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Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn

Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn

Titel: Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn
Autoren: Dan Shocker
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einem Schiff
der Priester nach Xantilon gekommen war und der offensichtlich
daranging, seine Macht zu festigen und mit Hilfe der geköpften
Loarks auszuweiten.
    »Pfeif ihn zurück, Kophas!« forderte Macabros ihn
auf.
    Er schob den Priester wie einen Schild vor sich her.
    Die anderen wagten nicht einzugreifen.
    »Er ist… unverletzbar, nicht zu töten«, kam es
über die schmalen Lippen eines anderen Priesters, der zwei
Schritte abseits stand.
    Wie von selbst öffnete sich eine Gasse, und der Blick zu dem
Loch im Boden wurde frei.
    Harry Carson wurde eben von den schleimigen Fangarmen des
unheimlichen Kraken in die schwarze Tiefe gezogen und verschwand vor
den Blicken Macabros und der anderen…
     
    *
     
    Sie wichen vor ihm zurück, als verbreite er die Pest.
    »Du bist aus besonderem Holz geschnitzt«, murmelte der
erblaßte Kophas hielt den Blick gesenkt und wagte es nicht, dem
Mann in die Augen zu sehen, der ihn zum zweiten Mal überrumpelt
hatte. »Du bist kein Mensch… nicht von dieser Welt, du bist
einer der Göttlichen, einer aus dem Reich der
Unerfaßbaren, der Unsichtbaren…«
    »Wer oder was ich wirklich bin, Kophas – darüber
reden wir später. Nicht jetzt. Gib Harry Carson frei! Sorge
dafür, daß die Bestie ihn nicht verschlingt. Du hast den
vielarmigen Tod aus der Tiefe gerufen, schicke ihn wieder
zurück. Ohne Opfer.«
    »Das geht nicht!« stieß der hagere Mann erregt
hervor!
    »Es geht!«
    Kophas schluckte.
    Macabros ließ sich nicht verwirren. Kr nutzte das Moment der
Überraschung, den Sieg, den er über das Feuer errungen
hatte. Seine Unverletzbarkeit, sein Weiterleben machten ihn in den
Augen der Umstehenden zu einem Geschöpf besonderer Art. Das ging
über die Gesetze, die man hier kannte, und selbst die
roboterhaften Finsterlinge, die in einer geheimnisvollen Fabrikhalle
aus Toten ›fabriziert‹ wurden, respektierten diese
Besonderheit. Keiner schleuderte einen Speer auf ihn, keiner
versetzte einen Hieb mit dem Schwert. Sie hielten ihre Waffen
weiterhin gesenkt…
    Macabros stand am Rand des riesigen Loches. In der
schwindelerregenden Tiefe sah er den riesigen, tonnenförmigen
Krakenleib, die zahlreichen Fangarme, die wie unförmige
Auswüchse emporragten und nochmal hochschnellten, als die
wäßrig triefenden Augen des Ungetüms die neue Gestalt
auftauchen sahen.
    »Er wird uns zürnen, ich kann ihm das Opfer nicht
verweigern«, stieß Kophas tonlos hervor. »Es
gehört ihm!«
    »Ich befehle dir, Kophas rückgängig zu machen, was
du eingeleitet hast!«
    »Unmöglich!«
    »In meiner Welt, Kophas, gibt es kein
›Unmöglich‹! Was du nicht tust, werde ich
tun…«
    Instinktiv spürte Macabros, daß er das Gebot der Stunde
nutzen mußte, um das Erstaunen der anderen Seite noch zu
steigern, um große Zweifel zu verbreiten, die seine Person und
die Macht jenes Götzen betrafen, der hier vertreten und mit
Blutopfern zufriedengestellt wurde.
    Macabros stieß Kophas zur Seite.
    »Komm heraus aus deinem Loch, Bestie!« rief er in die
Tiefe, während sich die schmierigen, mit Tangfäden
behangenen Fangarme schon wie Zyklopenwürmer in die Höhe
arbeiteten und an den glatten, feuchten Wänden des
brunnenartigen Schachtes Halt fanden. »Du hast ein Opfer
vergessen – hol’ es dir.«
    Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, daß kein Umstehender auch
nur den Versuch machte, ihn zurückzuhalten oder gar
anzugreifen.
    Sie alle standen unter dem Bann von Ereignissen, die sie in Fragen
und Zweifel stürzten.
    Das Verhalten des fremden Mannes, der von den Priestern zum Tod
durch Verbrennen verurteilt worden und unverletzt aus den Flammen
herausgekommen war, faszinierte, verwirrte und lähmte sie.
    Nur ein Gott war dazu in der Lage!
    Und dieser Gott forderte den, dem sie stets Tribut zollten und
dessen Forderungen sie erfüllten, mit klarer Stimme heraus.
    »Du hast den Falschen mitgenommen! Komm, nimm’ es mit
mir auf…«
    Macabros wußte nicht, ob seine Worte allein genügten,
die stupide Bestie in der zwielichtigen Tiefe zu reizen.
    Drohend schwang er das Schwert.
    Aber auch damit allein begnügte er sich nicht. Er setzte
alles auf eine Karte.
    Da war Harrys Leben, das er durch seinen unerwarteten Blitzangriff
besser zu retten hoffte als auf andere Weise, da waren seine Kraft
und seine besonderen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, um die
Priester und deren Anhängerschar bis in die tiefsten Schichten
ihrer Seelen zu erschüttern. Sie mußten anfangen an die
eigenen ›Götter‹ zu zweifeln!
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