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Macabros 036: Gruft der bösen Träume

Macabros 036: Gruft der bösen Träume

Titel: Macabros 036: Gruft der bösen Träume
Autoren: Dan Shocker
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ihre Wangen und vermischte sich mit Tränen.
    Da ergriff ihn Angst.
    ›Amana!‹ wollte er schreien. Aber seine Lippen blieben
stumm, sein Körper war wie gelähmt. ›Was ist
geschehen, Amana? Warum weinst du – warum zeichnet Qual dein
Antlitz?‹
    Die Worte aus ihrem Mund wurden schwingender und versetzten die
Luft in Bewegung.
    Was er nicht sehen konnte, war das, was sich wirklich
abspielte.
    Die Kaythen-Prinzessin kniete mitten in dem dämmrigen Raum.
Unablässig sprudelten die Beschwörungsformeln über
ihre Lippen. Die Kräfte, die Amana mobilisierte, waren
beachtlich, und sie fühlte bereits, wie die Kraft sie
verließ. Ihre Glieder begannen zu zittern, kalter Schweiß
bedeckte ihre Haut. Ihr Teint war kalkig weiß, ihr Herz schlug
schwach und wurde immer schwächer.
    Sie mußte die Formeln zu Ende bringen.
    Sie durfte das Ritual nicht unterbrechen. Eine zweite Chance, es
zu wiederholen, gab es nicht für sie.
    Ein greller Blitz spaltete die Dämmerung vor ihr.
    Er zerriß die Düsternis und die gewölbte Decke
über ihr.
    Er überflutete mit gleißender Helligkeit die beiden
Körper.
    Amanas Leib wurde wie von unsichtbarer Hand in die Höhe
gerissen. Die Kaythen-Prinzessin blieb stumm. Kein Schrei kam
über ihre Lippen, als ihr Körper sich verkrampfte, sich
mehrere Male in der Luft drehte und dann zu Boden stürzte, wo
sie zuckend liegen blieb.
    Brüllend stürzte Schwärze auf sie ein und
erfüllte ihr Bewußtsein.
    Aus, war der letzte Gedanke, den sie denken konnte.
    Sie hatte sich überfordert. Sie hoffte nur eins: daß
sie geschafft hatte, was sie sich vornahm.
    Waren Sekunden – oder Ewigkeiten vergangen?
    Gefühl für Raum und Zeit waren verloren, als sie
plötzlich Bewegung registrierte.
    Jemand beugte sich über sie.
    Ein vertrautes Gesicht.
    »Antor?!«
    Amana hörte ihre eigene Stimme. Die klang ruhig und fest.
    »Prinzessin!« Freude und Erleichterung schwang in diesem
Wort mit, das Antor über seine Lippen brachte.
    »Ich lebe – Antor?!«
    Keine Spur von Schwäche. Sie konnte sich erheben, fühlte
sich kräftig und zufrieden und erkannte die vertraute Umgebung
wieder, in der sie das magische Ritual durchgeführt hatte.
    Der Ritus war über ihre Kräfte gegangen, aber die
Mächte, denen sie diente und denen sie sich ganz hingab, hatten
sie nicht im Stich gelassen.
    Die Götter, denen sie vertraute und denen sie ihr Leben
hinzugeben bereit gewesen war, erwiesen ihr unendliche Gnade.
    »Ich fühle es, Antor«, sagte Amana zufrieden und
glücklich »ich habe die Gabe nicht verloren. Im Gegenteil!
Sie wurde gestärkt. Wer bereit ist, viel zu säen –
wird noch mehr ernten, Antor…« Und noch während sie
sprach, wandte sie den Kopf zu den rotüberzogenen Liegen.
    Die waren leer.
    Björn Hellmark und Rani Mahay, zwei Besucher aus einer
anderen Welt, waren wie vom Boden verschluckt, als hätte es sie
nie gegeben.
     
    *
     
    Die finsteren Mächte, die danach strebten, ihre Herrschaft
auch auf der sichtbaren Welt auszubauen, schliefen nie.
    Molochos und seine Schergen lagen auf der Lauer.
    Die Kraft, die Amana in ihr Ritual gelegt hatte, war
größer, als sie erwarten konnten.
    Sie konnten den Übergang nicht aufhalten oder verhindern.
Doch Molochos konnte Kräfte mobilisieren, die die Elemente in
Raum und Zeit beeinflußten.
    Er konnte nichts an der Ankunft in jener Welt mehr ändern,
der Björn und Rani angehörten.
    Aber er konnte den Ort bestimmen.
    Und das tat er.
    Die beiden Freunde merkten von alledem nichts.
    Tiefer Schlaf umfing sie, der andauerte, als sie ihr Ziel erreicht
hatten.
     
    *
     
    Es war ihre erste Nacht in der Loop Head Inn.
    Die Verbindungstür stand offen.
    Cathy Francis und Stan Falkner machten sich einen Spaß
daraus, in der Tat getrennt zu schlafen. Cathy fand, daß dies
mal ein ganz neues Urlaubsgefühl sei und man die freiwillige
Abstinenz genießen müsse.
    Sie lagen noch lange wach und unterhielten sich leise. Im Haus war
es still.
    Sie merkten beide nicht, wie sie einschliefen. Cathy glaubte
schon, es wäre Morgen, als sie unten vor dem Haus ein
Geräusch vernahm. Räder rollten knirschend über harten
Untergrund. Aus weiter Ferne vernahm sie das gleichmäßige
Tuckern eines Motorrades. Das Geräusch verebbte in der Ferne.
Später vermochte sie nicht mehr zu sagen, ob sie das
Motorgeräusch wirklich, vernommen hatte oder ob sie davon
träumte.
    Sie standen auf, als die Sonne durch die Fenster schien.
    Strahlend blauer Himmel breitete sich über dem Kap aus.
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