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Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor

Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor

Titel: Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor
Autoren: Dan Shocker
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auf der anderen Seite des Atlantiks, mitten in Paris, im
Zimmer zweihundertsechsundsiebzig des Hotels ’Bijon’.
    Dämmerung! In Mitteleuropa war die Zeit sechs Stunden voraus.
In Paris standen die Zeiger auf zwanzig Uhr…
    Macabros und Richard Patrick befanden sich mitten in dem
großen Apartment, das im Schummerlicht noch seinen Luxus ahnen
ließ.
    Direkt neben dem Fenster stand ein großes Messingbett. Links
und rechts davon waren kleine Tische mit messingeingefaßten,
schwarzen Marmorplatten, auf denen verspielte kleine Tischlüster
standen.
    An der Wand links ein alter kostbarer Schrank, ein wertvolles
französisches Möbel aus der Zeit Ludwig XIV.
    Vom Schlafzimmer aus gab es einen direkten Zugang zu dem
großen, luxuriösen Bad, in dem schwere goldene Spiegel
hingen, deren Rahmen handbreit waren.
    Das Bad bestand vom Boden bis zur Decke aus grünem
Marmor.
    Rubinrote, schmale Vorhänge waren unterhalb der Decke
birnenförmig drapiert, so daß der Hauch von
Exklusivität noch verstärkt wurde.
    Die beiden Männer sahen sich in jedem Raum um. Das Apartment
bestand aus insgesamt zwei Räumen und einer kleinen, apart
eingerichteten Diele.
    Sie waren alle leer. Im Bad standen keine Utensilien herum, die
darauf hätten schließen lassen, daß dieser Raum
belegt war. Auch Koffer waren nirgends zu sehen.
    Dennoch kam Macabros auf die Idee, den großen schweren
Kleiderschrank, der bis zur Decke reichte, zu öffnen, um auch da
einen Blick hineinzuwerfen.
    Patrick, der neben Macabros stand, stellten sich die Nackenhaare,
als die Tür aufschwang.
    Der Schrank – war nicht leer!
    Kerzengerade und stocksteif stand eine Gestalt vor ihnen,
pechschwarz von Kopf bis Fuß…
     
    *
     
    Marcel Leclerque war ein Mann schneller Entschlüsse.
    Nach seiner Begegnung mit Jacques Belmond hatte er in seinem
Büro nur noch eine kurze Nachricht auf Band gesprochen und war
dann am späten Nachmittag mit einer Maschine der Air France nach
Narbonne geflogen.
    Seine Mitarbeiterin in Paris war über alles unterrichtet.
    In Narbonne stand ein Leihwagen bereit, den Leclerque direkt am
Flughafen übernahm.
    Es handelte sich um einen nagelneuen, silbergrauen Citroen.
    Die hervorragende Federung des Fahrzeugs machte sich gerade auf
einer weniger befahrenen, holprigen Nebenstraße Richtung Norden
angenehm bemerkbar.
    Leclerques Ziel war die kleine Stadt Minerve, eine
altertümliche Ansiedlung mitten in den Bergen.
    Es dunkelte bereits, als der Privatdetektiv aus Paris die
Weinfelder links und rechts der mit Schlaglöchern
übersäten Straße entlangfuhr.
    Vereinzelt erblickte er konturenhaft die Umrisse uralter
Häuser am Berg. In allen Fällen waren die Gebäude
nicht bewohnt. Wie leere Augenhöhlen starrten die finsteren
Fensterlöcher ihn an und schienen seine Fahrt in das Gebiet von
Minervois zu beobachten.
    Schmale Brücken, bei denen teilweise an den Seitenwänden
Steine herausgebrochen waren, führten über zerklüftete
Schluchten hinweg, die steil und gefährlich unter ihm
gähnten.
    Drei Kilometer von Minerve bog eine noch schmalere, unbefestigte
Seitenstraße von der Hauptfahrbahn ab und führte tiefer in
das Gebirge hinein.
    Der steinige Weg ging steil bergauf. Unter den Reifen spritzte
Geröll weg. Der Citroen schaukelte wie ein Schiff auf hoher
See.
    Marcel Leclerque kam sich vor wie der einsamste Mensch der Welt.
Weit und breit kein Lebewesen, weit und breit kein Haus, in das er
hätte einkehren können, wäre es zu einer Panne
gekommen.
    Das Anwesen der Familie Belmond lag hinter dem Berg auf einem von
alten Bäumen bestandenen Plateau, das man hier nicht vermutete,
wenn man es nicht kannte.
    Der Weg war etwa fünfhundert Meter vor dem Plateau breit und
asphaltiert. Er mündete direkt in ein großes,
schmiedeeisernes Tor, das verschlossen war.
    Die Mauer rings um das Anwesen schätzte Leclerque auf
mindestens vier Meter. Auf der Oberkante waren scharfkantige Glas
Splitter eingemauert, um Fassadenkletterern das Eindringen schwer zu
machen.
    Doch hinter den dichten Bäumen in der zunehmenden Dunkelheit
waren die Umrisse des Gutsgebäudes mehr zu ahnen als zu
sehen.
    Lichter brannten noch nicht. Das Gelände machte den Eindruck,
als wäre es von Menschen verlassen.
    Doch darauf gab Marcel Leclerques nichts.
    Bis jetzt wußte niemand von seiner Anwesenheit. Diesen
Eindruck wollte er zunächst aufrecht erhalten.
    Denn nur, wenn niemand wußte, daß ’ er sich hier
aufhielt, konnte er seine Mission so gut wie möglich
erfüllen.
    Das
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