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Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser

Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser

Titel: Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser
Autoren: Dan Shocker
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Flucht nach vorne an, stieß sich ab und
attackierte den Mann, der ihn entdeckt hatte.
    Normal wäre es gewesen, wenn er mit beiden Händen jetzt
die Beine umschlungen hätte. Er war schnell genug, mußte
es schaffen – und schaffte es doch nicht.
    Er griff ins Leere – obwohl er die Beine genau vor sich
sah!
    Ein Stöhnen entrann den Lippen des Mannes.
    Das war kein Mensch, der da vor ihm in der Hütte stand –
das war ein Geist!
    Fisher schlug der Länge nach auf den Boden, rappelte sich mit
schreckgeweiteten Augen wieder auf und erhielt im gleichen Augenblick
einen Tritt vor die Brust, daß er wieder zurückfiel.
    Die Beine, eben noch greifbar und luftig wie ein Nebel, waren
schwer und fühlbar. Eines der Beine stand jetzt auf ihm. In der
Pose des Siegers ragte Holesh neben ihm auf.
    Fisher atmete schnell und flach.
    »Woher wußten Sie, daß ich mich – da
versteckte?« fragte er mit schwerer Zunge.
    »Das hab’ ich gerochen.«
    »Gero…« Fisher schluckte. Der andere grinste kalt
und überheblich.
    »In dem Augenblick als ich eintrat, spürte ich: da liegt
einer auf der Lauer und beobachtet dich.«
    »So etwas gibt es nicht.«
    »Sie haben’s doch selbst bemerkt.«
    »Das glaube ich nicht…«
    »Sie wollten auch nach meinen Beinen fassen und mich zu Boden
werfen, nicht wahr… daran glauben Sie doch. Sie haben meine
Beine gesehen, aber sie konnten sie nicht festhalten, obwohl sie sie
umschlangen. Komisch, wie?«
    Fisher schluckte. Damit hatte der andere recht.
    »Was sind Sie für ein Mensch?« fragte der
Verkaufsfahrer mit rauher Stimme.
    »Es ist vielleicht gut für Sie, wenn Sie darüber
keine genaue Auskunft erhalten.« Holesh nahm sein Bein von der
Brust und gab dem unter ihm Liegenden mit einem Wink zu verstehen,
daß er sich erheben könne. Fisher folgte der Geste: Er kam
auf die Beine zu stehen, und es schien, als ob er auf Eiern
herumträte.
    »Und nun gehen Sie, verschwinden Sie«, fuhr Holesh ihn
an, bevor er selbst etwas sagen konnte. »Laufen Sie, bevor
ich’s bereue!«
    Er schien überhaupt keine Fragen zu haben, warum Henry Fisher
sich hier aufhielt. Tausend lautlose Stimmen aus dem Geisterreich
schienen ihm alles Wissenswerte zugeflüstert zu haben.
    Fisher nickte. Er kam sich vor wie ein Trottel.
    »Die Frau – das ist Wahnsinn… was Sie da
machen«, sagte er stockend, auf die wie leblos liegende Carminia
deutend. »Sie wird sterben. Sie sind grausam.«
    »Was hier geschieht, geht Sie nichts an, kapiert? Und nun
gehen Sie!« Holesh deutete zur Tür. Fisher fuhr wie unter
einem Peitschenschlag zusammen, als er sah, daß die sich im
wahrsten Sinne des Wortes wie von Geisterhänden bewegt
öffnete. »Vergessen Sie, was Sie hier gesehen haben.
Sprechen Sie mit niemand darüber. In Ihrem eigenen
Interesse… Ich könnte Sie auf der Stelle töten, lassen
Sie sich das eine Warnung sein!«
    Henry Fisher wäre seinem Gegenüber am liebsten an die
Kehle gesprungen. Aber er unterließ es. Er wußte: er
würde unterliegen. Er konnte nichts tun. Ohnmächtige Wut
und Zorn über seine Schwäche erfüllten ihn.
    Er wankte zur Tür.
    Dann stürzte er hinaus ins Freie und kam sich vor wie ein
Feigling, der sich lächerlich gemacht hat.
    Aber er konnte nicht anders. Er lief quer durch den Wald, und
niedrig hängende Äste und Zweige peitschten sein Gesicht.
Er achtete nicht darauf, obwohl es manchmal höllisch
schmerzte.
    Er warf nicht einen Blick zurück und rannte, als ob Furien
ihn hetzten.
    Der Weg durch den Wald kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Dann,
endlich, schimmerte in der Ferne schwacher Lichtschein.
Straßenlaternen, beleuchtete Fenster.
    Erschöpft taumelte Henry Fisher ins Dorf. Auf der holprigen
Straße ging er wie auf Eiern.
    Die nächste Kneipe oder Tankstelle – egal, was zuerst
kam. Da wollte er hin.
    Was hinter ihm lag, kam ihm vor wie ein Alptraum, aber er
wußte, daß es keiner gewesen war. Er war mit einer
furchtbaren Wirklichkeit konfrontiert worden.
    Schweigen… er mußte schweigen über das, was er
gesehen und gehört hatte, weil sein Leben auf dem Spiel
stand.
    Er lief in die erstbeste Kneipe. Rauch und Alkoholdunst schlugen
ihm entgegen. Er ließ sich einen Whisky geben, setzte sich in
die äußerste Ecke an den hintersten Tisch. Dort war sogar
die Lampe über der Tischplatte ausgeschaltet. Der Wirt wollte
sie einschalten, aber Fisher lehnte ab.
    Das gedämpfte Licht hier hinten war gerade das richtige
für ihn. Er mußte allein sein mit seinen Gedanken.
    Dann ging plötzlich
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