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Macabros 056: Die Leichenpilze kommen

Macabros 056: Die Leichenpilze kommen

Titel: Macabros 056: Die Leichenpilze kommen
Autoren: Dan Shocker
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angekommen sein.«
    »Sie ist nicht hier, Tom.« Mrs. Keiths Stimme klang
klar. Die Schläfrigkeit war wie verflogen.
    »Dann hat der Bus wahrscheinlich Verspätung. Oder:
Doreen war früher zu Hause und ist gleich auf ihr Zimmer
gegangen.«
    »Moment, Tom! Ich seh’ mal nach.«
    »Das wäre nett, Mrs. Keith.«
    Er hörte, wie sie den Hörer auf den Tisch legte…
dann sich entfernende Schritte. Leise klappte eine Tür.
    Fünf Minuten vergingen. Dann näherten sich die Schritte
wieder dem Telefon. Ziemlich rasch, wie Tom Gerland feststellte.
    »Sie ist nicht da, Tom.« Mrs. Keiths Stimme klang
ängstlich.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Mrs. Keith«, reagierte
der junge Arzt sofort.
    »Haben Sie sie denn zum Bus begleitet, Tom?«
    »Nein. Ich mußte plötzlich dringend weg. Doreen
blieb allein hier im Haus. Sie wollte noch ein wenig aufräumen.
Sie hatte noch viel Zeit. Die Bushaltestelle befindet sich nur wenige
Schritte von hier entfernt.«
    »Es wird doch nichts passiert sein, Tom!«
    »Aber nein, da brauchen Sie keine Angst zu haben, Mrs.
Keith!«
    »Ich habe aber Angst, Tom! Doreen muß doch irgendwo
sein, wenn sie mit dem Bus gefahren ist!«
    »Vielleicht eine Panne, ein Motorschaden. Vielleicht ist der
Bus auf der Strecke liegengeblieben.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. So etwas kommt doch sehr
selten vor.«
    »Aber es kann vorkommen, Mrs. Keith.«
    »Es gibt da eher eine andere Möglichkeit, Tom.«
    »Und die wäre?«
    »Vielleicht ist Doreen gar nicht abgefahren…«
    »Aber Mrs. Keith! Sie hat mir doch
versprochen…«
    Er unterbrach sich, als das leise Lachen von Doreens Mutter
plötzlich an seine Ohren drang. »Sie kennen Doreen nicht so
lange wie ich, Tom. Sie hat manchmal so verrückte Ideen.
Vielleicht steckt sie irgendwo im Haus und lacht sich ins
Fäustchen, daß Sie sie noch nicht bemerkt haben. Sehen Sie
doch mal nach, Tom, bitte! Das würde mich sehr
beruhigen.«
    »Selbstverständlich, Mrs. Keith.«
     
    *
     
    Er glaubte nicht an eine solche Möglichkeit. Er war viel eher
davon überzeugt, daß der Bus aus irgendeinem zunächst
unerfindlichen Grund Verspätung hatte.
    Tom Gerland ärgerte sich, daß er auf die Idee gekommen
war, überhaupt noch mal anzurufen. So hatte er bisher nur
bewirkt, daß Mrs. Keith in Sorge geraten war.
    Nun mußte er sehen, wie er sie wieder beruhigen konnte.
    Er blickte sich in der Runde um, entfernte sich zunächst
keinen Schritt vom Schreibtisch und fragte sich, wo in diesem
großen Haus er eigentlich mit der Suche beginnen sollte.
    Dann gab er sich einen Ruck…
    Seh’n wir mal im Schlafzimmer nach, dachte er. Wenn Doreen
sich wirklich vorgenommen hatte, ihm eine Überraschung zu
bereiten, dann möglicherweise nur auf diese Art.
    Er grinste unwillkürlich, als er daran dachte.
    Da flackerte das Licht an der Decke. Alle Lichter im Haus gingen
in dieser Sekunde aus, und Gerland stand mitten in tiefer
Dunkelheit.
    »Auch das noch, Stromausfall«, murmelte er.
    Er hielt sich zwar schon seit einigen Tagen hier im Haus auf. Aber
wo sich eine Taschenlampe oder Kerzen befanden, darüber hatte er
sich nie informiert. Wer dachte auch daran, je mit einer solchen
Situation konfrontiert zu werden.
    Er streckte die Hände aus und tastete sich durch das Dunkel,
um nirgends dagegenzustoßen.
    Aber er stieß irgendwo dagegen. Mit dem Schienbein gegen
einen Sessel, der direkt neben der Eingangstür stand und an den
er nicht mehr gedacht hatte.
    »Au!« entfuhr es ihm.
    Er verzog das Gesicht.
    Da flackerte die Glühbirne an der Decke und erlosch noch mal,
flammte dann wieder in ihrer vollen Helligkeit auf.
    Na endlich! Zum Glück dauerte der Ausfall nicht zu lange.
    Mit dem Licht kam das Entsetzen: Es traf ihn wie ein
Peitschenschlag.
    Er mußte an sich halten, um nicht erschreckt und erstaunt
zugleich aufzuschreien.
    Da stand sie vor ihm, wie ein Pilz aus dem Boden gewachsen, Nackt
und schön, wie Gott sie geschaffen hatte.
    »Doreen!« entrann es seinen Lippen wie ein Hauch.
     
    *
     
    »Psst, sprich nicht«, flüsterte sie. Ihre Augen
glänzten.
    Er schüttelte den Kopf und schluckte. Im ersten Moment war er
in der Tat sprachlos, hätte überhaupt nichts sagen
können, selbst wenn er es gewollt hätte.
    »Deine Mutter… ist am Telefon… ich habe nicht
gewußt, daß…«
    »Dann sag’ es ihr jetzt, Tom! Sag’ ihr, daß
du mich entdeckt hast!«
    Er lief zum Telefon zurück.
    »Sie hatten recht, Mrs. Keith. Doreen ist hier. Sie brauchen
sich keine weiteren Sorgen zu
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