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Liebe

Liebe

Titel: Liebe
Autoren: S.N. Lazarev
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EINLEITUNG

    Je vollkommener ein System ist, umso stärker sind seine Tendenzen, sich von der Welt zu isolieren und sich nur auf sich selbst zu konzentrieren. Das heißt, die gegenwärtige Vollkommenheit muss die eigene Negation in sich tragen — das ist die Gewähr zum Überleben.
    In letzter Zeit habe ich festgestellt, dass ich versuche, alle Probleme nur durch geistige Reinigung zu lösen. Theoretisch ist das ja vollkommen in Ordnung, doch nicht immer reicht die Zeit aus, um sich rechtzeitig geistig zu reinigen. Hier kommt es auf richtiges Handeln an.
    Ein Patient erzählte mir einmal eine Geschichte. Bei einer Frau traten kleine Mundgeschwüre auf, wogegen keine Medikamente halfen. Sie suchte die besten Ärzte in Moskau auf, doch alles war ohne Erfolg. Sie wandte sich an namhafte Koryphäen im Ausland, wurde aber nicht gesund. Auch Wunderheiler versuchten ihr zu helfen. Zwar trat eine gewisse Besserung ein, doch dann begann alles von vom. Alle Heilungsversuche waren ergebnislos. Nach gewisser Zeit sprach sie zufällig mit jemandem über ihre Probleme, und ihr Gesprächspartner sagte ihr:
    „Du hast Metallkronen im Mund, sie oxydieren und rufen die kleinen Geschwüre hervor.“ Mit dem Auswechseln der Kronen verschwand das Problem.

    Ich war einmal mit einer ähnlichen Situation konfrontiert. Der Leiter einer kleinen Firma bat mich um Hilfe.
    „Ich habe Ihr Buch gelesen“, erzählte er. „Auf Geld bin ich nicht orientiert. Ich zahle meinen Mitarbeitern mehr, als sie eigentlich verdienen, und auch für die Gesundheit geize ich nicht mit Geld. Doch in letzter Zeit verspüre ich ein gewisses Unwohlsein.“
    „Ihre Intuition ist richtig“, antwortete ich ihm. „Die einzige Orientierung, die ich sehe, ist das Glück der Familie, d. h. Sie akzeptieren schicksalsbedingte Unannehmlichkeiten nur widerwillig. Dieses Programm wird an Ihre Untergebenen weitergegeben.“
    Ich betrachtete das Feld der Mitarbeiter der Firma und sah bei ihnen eine ähnliche Störung. Es handelte sich um einen einfachen Fall, ich hatte ihn schon vergessen, als ich mich nach einiger Zeit erneut mit dem Firmenleiter traf.
    „Wissen Sie“, erzählte er mir, „bei meinen Mitarbeitern ist es zu großen Unannehmlichkeiten gekommen. Ich wollte wissen, was die Ursache war. Doch dann kam ihnen gegenüber eine gewissen Aggression auf.“
    Ich betrachtete zuerst das Feld der Menschen seines Umfelds und sah starke Aggression. Ihr lagen eine Orientierung auf ein glückliches Schicksal und Menschenverachtung zugrunde. Auf Feldebene war zu erkennen, wie ihre Seelen erbitterten. Das hing vor allem mit ihrem Leiter zusammen. Das heißt, seine Aggression hatte aufgrund eines Misserfolgs oder nicht bestandener Prüfungen zugenommen. Ich diagnostizierte ihn, doch zu meiner großen Verwunderung stellte ich keinerlei Aggression fest. Sein geistiger Zustand hatte folglich hiermit nichts zu tun. Ich sprach etwa eine Stunde mit ihm und versuchte fieberhaft, die Ursache zu finden. Bei ihm gab es ein, zwei mögliche Problemvarianten, doch sie waren, wie ich sah, nicht mit der Situation verbunden. Gleichzeitig ging ich in Gedanken Dutzende meiner Varianten durch, aber immer ohne Erfolg. Nachdem alle meine Stereotypen aufgebraucht waren und versagt hatten, entstand in meinem Kopf eine Leere. Die Lösung des Problems war verblüffend und überraschend einfach.
    „Sie korrumpieren Ihre Mitarbeiter durch hohes Gehalt.“
    Mein Gesprächspartner war verdutzt.
    „Wie soll ich das verstehen?“
    „Wenn ein Mensch Fehler macht und dafür nicht bestraft wird, dann nimmt seine Orientierung auf ein glückliches Schicksal zu. Und seine Seele wird stolz und aggressiv. Wenn jemand ein hohes Gehalt bekommt, sich aber bewusst ist, dass er es nicht verdient hat, und sieht, dass andere für die gleiche Arbeit weit weniger erhalten, dann verstärkt das ebenfalls seine Orientierung auf ein glückliches Schicksal. In einer solchen Situation ist es ziemlich schwer, ausgeglichen zu bleiben. Kreativen Menschen gelingt dies leichter. Doch jemandem, der einfach nur Aufträge ausführt, fällt das sehr schwer.“ Ich erklärte dem Leiter weiter:
    „Sie meinen es gut mit Ihren Mitarbeitern, indem Sie Fehlleistungen nicht bestrafen und sie maximal entlohnen, d. h. Ihren Untergebenen größten geistigen und physischen Komfort gewähren. Damit orientieren sie diese immer stärker auf Wohlergehen und Stabilität. Doch um zu überleben, müssen diese unterbewusst diese Stabilität zerstören.
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