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Macabros 035: Mirakel, Mann der Geheimnisse

Macabros 035: Mirakel, Mann der Geheimnisse

Titel: Macabros 035: Mirakel, Mann der Geheimnisse
Autoren: Dan Shocker
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keine Bedeutung mehr für
ihn…‹«
    Da fiel Frank Morell die Brille aus der Hand.
     
    *
     
    »Darf ich mal sehen?« Seine Stimme klang belegt.
    »Was ist denn plötzlich los mit dir?« fragte
Alexandra Becker.
    Frank Morell wirkte bleich. Sein gut geschnittenes,
männliches Gesicht war von einer seltsamen Transparenz. Seine
Lippen bildeten einen harten Strich.
    Er griff nach der Zeitung, die ihm Petra über den Tisch
reichte, und suchte schnell die Stelle, an der sie aufgehört
hatte zu lesen und überflog dann den Rest des Textes.
    Er murmelte die Worte leise vor sich hin, damit auch die anderen
folgen konnten.
    »›… als Miss White aus der Trance erwachte, konnte
sie sich an nichts mehr erinnern. Danach gefragt, was die seltsame
Person, die sie zuletzt schilderte, für eine Bedeutung
hätte, vermochte sie keine Auskunft zu geben. »Ich kann
mich an nichts mehr erinnern«, sagte sie zu unserem
redaktionellen Mitarbeiter. Nicht zuletzt sei bemerkt, daß von
Miss White behauptet wird, sie könne manchmal Vergangenes,
manchmal Zukünftiges sehen aber selbst nicht entscheiden, ob
Eindrücke aus der Vergangenheit oder der Zukunft empfanden
würden…‹«
    Er ließ die Zeitung sinken.
    Sein Innerstes war aufgewühlt.
    Sein Traum fiel ihm ein. Konnte es sein, daß Terry White mit
ihren sensitiven Sinnen Zeuge seines Traums geworden war?
    Nur mit Mühe unterdrückte er die aufsteigende Unruhe.
Wieder standen die Bilder der vergangenen Nacht vor ihm, als er der
Meinung gewesen war, nicht Frank Morell, sondern ein Mensch gewesen
zu sein, der auf einer anderen Welt in einer Stadt namens Tala-Mar
lebte. Als fliegender Mensch war er über die fremde, tote Stadt
hinweggeeilt.
    Terry White hatte am frühen Abend des gestrigen Tages ihre
Aussagen gemacht. In der Nacht aber erst war sein Traum erfolgt.
    Sie hatte diesen Traum vorausgesehen, wußte aber nicht,
daß es sich um einen solchen handelte!
    Es fiel Morell schwer, seine Gedanken zu ordnen.
    Er faltete das Blatt zusammen, warf einen Blick auf seine
Armbanduhr und stellte fest, daß die Frühstückspause
in sieben Minuten zu Ende ging.
    »Entschuldigt mich einen Moment«, lächelte er
abwesend. »Ich wollte nur noch schnell telefonieren.«
    Er ging nach draußen, passierte den schmalen Korridor und
klopfte an die Tür, hinter der Sabine, die Sekretärin des
Chefs, saß.
    Sabine setzte ihre Colaflasche ab und strahlte ihn an.
    »Hallo, Frank!«
    »Hallo, Bienchen! Darf ich mal schnell
telefonieren?«
    »Darfst du. Wenn du’s kurz machst, geht’s sogar auf
Geschäftskosten. Die beiden sind da ja
großzügig.«
    Frank Morell setzte sich auf die Schreibtischkante und zog den
Apparat herüber.
    Er mußte mit Felkmann sprechen. Die Nummer hatte er im Kopf.
Und dann war es wichtig für ihn, die Redaktion der Nachtausgabe
anzurufen, um herauszufinden, in welchem Hotel Terry White logierte.
Aber das war zweitrangig. Erst war es wichtig, mit Felkmann einen
neuen Termin abzusprechen. Es war an der Zeit.
    Noch ehe er zum Hörer greifen konnte, schlug das Telefon
an.
    Achselzuckend schob er den Apparat wieder herum.
    »Dein Typ wird verlangt.«
    Die Sekretärin nahm ab und meldete sich:
»Konstruktionsbüro Gering und Krollmann. Guten
Tag!«
    Pause.
    »Herrn Morell? Einen Moment bitte! Er ist gerade
hier…«
    Sie hielt die Sprechmuschel zu und sagte: »Für dich,
Frank.«
    Er war erstaunt. Es kam selten vor, daß er am Telefon
verlangt wurde, wenn er sich im Büro aufhielt. Wer konnte ihn
jetzt anrufen?
    »Ja, Morell«, meldete er sich.
    »Unternehmen Sie nichts, Morell«, sagte eine
unpersönliche, eisige Stimme. »Denken Sie immer an Ihren
Unfall! Da ging’s trotz allem noch mal gut. Es war ein
Schuß vor den Bug. Diesmal kommen Sie nicht ungeschoren davon.
Fahren Sie nicht zu Felkmann!«
    Es knackte.
     
    *
     
    »Hallo?!« rief Frank Morell in den Hörer. »Wer
spricht da?«
    Keine Reaktion mehr von der anderen Seite der Strippe. Der
geheimnisvolle Anrufer hatte aufgelegt.
    Morells Lippen wurden schmal, und ein harter, entschlossener
Ausdruck trat in seine Augen.
    Jemand rief an, der genau wußte, was Frank Morell zu tun
beabsichtigte.
    Noch ehe er Felkmann anrufen konnte, wurde er davor gewarnt, es zu
tun. Hexerei! Niemand wußte von seiner Absicht.
    Es gab demnach jemand, der genau über das, was er tat und
dachte, informiert war.
    Der Gedanke daran ließ ihn frösteln.
    Eine Sekunde lang schloß er die Augen, dann nahm er die
schmale Brille ab und fuhr sich über das
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