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Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Titel: Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben
Autoren: Dan Shocker
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nur einen Augenblick vor dir wach
geworden.«
    »Es ist noch ziemlich hell. Sind wir zu früh
aufgewacht?«
    Sie richtete sich vollends auf, ließ seine Hände aber
nicht los. Sie lehnte ihren Kopf an Hellmarks Brust.
    »Scheinbar ja.«
    Sie rieb ihren Kopf an seiner Brust und schloß die
Augen.
    »Ich bin froh, daß ich bei dir sein kann«, sagte
sie leise. »Du hast meinem Leben wieder einen Sinn gegeben,
Björn. Jetzt weiß ich, daß ich keine Hexe bin. Ich
habe dich nicht töten können.«
    Ein schmerzliches Lächeln spielte um seinen markant
geschnittenen Mund. »Du hast das Begehren Rha-Ta-N’mys
besiegt. Sie glaubt, ein Recht auf dich zu haben, aber gegen deinen
Willen kann sie doch nichts ausrichten. Du bist der lebende Beweis
dafür, daß selbst die ranghöchsten Dämonen und
Geister nichts vermögen, wenn sie nicht auf einen bereiten
Willen stoßen.«
    Danielle wiegt den Kopf. »Das mag in anderen Fällen
zutreffen, Björn. Bei mir aber liegen die Dinge anders.
Rha-Ta-N’my hat ein Recht auf mich. Mein Vater hat sie und ihre
Boten hintergangen. Was er für mich auf hinterhältige Weise
erstritt, das kann man mir nicht nehmen. Aber eines vermögen die
Kräfte, denen ich versprochen bin: sie können mein Leben
jederzeit bedrohen und vernichten.«
    »Damit dies nicht geschieht, haben wir uns
zusammengeschlossen. Solange ich dich durch die Dämonenmaske und
das magische Schwert beschützen kann, wird man dir kein Haar
krümmen.«
    »Dann wirst du immer bei mir sein müssen«, sagte
sie mit vielsagendem Augenaufschlag.
    Er erwiderte nichts darauf und dachte an Carminia, seine
schöne Geliebte, die auf der unsichtbaren Insel Marlos
zurückgeblieben war. Wenn er sich die fernere Zukunft vor Augen
hielt, erfüllte die ihn mit nicht weniger Unbehagen als die
nächstliegende. Wenn er wirklich das sagenumwobene Tschinandoah
fand und dort das Geheimnis um Molochos lösen konnte, dann war
die Möglichkeit groß, daß Danielle und er in die
Welt zurückkehrten, aus der sie gekommen waren. Aber dann fingen
die Probleme erst an.
    Danielle liebte ihn, und nur die sich festigende Liebe war der
Grund, weshalb Rha-Ta-N’my Danielle nicht wirklich zur Hexe
machen konnte. Die übernatürlichen Fähigkeiten,
über welche die Französin verfügte, waren ihr
geschenkt worden, damit sie sie zum Unheil anwendete. Doch Danielle
hatte sich fest vorgenommen, die verliehenen Kräfte zum Guten
auszunutzen. Damit stellte sie ihren Willen, ihre Absichten und ihr
ganzes Denken und Fühlen in strikten Gegensatz zu den
Forderungen der Dämonenwelt.
    Wie das weiterging, vermochte noch niemand zu sagen.
    Björn vertrieb die düsteren Gedanken, die ihn zu
übermannen drohten.
    Das Naheliegende war im Moment wichtiger als die Zukunft. Erst
mußte er Tschinandoah finden – dann würde man
weitersehen.
    Im stillen mußte er sich eine merkwürdige Umwandlung
eingestehen: Danielle war ihm nicht gleichgültig. Er hatte sich
nicht nur an die Nähe der ausgesprochen hübschen
Französin gewöhnt, er suchte sie geradezu förmlich,
wie Danielle seine Nähe liebte.
    Er ließ das Thema fallen. Es gab soviel anderes, was sie
sich zu erzählen hatten.
    Sie aßen und tranken. In der Nähe gab es einen
kristallklaren Fluß, aus dem sie Wasser schöpften. Der
Proviantbeutel, der in Caal-Mag von Ogh gefüllt worden war,
enthielt nicht mehr allzuviel, und die Sorge um neuen Proviant
bestimmte ihre Diskussion.
    Björn beobachtete eine Zeitlang Tiere und Vögel und
untersuchte das Blattwerk kleiner Büsche, die dornig und mickrig
aussahen im Vergleich zu den vor Kraft strotzenden Bäumen. An
den dortigen Sträuchern hingen fingernagelgroße dunkelrote
Beeren.
    Den beiden Menschen war es aufgefallen, daß sich immer
wieder kleine pelzige Tiere, die eine gewisse Ähnlichkeit mit
Kaninchen hatten, dem dornigen Gestrüpp näherten – die
großen, zusammengebündelten Bäume aber respektvoll
umgingen. Die Pelztiere verspeisten die roten Beeren mit
offensichtlichem Genuß.
    Das war kein unbedingter Hinweis dafür, daß sie auch
für Menschen genießbar waren, doch er ließ es auf
einen Versuch ankommen.
    Er pflückte eine Beere und biß sie vorsichtig an. Sie
schmeckte süß, und ihre Süßigkeit war von einer
gewissen Schwere.
    Hellmark aß die ganze Beere und wartete ab.
    Nach etwa einer Viertelstunde fühlte er sich genauso wie
zuvor und konnte nichts Besonderes an sich feststellen.
    Die Beeren waren genießbar. Sie sammelten welche und
füllten damit einen kleinen
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