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Macabros 048: Die Parasitengruft

Macabros 048: Die Parasitengruft

Titel: Macabros 048: Die Parasitengruft
Autoren: Dan Shocker
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manchmal so
einbildet…«
    Da bemerkte er, daß Shirley weinte und sich nur mühsam
beherrschte.
    »Was ist denn los?«
    »Die Sache mit Fandrick hat sie mitgenommen«, sagte
Frank Holesh schnell. »Sie stand direkt neben ihm und hat alles
mitgekriegt.«
    »Jetzt ist sie durcheinander, kann ich verstehen. Sie soll
sich zerstreuen. Die Sache ist schlimm, aber nicht bedrohlich. Wenn
jemand die Galerie heruntergefallen wäre und sich das Genick
gebrochen hätte, wäre es tragischer. Die kriegen Fandrick
schon wieder hin. Laßt euch den Abend nicht vermiesen, ich
bitte darum.«
    Er nickte Shirley aufmunternd zu, näherte sich ihr und
hauchte ihr einen Kuß auf die Stirn.
    Frank Holesh, der Shirleys Arm hielt, verstärkte seinen Griff
und merkte, wie seine Freundin den Atem anhielt und ihm einen
schnellen, ängstlichen Blick zuwarf, als wolle sie sagen:
»Nicht schon wieder, es ist doch alles halb so
schlimm.«
    Lanos ging ins Haus zurück, um sich um seine Gäste zu
kümmern, und Frank und Shirley versprachen, so schnell wie
möglich nachzukommen.
    »Es wäre mir lieb, wenn wir bald gehen
würden«, sagte Shirley unvermittelt und meinte es anders,
als John Lanos’ Aufforderung ausdrückte. »Ich
möchte nach Hause, Frank.«
    »Das können wir nicht tun, Shirley.«
    »Ich bin völlig durcheinander. Ich kann mich so nicht
sehen lassen. Was denken die Leute, außerdem habe ich keine
Freude mehr an der Party. Ich muß mich Hinlegen, muß
schlafen, Frank, ich habe das Gefühl, jeden Augenblick
zusammenzubrechen. Es war alles zuviel. Ich kann keinen klaren
Gedanken mehr fassen. Ich könnte lachen und weinen zur gleichen
Zeit, die Sache mit Fandrick und mit dem brennenden Baum… das
Kleid, das ich trage… ich könnte es mir vom Leib
reißen, denn es ist kein natürliches Kleid, es ist durch
teuflische Kräfte entstanden.«
    »So darfst du das nicht sehen. Ich beherrsche die
Kräfte, die ich in mir entdeckt habe, noch nicht richtig«,
versuchte er sie zu beruhigen. »Es kommt zu Verwirrungen und
Überschneidungen, und der heutige Abend hat mir eines gezeigt,
Shirley: der geringste Gedanke – ob gut oder böse –
manifestiert sich in irgendeiner Form zu schöpferischer Kraft.
Das ist das Göttliche und das Teuflische in uns. Es gibt nicht
nur gute, nicht nur böse Menschen. In der Seele eines jeden ist
irgend etwas von allem enthalten. Mal überwiegt die eine Seite,
mal die andere, doch daß geringfügige Gedankenfolgerungen
solche Wirkungen hervorrufen können, ist auch mir neu. Ich
muß etwas dagegen tun. Es kann nicht angehen, daß ein
feindseliger Gedanke, der in den meisten Fällen nur
unterschwellig auftritt, solch eine Wirkung zeitigen kann. Denk nicht
mehr an das, was geschehen ist, was ich provozieren mußte, um
dich – aber auch um mich – zu überzeugen. Jetzt
weiß ich, was geschehen ist – jetzt weiß ich auch,
was ich tun kann, tun muß, um nicht unbewußt Dinge zu
beeinflussen, die ich eigentlich gar nicht will.«
    Er sprach sehr ruhig und vernünftig.
    »Bleib hier«, fuhr er fort. »Ich werde für ein
paar Stunden nicht da sein.«
    »Was hast du vor?«
    »Ich muß mein Gleichgewicht wieder finden.«
    Holesh wurde nicht genauer und ließ sich seine
Bedrückung und Beklommenheit nicht anmerken. Er spürte, wie
er wieder in die Versuchung geriet, seine seltsamen,
rätselhaften Fähigkeiten erneut auszuprobieren.
    Dabei hatte er sich vorgenommen, es nicht wieder zu tun! Einmal
ist keinmal, war sein Leitspruch gewesen. Aber eigenartigerweise zog
die Zauberei mit dem Kleid nun andere Bestätigungen und Erfolge
nach sich.
    Die Sache mit Fandrick… der Blitz aus dem nächtlichen
Himmel, der lodernde Eichbaum… das Verschwinden der Flammen, die
seinem Willen gefolgt waren!
    Hätte er jetzt auch das schlimm zugerichtete Gesicht Harald
Fandricks heilen können?
    Er fühlte sich dazu in die Lage versetzt, aber mied es, dies
wirklich zu wollen. Automatisch würde das neue Abhängigkeit
nach sich ziehen. Er kam sich vor wie eine Süchtiger, der scharf
auf eine Flasche Alkohol war oder einen neuen Trip.
    Aber eben diese Abhängigkeit wollte er nicht. Er wollte
beweisen, daß es ganz allein seinem Willen unterstand, ob er
die magischen Kräfte Molochos’ beschwören wollte oder
nicht.
    Er wollte Herr über sein Ich sein, etwas anders kam
überhaupt nicht in Frage.
    Eine halbe Minute lang trug er einen inneren Kampf aus. Shirley
sah es ihm an.
    »Was geht in dir vor?« wollte sie wissen, aber er
schüttelte nur den
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