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Macabros 097: Das Grab in Lemuria

Macabros 097: Das Grab in Lemuria

Titel: Macabros 097: Das Grab in Lemuria
Autoren: Dan Shocker
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Bananen, nahm
keinen Bissen Fleisch zu sich, hatte geheimnisvolle Andeutungen
über ein ›wiedererstehendes Reich‹ gemacht, das er
jedoch nicht näher beschreiben wollte oder konnte…
    Wie jeder überzeugte Hindu, so glaubte auch Shoam an die
Wiedergeburt, bis er endlich eingehen konnte in das Nirwana, in dem
die Kette der Wiedergeburten abriß und er im absoluten Nichts
zu Hause war, wo Seele, Geist und Körper nicht mehr
existierten.
    All dies war nichts Neues und ein Vortrag darüber hätte
jene Personen, die am heutigen Abend zusammenkamen, wohl kaum
veranlaßt, hierher zu kommen.
    Shoam hatte seine Gäste genau ausgewählt und sie zu
strengstem Stillschweigen über das verpflichtet, was sie zu
hören und zu sehen bekamen. Jeder, der in die Wohnung
eingelassen wurde, mußte ein Kärtchen mit
diesbezüglichem Text unterschreiben. Auf dem Kärtchen
befand sich ein unerklärliches, fremdartiges Symbol, für
das der Guru eine Erklärung abgab.
    »Sie, meine verehrten Gäste, werden dieses Zeichen nicht
in den Veden, nicht in den Upanischaden, in keinem Heiligen Buch
finden. Ich selbst habe es bis vor einem Monat noch nicht gekannt. Es
stammt von dieser Erde – und es stammt doch nicht von dieser
Erde. Sie werden nachher durch meine Erläuterungen diesen
scheinbaren Widerspruch noch verstehen.« Shoam war ein kleiner,
sehr dünner Mann, der nur aus Haut und Knochen zu bestehen
schien. Das Dhuti, bestehend aus blütenweißem Hemd und
knöchellanger Hose, raschelte bei jeder Bewegung, die er
machte.
    In dem Raum, wo sie sich versammelt hatten, brannten auf
niedrigen Tischen kleine indische Tempel-Laternen.
    Das waren mit Löchern durchbrochene Messinghülsen, in
denen wohlriechende Kerzen brannten. Durch die Löcher entstand
ein sich ständig in Bewegung befindliches Wabenmuster an Decke
und Wänden, sorgte einerseits für eine wohltuende
Entspannung und hielt den Geist doch seltsam wach…
    Kein Anwesender kannte den anderen. Absichtlich hielt Shoam das
Treffen anonym, um gewisse Gefahren – so jedenfalls hatte er
sich ausgedrückt – von vornherein zu unterbinden. Diese
Gefahren beträfen weniger ihn als jene Personen, die für
das Experiment dankenswerterweise als Beobachter gekommen
seien…
    Der Raum, in dem sie sich aufhielten, war durch einen Vorhang
abgetrennt. Dieser Vorhang war dunkelrot. Die ganze Einrichtung war
bescheiden.
    Shoam fuhr keinen Rolls Royce, die Zahl seiner Schüler war
eher klein, und man wußte, daß er nicht auf großem
Fuß lebte. Die Miete für seine Wohnung trugen seine
Anhänger zusammen, er lebte von jener Milch und den Bananen, die
seine Freunde für ihn kauften.
    Shoam war trotz seiner geringen Körpergröße eine
Persönlichkeit, die etwas Faszinierendes und Einmaliges
ausstrahlte. Man konnte sich diesem gewissen Etwas nicht
entziehen.
    Shoam hatte für diesen Abend keinen seiner Anhänger
geladen, und er selbst war es, der seine Gäste mit
Fruchtgetränk und frischem Obst, das in sauberen Korb- und
Messingschalen bereitstand, bewirtete.
    Richard Patrick, Verleger der großen Zeitschrift
›Amazing Tales‹, die sich mit der Behandlung und
Aufklärung geheimnisvoller Vorgänge überall in der
Welt befaßte, hatte die telefonische Einladung des
populären Shoam gern entgegengenommen, ohne genau zu wissen, was
für ein großes Experiment da stattfinden sollte.
    Niemand wußte etwas. Und doch waren sie gekommen.
    Dafür bedankte der kleine hagere Inder sich in einer knappen
Ansprache.
    Er ließ noch durchblicken, daß die illustre
Gesellschaft heute abend sich aus Vertretern von Kirche, Staat,
Wissenschaft und Kultur zusammensetze.
    »In Ihren Reihen sind Ärzte und Priester,
Schriftsteller, Rechtsanwälte, Verleger und Politiker… der
Kreis ist so auserwählt, daß keiner den anderen
persönlich kennt. Würde ich Namen nennen, käme
über die Lippen des einen oder anderen Anwesenden ein
verständnisvolles ›Aha‹. Das Licht in diesem Raum ist
so gehalten, daß die Gesichter nicht gut zu erkennen sind. Das
Ganze hat nichts mit Hokuspokus und faulem Zauber zu tun«,
wirkte Shoam aufkommendem Mißtrauen sofort entgegen, »es
gehört zu der Vorsichtsmaßnahme, die ich Ihnen noch
erläutern muß. Das Experiment, alles, was sie heute abend
erfahren werden, ist notwendig, um Ihnen vor Augen zu führen,
daß etwas geschieht, wovon zur Stunde noch niemand weiß.
Wenn das Experiment erfolgreich verlaufen wird – und ich zweifle
keinen Augenblick daran – werden Sie die Welt, in der
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