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Macabros 097: Das Grab in Lemuria

Macabros 097: Das Grab in Lemuria

Titel: Macabros 097: Das Grab in Lemuria
Autoren: Dan Shocker
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hören?«
    »Ja.«
    »Sag mir, wo du geboren bist.«
    »In Kalkutta…«
    »Sag mir, wo du jetzt wohnst?«
    »In New York, im Haus meines Adoptivvaters Shoam.«
    »Was weißt du über deine richtigen
Eltern?«
    »Nichts.«
    »Was geschah mit deiner Mutter?«
    »Sie starb bei meiner Geburt.«
    »Und was war mit deinem Vater?«
    »Er hatte einen Unfall vor meiner Geburt.«
    »Zu dieser Geburt, Sarash, gehen wir jetzt zurück. Was
siehst du, was hörst du?«
    »Alles ist sehr dunkel, sehr warm. Ich fühle mich
wohl…«
    Sarashs Stimme klang etwas leiser.
    »Wir gehen in die Zeit vor deiner Geburt zurück…
Schildere uns deinen jetzigen Zustand.«
    »Dunkelheit, Stille, Frieden… ich schwebe im
Nichts…«
    »Wie lange hast du dieses Gefühl schon?«
    »Ich weiß es nicht. Es gibt dafür keinen Begriff,
der es bezeichnen könnte. Es ist ein Zustand, in dem Zeit und
Raum keine Bedeutung haben.«
    »Aber zu diesem Zeitpunkt weißt du, daß es dich
schon mal gegeben hat?«
    Für Richard Patrick war ein solches Frage- und Antwortspiel
nichts Neues. Schon mehr als einmal hatte er an Sitzungen
teilgenommen, bei denen Versuchspersonen in die Zeit vor ihrer Geburt
zurückversetzt wurden.
    Shoam bemühte sich, die einzelnen Stationen in die Zeit der
Vergangenheit schnell zu überbrücken. Sarash war auf dieses
Vorgehen eingespielt.
    Es klappte alles reibungslos.
    »Es hat mich schon mal gegeben, ja«, lautete die Antwort
des Jungen.
    »In welcher Gestalt, mit welchem Namen?«
    »Ich habe – keine richtige Gestalt. Ich existiere. Das
weiß ich… einen Namen habe ich nicht. Mein Leben –
ist Gefühl.«
    »Und was fühlst du?«
    Shoam sprach den Jungen nicht mehr mit seinem Namen
›Sarash‹ an.
    »Sehnsucht – und Leidenschaft. Nach Freiheit, nach einem
Körper…«
    »Hast du denn keinen?«
    »Nein.«
    »Erklär’ es uns genauer…«
    Ein ›Verhör‹ wie dieses in Tiefenhypnose hatte
selbst der verwöhnte Verleger noch nie erlebt.
    »Bevor der Körper werden kann, geht dem eine
Leiblichkeit in feinerer Substanz voraus. Ich weiß alles
über mich, bin ein rein geistiges Wesen, bin beseelt, atme und
bestehe aus Luft. Ich bin mit Wasser und Luft angefüllt und habe
den Geist. Aber die Zeit, daß der Körper voll vorhanden
ist, ist noch nicht gekommen…«
    Sarashs Stimme klang leise und war schleppend. Sein Gesicht wirkte
weiß, fast durchscheinend, und man merkte ihm an, daß ihn
das ›Verhör‹ anstrengte. Man sah auch Shoam an,
daß er diese ›Vorstellung‹ so schnell wie
möglich hinter sich bringen wollte.
    »Du bist also Luft – und Wasser?« warf der Inder
dem hypnotisierten Jungen die Frage hin.
    »Ja – und nein. Ich bin ein Teil des Wassers und der
Luft, habe eine Seele und den Geist, bin von Luft und Wasser kaum zu
unterscheiden…«
    »Du hast also – keine Haut?«
    »Nein…«
    »Kein Skelett?«
    »Nein…«
    Wenn niemand sprach, war es in dem halbdunklen Zimmer so still,
daß man die berühmte Stecknadel fallen hören
konnte.
    »Wie kannst du deine Umwelt wahrnehmen?«
    »Ich fühle sie…«
    »Was fühlst du?«
    »Das Feuer… die Bewegung… alles ist in Bewegung,
alles im Werden… die Erde ist noch nicht fest. Die Glutseen, die
alles bedecken, kühlen nur langsam ab. Eine hauchdünne Haut
liegt über ihnen… die Erde lebt…, der Geist ist wach.
Viele Geister schweben mit dem Wasserdampf durch die Lüfte. Dies
ist ihre Beweglichkeit… alles bewegt sich… ich habe eine
Ahnung…«
    »Welche?« hakte Shoam sofort ein. Man gewann bei diesem
Gespräch nicht den Eindruck, daß es schon x-mal
stattgefunden habe. Und doch mußte es so sein.
    »Es wird die Zeit kommen, da das rein geistige Dasein zu Ende
sein wird… nicht mehr der Kern meines Wesens allein wird
existieren, sondern die Wärme des Blutes und die Leidenschaft
werden einen Leib haben, Substanz sein. Erst der Geist, dann die
flüssigen Substanzen, die weich und geschmeidig werden, die
nicht mehr über der halbflüssigen Erde schweben, sondern
sich auf ihr bewegen… diese Welt ist entstanden, aus Geist, ist
zu Materie geworden, und so ist es mit dem Geist, der den Menschen,
die Urtiere und Urpflanzen formen wird…«
    Sarash beschrieb eine unfaßbare, ungeheuerliche Welt.
    Es schien, als wäre er wirklich beim Geburtsvorgang der Erde,
der Jahrmillionen währte, von Anfang an dabei gewesen.
    Da war ein glutender Gasball, entstanden aus dem Geist. Der Ball
wurde glutflüssig, blasige Lava bedeckte die Erde, die von
Urnebein und Wasserdampf
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