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Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn

Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn

Titel: Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn
Autoren: Dan Shocker
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dumpf auf den Kopf – und brachte den dritten
und letzten Stich an.
    Der Todesstoß!
    Der durchbohrte auch das zweite Auge.
    Ein letzter Ruck ging durch den massigen Leib.
    Dann sanken die Fangarme seitlich weg, und der wuchtige
Körper fiel in sich zusammen.
    Macabros tauchte neben dem gefesselten Harry Carson auf, der von
einer matt wegkippenden Tentakel weggewischt wurde wie ein welkes
Blatt.
    »Alles okay, Harry?« fragte er, als er sich über
den Freund beugte und blitzschnell dessen Fesseln durchschnitt.
    »Ich glaube, ja… ich glaube, ich träume…«
Carsons Stimme klang schwach und belegt und hatte vieles von ihrer
früheren Selbstsicherheit verloren.
    »Über Träume können wir uns später
unterhalten, Harry. Jetzt kommt’s darauf an, daß wir die
Burschen da oben davon überzeugen, was wir für Teufelskerle
sind…«
    Mit diesen Worten blickte er in die Höhe.
    Etwa zwanzig Meter weiter oben war der Rand der Öffnung. Dort
drängten sich die Priester und gepanzerten Finsterlinge,
starrten herunter und schienen auf ein neues ›Wunder‹ zu
warten…
     
    *
     
    Und Macabros lieferte es ihnen.
    Er wußte, daß er in den Augen derer, die hier das
Sagen hatten, weitere Beweise seiner ›göttlichen
Herkunft‹ erbringen mußte. Wenn er dieses Abenteuer
überzeugend bestand, dann war er einen großen Schritt
weiter in der Legendenbildung um den Toten Gott – und vielleicht
auch auf dem Weg zum ›Singenden Fahsaals‹. Die Priester
wußten etwas über das geheimnisvolle Objekt, über
dieses Etwas… jeder hier in Xantilon schien etwas darüber
zu wissen. Aber es waren oft sich widersprechende Hinweise, wie
Macabros inzwischen festgestellt hatte.
    »Kannst du aus eigener Kraft stehen, Harry?« fragte
Macabros den Mann, der außer einem arg mitgenommenen
Lendenschurz nichts weiter auf der Haut trug.
    »Stehen ist kein Problem, Björn«, redete Carson
Macabros mit dem Namen an, den er ihm genannt hatte. »Aber wie
da hochkommen… dir traue ich zu, daß du kurzerhand
fliegst…«
    »Dazu bin ich leider nicht in der Lage. Aber mit einem Trick
und einigem Glück kommen wir auch die Wand hoch, ehe das Untier
absäuft…«
    Torkelnd kam Harry Carson mit Macabros’ Hilfe auf die Beine.
Schweiß perlte noch auf seiner Stirn, und wirr hing ihm das
Haar ins Gesicht. Er warf es mit einer ruckartigen Kopfbewegung nach
hinten.
    Auf dem weichen Muskelfleisch des Kraken liefen sie bis zur Wand
vor.
    Macabros steckte sich das erbeutete Schwert in den Gürtel und
deutete auf zwei der riesigen Fangarme, die mit ihren Saugnäpfen
noch an dem glatten Mauerwerk klebten.
    »Es scheint ein Rest von Leben in ihnen zu sein«, sagte
Macabros. »Nutzen wir es aus, ehe auch es
vergeht…«
    Er umklammerte eine Tentakel, stellte zu seiner Erleichterung
fest, daß der schenkeldicke Strang festen Halt hatte und
reichte Harry Carson dann die Hand, während er sich selbst mit
beiden Beinen festklammerte wie ein Affe.
    Carson fehlte die Kraft. In den letzten Stunden war zuviel auf ihn
eingestürmt.
    Er sagte kein Wort, als Macabros kraftvoll und elegant nach oben
kletterte und ihm dabei noch behilflich war, die Kletterpartie ohne
Zwischenfall zu überstehen.
    Die Priester und Finsterlinge wichen zurück, als
Macabros’ Finger den Rand der Beckenöffnung erreichten.
    Zuerst sorgte Macabros dafür, daß Harry Carson festen
Stand unter die Füße bekam.
    Dann folgte er.
    Kein Angriff. Kein Laut. Keine Bewegung…
    Nur – stille, stumme Bewunderung.
    Auch Harry Carson konnte sich diesem Gefühl nicht
verschließen.
    »Ich glaube, es ist doch alles ein Traum«, sagte er
abwesend. »Nur im Traum… kann man solche ungeheuerlichen
Dinge erleben, nur im Traum entrinnt man Gefahren wie diesen…
was für ein Mensch bist du? Wer bist du wirklich? Bist du
überhaupt ein Mensch – oder siehst du nur so aus?« Er
gab sich die Antwort selbst. »Nein«, fügte er hinzu,
»nein – du bist kein Mensch. Ich wollte es nie wahrhaben.
Aber es gibt sie wirklich, die Fremden, die man die Götter
nennt, die über Kräfte und Fähigkeiten verfügen,
die ein normaler Mensch eben nicht hatte… du bist ein
Gott!«
    »Nein, sag so etwas nicht. Ich bin ein Mensch, Harry…
ein Mensch wie du…«
    Er sagte es in englischer Sprache.
    Carson schüttelte den Kopf.
    »Nein…, ich kann dir nicht glauben. Ich habe zuviel
gesehen, zuviel erlebt… diese Kraft… du scheinst nie und
nimmer zu ermüden… dir kann Feuer nichts anhaben, dich kann
ein Schwert nicht
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