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Macabros 036: Gruft der bösen Träume

Macabros 036: Gruft der bösen Träume

Titel: Macabros 036: Gruft der bösen Träume
Autoren: Dan Shocker
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aussah.
    »Hast du schon eine Entscheidung getroffen,
Schleiereule?«
    »Ich denke noch nach. Hörst du’s nicht?«
    »Doch, mir war’s, als hörte ich was. Es hat
geklickt. Hoffentlich ist da kein falsches Rädchen in die
Brüche gegangen.«
    Björn sah Amana an. »Warum hat man sich erst jetzt
entschlossen, uns diesen Weg zu nennen, Amana?«
    Er war ein feinfühliger Mensch und merkte, daß da
irgend etwas nicht stimmte.
    Amana wich aus. Ihre Worte klangen nicht so überzeugend, als
sie davon erzählte, daß man diese Möglichkeit eben
nur in Betracht ziehen wolle, wenn alles andere sich als unbrauchbar
erwiesen hätte.
    »Ist da wirklich nichts anderes, Amana?«
    »Nein.«
    »Die Weiße Magie – du hast es mir selbst gesagt,
Amana – wurde dir in die Wiege gelegt. Um sich ihrer zu
bedienen, bedarf es gewisser Hilfsmittel, die dir nicht immer in
ausreichendem Maß zur Verfügung stehen.«
    »Das hat nichts zu bedeuten, Björn-Lavan. Wo die Mittel
fehlen, tritt der Geist in Aktion.«
    »Geistige Kräfte zehren an der Psyche und am
Körper.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du machst dir unnötige
Gedanken«, und diesmal klang ihre Stimme überzeugend. Er
hatte sie durchschaut und würde noch begreifen, was sie
riskierte, wenn sie dieses Gespräch fortsetzte und er
Gelegenheit bekam, über gewisse Dinge nachzudenken. »Wie
sieht euer Entschluß aus?«
    »Ich bin einverstanden«, sagte Rani Mahay. »Wenn
sicher ist, daß wir tatsächlich drüben
ankommen…«
    »Daran besteht nicht der geringste Zweifel!«
    »… dann gibt es keinen Grund, es nicht zu
versuchen«, fuhr Mahay fort. Die Stimme des Inders klang belegt.
Seine Stimmbänder waren von den betäubenden Präparaten
angegriffen.
    Die Blicke Hellmarks und Amanas begegneten sich.
    »Riskieren wir’s. Drüben kennen wir uns aus. Wenn
Molochos uns tatsächlich über den Weg laufen sollte, werden
wir Mittel haben, ihm seinen Spaziergang zu vermasseln. Führe
durch, was du uns vorgeschlagen hast, Amana! Wir haben nichts zu
verlieren, aber wir können alles gewinnen, vorausgesetzt,
daß wir nicht mitten im Atlantischen Ozean materialisieren.
Dann allerdings dürfte es kritisch werden…«
     
    *
     
    Amana machte eine kaum merkliche Handbewegung. Aus der
Dämmerung näherten sich schattengleiche Gestalten.
    Zu Björn und Rani kamen zwei junge Kaythen-Frauen, die
grüne Becher in der Hand hielten, die zur Hälfte
gefüllt waren.
    Amana gab das Zeichen.
    Die Becher wurden dem Deutschen und dem Inder an die Lippen
gesetzt, und sie tranken die etwas säuerlich schmeckende
Flüssigkeit.
    Die Mädchen verschwanden, und Amana kam wieder in ihr
Blickfeld.
    »Ihr werdet nun schnell einschlafen«, sagte sie mit
leiser Stimme. Sie versuchte zu lächeln, aber Björn hatte
das Empfinden, als ob es ihr nicht recht gelänge. »Ihr
werdet noch eine Weile meine Stimme hören. Die Worte, die ihr
vernehmt werden keinen Sinn für euch ergeben. Wirklichkeit und
Traum werden sich mischen. Vielleicht werdet ihr den Wunsch habe,
euch zu äußern. Es wird euch nicht gelingen, der Trank
hält euch in tiefer Umklammerung. Wenn ihr erwacht, werdet ihr
nicht mehr hier sein. Ihr werdet auf der anderen Seite der Welt zu
euch kommen. Ich wünsche euch von Herzen eine gute Ankunft und
möchte mich noch mal bedanken für all das, was ihr meinem
Volk und mir getan habt… lebt wohl… ein Wiedersehen…
wird es wohl nicht geben…«
    Wie aus weiter Ferne vernahmen die Freunde die letzten Worte. Der
Trank begann zu wirken.
    Björn Hellmark fühlte eine wohlige Müdigkeit in
seinen Gliedern emporsteigen.
    Er schwebte zwischen Wachsein und Traum, nahm Schatten und Silben
wahr und hatte das Gefühl, auf Wolken zu schweben.
    Jemand beugte sich über ihn. Er sah ein Gesicht.
    Amana?
    Er vermutete es, er wußte es nicht.
    Sie lächelte ihn an, berührte seine Wangen und
flüsterte etwas.
    Eine Ewigkeit schien zu vergehen.
    Stimmengemurmel drang von weither. Amanas Bild erlosch und wurde
wieder klarer. Er sah sie wie in einem Spiegelkabinett hundertfach
vermehrt wieder.
    Hunderte von Amana-Gesichtern geisterten um ihn.
    »Amana… maii samo laan«, wisperten tausend
Amana-Stimmen. Weiche, wohlklingende Worte, die wie eine
geheimnisvolle, sphärische Melodie den Äther
erfüllten. Und er wurde zu einem Teil dieses Äthers, und
die schönen Worte durchdrangen ihn bis tief in sein Inneres.
    Er sah Amanas tausend Gesichter vor sich. Qual und Anstrengung
verzerrten ihre Miene. Der Schweiß rann in Strömen
über
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