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Macabros 110: Kampf in der Alptraumstadt

Macabros 110: Kampf in der Alptraumstadt

Titel: Macabros 110: Kampf in der Alptraumstadt
Autoren: Dan Shocker
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Szene gegeben, er
wäre erstaunt über das gewesen, was jetzt geschah.
    Die Klappe bewegte sich, wie von Geisterhand zur Seite
geschoben.
    Das Guckloch befand sich in Augenhöhe.
    Hellmark sah in die dahinterliegende Zelle.
    Er erblickte eine uralte, in Fetzen gekleidete Frau, die nur noch
aus Haut und Knochen bestand. Das lange graue Haar hing ihr wirr ins
Gesicht, so daß sie aussah, als wäre sie vom Wahnsinn
befallen.
    Und wahrscheinlich war sie das auch.
    Diese Zelle – das erkannte Hellmark - war die Hölle, die
sie sich selbst bereitet hatte.
    An allen Wänden hingen Reliefs. Es waren die Gesichter von
Menschen, die in Mörtel eingegossen zu sein schienen. Aber sie
waren – offenbar im Lauf der Zeit – wie Pilze aus dem
Mauerwerk herausgewachsen und hatten die lehmbraune Farbe der
Wand.
    Die Gesichter wirkten nicht wie Stein – sie lebten.
    Die Augen bewegten sich, starrten die mitten im Raum Stehende, in
Ketten Geschlagene an. Die Münder bewegten sich. Die Köpfe
sagten etwas, aber es war nicht für Björn Hellmarks Ohren
bestimmt. Die Worte wurden nur für die Alte hörbar, die
Dinge zu hören bekam, die allein sie angingen.
    Eine Strafe für die Gestrandete!
    Dies war eine typische Dämonenstrafe. Sie holten die, die
einen Fehler begingen oder ihrer Macht zu sicher waren, eines Tages
zu sich.
    Auch in Gigantopolis gab es solche Verliese, in denen Menschen auf
Nimmerwiedersehen verschwanden, die sich mit schwarzmagischen und
okkulten Praktiken beschäftigt hatten.
    Auf einer kahlen Bank standen zwei Schalen. Eine mit Wasser, eine
andere mit einer Speise, die an einen Brei erinnerte.
    Es war unmöglich, daß die gefesselte Alte an die
Schüsseln herankam. Sie konnte sich auch nicht setzen. Sie war
dem ständigen Feuerwerk auf sie einstürmender Gedanken,
Anschuldigungen und Vorwürfe der Gesichter ausgesetzt.
    Zwischendurch kam offenbar jemand in diese Zelle, um sie zu
füttern. Vielleicht zwangsweise, ohne daß sie es noch
wollte. Sie hatte längst jegliches Interesse am Leben verloren,
und nur die Häscher und der Herr dieser Stadt wußten, wie
lange ihre Strafe schon währte.
    Sie machten die Gesetze hier und führten sie aus.
    Wer versagte, landete in einem dieser Verliese, eingesperrt mit
den Gesichtern der Opfer, die auf dem magischen Pfad der Betreffenden
auf der Stecke geblieben waren.
    Die Versager, Besessene einer Wahnidee, kamen hier dann garantiert
in den absoluten Irrsinn, weil sie das, was in der Alptraumstadt
geschah, einfach nicht mit ihrem Geist und ihrer Seele verkraften
konnten.
    »Molochos!« stieß Hellmark unwillkürlich
hervor. »Ich werde dir das Handwerk legen. Ich werde dich finden
und vernichten, und wenn es mein eigenes Leben kosten sollte.
Gigantopolis wird seine Schrecken ein für allemal verlieren. Ich
werde diese Stadt des Grauens dem Erdboden gleichmachen – das
schwöre ich dir, so wahr ich Björn Hellmark, der Herr von
Marlos, bin…«
    Er riß sich los von den schrecklichen Bildern.
    Zur nächsten Tür. Auch von dort Geräusche.
    Da war ein Mann eingesperrt.
    Er stand auf einem Mauervorsprung. Auf dem Boden vor ihm
krabbelten kaninchengroße Ratten und nährten sich von den
Resten seiner Nahrung. Der Mann war nicht in Ketten geschlagen und
hätte ohne weiteres seine Zelle durchschreiten können. Aber
er tat es nicht. Die Nager hätten ihn angefallen. Er mußte
sein Leben mit ihnen teilen.
    An der Wand befanden sich ebenfalls seltsame reliefartige
Erhebungen. Zwischen den Köpfen von Tier- und Fabelwesen zeigten
sich die ersten Umrisse von Menschenköpfen, die aus Lehm und
Stein bestanden und doch lebten.
    Auch dieser Gefangene wurde mit seiner Vergangenheit konfrontiert.
Offenbar wirkte in den Verliesen eine besondere Atmosphäre. Was
sich im Geist der Gefangenen abspielte, was dort im
Unterbewußtsein und auch im Bewußtsein gespeichert war,
wurde zum Bild, zur Wirklichkeit. Angst, Nöte und Sorgen nahmen
Formen und Gestalt an. Hieronymus Bosch, der Maler des Unheimlichen
und der teuflischen Mächte und Welten, hätte hier
Anschauungsunterricht nehmen können…
    In der dritten und vierten Zelle befand sich niemand.
    Hellmark wurde von eigenartiger Unruhe getrieben.
    Hatte er durch einen Zufall gefunden, was er die ganze Zeit
über seit seiner Ankunft suchte?
    Waren dies die Verliese und Zellen, in denen Molochos die Menschen
unterbrachte?
    Auch Arson und Carminia waren Menschen.
    Hellmark mußte davon ausgehen, daß sich beide in der
Gewalt des Dämonenfürsten
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