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Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser

Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser

Titel: Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser
Autoren: Dan Shocker
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ein Ruck durch seinen Körper.
    Fisher erhob sich. »Darf ich mal telefonieren?« fragte
er mit rauher Stimme den Wirt.
    »Natürlich gern.«
    Fisher rief zuerst unter der privaten Nummer seinen Chef an, um
ihm von seinem Mißgeschick zu berichten. Es war zu spät,
als daß man ihm noch ein Fahrzeug zum Abschleppen schicken
konnte. Fisher gab an, in dieser Nacht hier im Ort zu bleiben.
    Dann hängte er ein. Drei Minuten lang stand er wie eine
Statue neben dem Apparat und nagte an seiner Unterlippe.
    Der Wirt blickte ihn von der Seite her an.
    »Ärger?« fragte er leise den Nachdenklichen, der
vollkommen in Gedanken versunken war. »Sie sehen nicht gerade
glücklich aus…«
    Fisher schrak zusammen. »Entschuldigen Sie«, sagte er
abwesend. »Darf ich noch mal telefonieren?«
    »So oft sie wollen…«
    »Die Nummer der Polizei«, sagte er leise. »Die des
Sheriffs – können Sie die mir sagen?«
    Henry Fisher hatte seine Entscheidung gefällt. Seine Miene
war wie aus Stein gemeißelt. Auch wenn die Angst ihm im Nacken
saß – er mußte es tun, wenn sein Gewissen ihn nicht
länger quälen sollte.
    Er kündete dem Sheriff an, daß er ihn dringend unter
vier Augen sprechen mußte.
     
    *
     
    Die Jacht schaukelte auf den Wellen. Die Kabinenfenster waren
hellerleuchtet. Zwei dunkle Gestalten zeichneten sich wie Silhouetten
hinter den kleinen Fenstern ab. Wenig später zeigten sich die
beiden Menschen auf Deck.
    Ein Mann und eine Frau, noch sehr jung. Sie trugen Ölzeug.
Gischtig spritzte das Wasser über die Reling.
    Brenda Sitgens klammerte sich an ihren Freund.
    »Angst?« fragte Mike Laumer leise lachend.
    »Ein wenig.«
    »Das ist doch jetzt nicht mehr nötig«, fügte
Mike Laumer rasch hinzu. Schweiß und Salzwasser bildeten einen
dichten Tropfenvorhang auf seinem Gesicht. »Wir haben nur die
Ausläufer des Orkans mitgekriegt. Normalerweise sieht das hier
viel schlimmer aus. Aber darauf waren wir ja schließlich auch
eingestellt, nicht wahr? Schließlich halten wir uns mitten im
Bermuda-Dreieck auf. Auch kritische Leute erwarten da mehr als einen
belanglosen Sturm.«
    »Also belanglos…, na, ich bedanke mich, Mike.«
Brenda strich ihre langen, schwarzen, in die Stirn fallenden
Haarsträhnen aus dem Gesicht und klappte die wasserdichte Kapuze
nach hinten. Da wurde ihre ganze dichte Haarpracht frei. »Mir
wurde es ganz schön mulmig. Ich bin froh, daß es
vorüber ist.«
    »Es hat gar nicht richtig angefangen. Darüber sollten
wir froh sein.«
    Die letzten Wolkenberge, die bedrohlich über der endlosen See
hingen, zogen ab. Der Wind war merklich schwächer geworden. Die
gefährlichen Schaumkronen auf den Wellen spritzten nur noch
leicht und lösten sich auf. Ein untrügliches Zeichen
dafür, daß die Sturmgefahr vorüber war.
    Mike Laumer und Brenda Sitgens waren neunundzwanzig Jahre alt.
Seit sechs Jahren lebten sie in einer freien Gemeinschaft zusammen.
Heiraten wollten sie später, irgendwann einmal. Sie glaubten,
diese Ehe auf Probe bisher gut über die Runden gebracht zu haben
und zusammenzupassen.
    Beide waren für ein Wochenmagazin tätig, in dem zur Zeit
eine Serie über unenträtselte Geheimnisse dieser Welt mit
großem Erfolg lief. Sie hatten diese Serie ins Leben gerufen,
und jedes Abenteuer, jeder Ort, die dort angegeben waren, stimmte mit
der Wirklichkeit überein.
    Brenda und Mike waren dem Geheimnis der Cheops-Pyramide
nachgegangen, hatten die Dogon in Afrika aufgesucht und versucht, die
Geheimnisse um den »hellstrahlenden Stern Sirius« zu
ergründen. Sie hatten schließlich Mut gefaßt,
mieteten eine kleine Jacht und wollten das berüchtigte
Bermuda-Dreieck unter die Lupe nehmen, über das soviel geredet,
geschrieben und in Film und Fernsehen gezeigt wurde – über
das ganz offensichtlich aber niemand etwas Genaues wußte.
    Ganz sicher schien nur eines zu sein: seit jeher schienen hier in
diesem berüchtigten Seegebiet gespenstische Dinge abzulaufen.
Schon vor drei- und vierhundert Jahren gingen auf merkwürdige,
nie geklärte Weise Schiffe verloren. Damals redete man noch von
furchtbaren Stürmen und Seeschlangen, die hier ihr Unwesen
treiben sollten. Eine andere Erklärung fand man nicht. Mit dem
Fortschritt der Technik und der Erfahrung kam jedoch zwangsweise
über dieses Gebiet keine größere Erkenntnis zustande.
Das Bermuda-Dreieck blieb geheimnisumwittert und wurde geradezu
unheimlich, als modernste Schiffe mit Mann und Maus verschwanden,
nachdem man zuvor noch einwandfreie Funksprüche
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