strahlte von einem Ohr zum anderen, was den ulkigen Ausdruck
seines Gesichts noch verstärkte.
    Whiss war nicht größer als ein Rabe, war ein Mittelding
zwischen Miniaturmensch, Schildkröte und Vogel. Er hatte Arme
und Beine wie ein Mensch, menschliche Gesichtszüge,
hervorquellende Augen wie eine Schildkröte und zwischen den
Schultern zarte, zusammenfaltbare Flügel, mit denen er sich wie
ein Vogel in die Lüfte erheben konnte. Aber das war noch nicht
alles. Eine Besonderheit waren die elf dunklen Noppen auf seinem
glatten, haarlosen Kopf. Er konnte sie wie Fühler ausfahren und
geistige Kräfte aussenden, die sich auf jede Art Materie
auswirkten. Hinzu kam, daß er ein wahres Stimmengenie war.
Jedes Geräusch, jede Stimme konnte er imitieren.
    So fuhr er mit Ranis eigener Stimme zu sprechen fort. »Genau
so, Björn, hab ich’s mir auch gedacht. Ich seh mich in der
Gegend um, und wenn ich irgend etwas entdecken sollte, das mit
unserem komischen Freund in Zusammenhang gebracht werden kann, gebe
ich sofort Bescheid. Ihr seht zu, ob ihr die Stadt wieder in Gang
bringt. Wäre ganz schön, wenn wir den Rest unseres Lebens
nicht hier verbringen
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