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Macabros 080: Die Waben-Monster

Macabros 080: Die Waben-Monster

Titel: Macabros 080: Die Waben-Monster
Autoren: Dan Shocker
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Anzug, wie er zu einem Herrn
seines Alters paßte.
    Der Mann, der ebenfalls wie sie auf Marlos lebte, trat aus dem
Hauseingang, lief von der Seite her auf Rani zu, der sich Richtung
Metro-Station absetzte.
    »Rani!« rief in diesem Moment auch Pepe.
    Etwas mußte geschehen sein, daß der Inder und die
anderen nicht als Nachtseelen auftauchten, sondern mit ihrem
richtigen Leib.
    Ak Nafuur verhielt im Schritt, als er sah, daß Pepe dem
Inder folgte und an seiner Seite auftauchte.
    Aus dem Hauseingang, in dem der Priester aus Xantilon gestanden
hatte, löste sich eine zweite Gestalt. Das war Camilla Davies.
Gemeinsam mit Ak Nafuur hatte sie die Beobachtung durchgeführt,
und als Marcel Leclerque zum anderen Ende der Straße ging,
heftete sich Camilla an seine Fersen.
    Tina Morena berichtete knapp von ihrem haarsträubenden
Erlebnis. Ak Nafuur hörte aufmerksam zu.
    Pepe war etwa dreihundert Meter von den anderen entfernt.
    »Hallo, Rani!« krähte er fröhlich, obwohl es
ihm schwer fiel, seiner Stimme einen heiteren Klang zu verleihen.
»Kennst du mich denn nicht mehr?«
    Er blickte zu dem großen Freund auf, der stur weiter ging
und ihn keines Blickes würdigte.
    Pepe gab es einen Stich durchs Herz.
    Rani war so anders. Eine seltsame, körperlich spürbare
Kälte ging von ihm aus. Er schien überhaupt nicht mehr zu
leben…
    Auch diese schwerfälligen Bewegungen! Jeder Schritt schien
eine Qual für ihn zu sein.
    Pepe griff nach der Hand seines großen Freundes. Sie
fühlte sich kalt und hart an, als wäre das Blut in seinen
Adern gefroren.
    Der Koloß von Bhutan schüttelte mit einer abweisenden
Handbewegung Pepes Hand ab.
    Da – ein markerschütternder Schrei! Reifen
quietschten.
    Pepe warf sich herum während Rani Mahay wie hypnotisiert
überhaupt nicht reagierte.
    Stur ging er seines Weges.
    Vorn an der Straßenkreuzung liefen die Menschen zusammen.
Der Verkehr kam zum Erliegen. Auch Ak Nafuur und Tina Morena setzten
sich in Bewegung. Carminia Davies rannte auf sie zu, wirkte
erschrocken und gestikulierte wild mit den Armen.
    Da war etwas passiert mit Marcel Leclerque.
    Er hatte sich vor ein Auto geworfen. Das war so schnell gegangen,
daß Camilla ihn nicht mehr hatte zurückhalten
können.
    Ein weiterer Selbstmord!
    Rani Mahay erreichte den Eingang zur Metro-Station.
    Der Inder wurde schneller. Es schien, als hätte er es
besonders eilig, an sein Ziel zu kommen.
    Pepe wich nicht von seiner Seite.
    Rani atmete nicht!
    Grauen saß dem Jungen im Nacken. Mehrere Male sprach er den
Inder an. Doch der antwortete weder auf eine Frage, noch redete er
von sich aus.
    Der U-Bahn-Schacht nahm sie beide auf.
    Hohl klangen ihre Schritte auf dem Plattenboden. Die Schaufenster
der Kioske und kleinen Geschäfte waren hell erleuchtet, doch die
Läden um diese vorangeschrittene Stunde geschlossen.
    Nur wenige Menschen hielten sich im Schacht auf. Aus der Tiefe des
Stollens drang heftiges Brausen und Rauschen.
    Ein Zug näherte sich auf der gegenüberliegenden Strecke.
Das Geräusch schien des veränderten Inder sichtlich in Bann
zu ziehen.
    Er stutzte. Kaum merklich hoben sich seine Augenbrauen, es war die
erste menschliche Regung, die Pepe in Ranis Gesicht während der
letzten Minuten seiner Begleitung registrierte.
    Es ging alles blitzschnell.
    Mahay lief am Bahnsteig entlang und wurde schneller. Seine
Bewegungen wirkten mit einem Mal lockerer, und er schien über
unerschöpfliche Kraftreserven zu verfügen.
    - Pepe war außerstande, mitzuhalten. Er kam, obwohl viel
jünger, rasch außer Atem.
    Der kraftvolle, durchtrainierte Körper des Inders eilte
dahin, am Rand des Bahnsteiges entlang, der Fahrtrichtung des Zuges
entgegen.
    »Rani!« Pepes Schrei ging lautstark durch den Stollen
der Untergrundstation.
    Einige Passanten blieben stehen.
    »Nicht! Nicht weiterlaufen…!« Der Junge, rund
fünfzig Meter von Rani Mahay entfernt, hatte keine Chance mehr,
die Entfernung zu überbrücken. Selbst wenn er in dieser
Sekunde neben dem Inder gestanden hätte – er hätte es
nicht verhindern können. Rani festzuhalten, war ausgeschlossen.
Dazu war er ihm körperlich um ein Vielfaches überlegen.
    Der Mann mit der prächtigen Glatze, über die sie sich
auf Marlos so oft lustig gemacht, sprang vom Bahnsteigrand und jagte
über die parallellaufenden Schienenstränge – genau dem
Zug entgegen, der aus dem dunklen Stollen brauste, nur noch knapp
zwanzig Meter von ihm entfernt!
     
    *
     
    Gegen diese Übermacht hatten sie keine Chance. Gleich
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