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Macabros 035: Mirakel, Mann der Geheimnisse

Macabros 035: Mirakel, Mann der Geheimnisse

Titel: Macabros 035: Mirakel, Mann der Geheimnisse
Autoren: Dan Shocker
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daß seine
Brust besonders dicht behaart sei. Genau das Gegenteil war der
Fall.
    Frank Morell war ein Durchschnittsmann, der vor lauter Arbeit
nicht mal dazu kam, sich sportlich zu betätigen. Wenn er sich
mit Sport befaßte, dann meistens samstags oder sonntags –
vor dem Fernsehschirm, am liebsten dann auch noch, wenn eine Flasche
Bier parat stand, die taufrisch aus dem Kühlschrank kam.
    Mit nackten Füßen marschierte er um sein Bett herum,
stieß die grün gestrichenen Fensterläden nach
außen, und der Verkehrslärm flutete gleich noch mal so
stark in die Wohnung, die in der vierten Etage lag.
    Morell liebte diese Altbauwohnung im Beckerweg. Die großen,
hohen Räume ließen sich hervorragend mit alten Möbeln
einrichten. Und die liebte er auch.
    Der dunkelhaarige Mann mit der sehnigen Gestalt duschte sich
eiskalt ab, wusch den kalten Schweiß von seiner Haut und
frottierte sich dann kräftig.
    Während er sich rasierte, lief draußen in der
Küche die vollautomatische Kaffeemaschine.
    Frank Morell betrachtete sich im Spiegel. Die dunklen,
melancholischen Augen erwiderten seinen Blick.
    War er etwa verrückt?
    Mit einer gewissen Angst stellte er sich im stillen diese
Frage.
    Hingen die Träume der letzten Zeit mit der Überarbeitung
zusammen, der er zweifellos ausgesetzt war?
    Er kam kaum am Abend vor neun oder zehn aus dem Büro. Bogner,
der Kollege, der ihn normalerweise bei dieser Arbeit unterstützt
hätte, befand sich noch in Urlaub und kam erst Montag wieder ins
Geschäft. Bis dahin aber mußten die Pläne
draußen sein. Die auftraggebende Firma bestand auf dem
Termin.
    Frank schlug sich zwei Eier in die Pfanne, toastete Weißbrot
und suchte dann verzweifelt im Kühlschrank nach dem restlichen
Schinken, bis ihm einfiel, daß er den gestern abend noch
gegessen hatte.
    Besorgt betrachtete er seinen Bauch. Der kleine Ansatz, der sich
dort zeigte, war nicht der Rede wert, aber Morell fand, daß man
schon den Anfängen wehren mußte. Dabei dachte er an Petra
Veiten, die kleine schwarzhaarige Zeichnerin im Büro
›Gering und Krollmann‹. Die Kollegin hatte den Kampf gegen
die Pfunde aufgenommen – bisher vergebens, wie die wohlerhaltene
Speckschicht bewies.
    Wenn Morell lief, zog er das linke Bein ein wenig nach. Diese
leichte Behinderung, die sich nach Meinung der Ärzte im Lauf der
Zeit noch legen würde, rührte von seinem Unfall her. Man
hatte ihm ans Herz gelegt, noch eine Zeitlang den Stock zu benutzen,
um das Bein zu schonen und es nicht allzusehr zu belasten. In der
Wohnung vergaß Morell meistens, nach dem Stock zu greifen, der
ihm nur hinderlich war. Er frühstückte, und der Traum hing
ihm wieder nach, und Morell nahm sich vor, Dr. Felkmann von den
Traumerlebnisse zu berichten.
     
    *
     
    Unausgeschlafen und übernächtigt aussehend verließ
er pünktlich um zehn vor sieben seine Wohnung und stieg die
hölzernen, gewundenen Treppen nach unten. Die Stufen
knarrten.
    Noch immer stand der Traum in allen Einzelheiten vor seinem
geistigen Auge, und der Mann frage sich, wer er nun wirklich war:
jener Mirakel oder Frank Morell?
    In den letzten Tagen spielten diese beiden Personen eine nicht
geringe Rolle in seinem Leben. Im Traum dachte er daran, daß
sein Leben als Frank Morell möglicherweise der Traum war und er
in Wirklichkeit auf Tala-Mar lebte. Die Bilder und Vorstellungen und
Gefühle waren so intensiv, daß sie denen glichen, die er
mit seinen wachen Sinnen als Frank Morell empfing.
    Er sah jetzt die Straßen, die er im dichten Verkehr befuhr,
die Passanten, die an den Ampeln warteten, ebenso deutlich vor sich
wie die gewaltigen, an unvorstellbare Strahlenbündel erinnernden
Säulen und die Kuppelgebäude, die die Terrassen
hinaufwuchsen und dennoch immer tiefer lagen als der himmelstrebende
Tempel der Weisheit auf Tala-Mar.
    Wo lag dieses Tala-Mar? Was für eine Verbindung hatte er
dazu?
    Die Träume der letzten drei Nächte glichen sich.
    Aber da war doch noch etwas anderes.
    Morell wußte, daß es da etwas gab. Tief in seiner
Erinnerung regte sich etwas. Es hing ebenfalls mit diesen
Träumen zusammen. Etwas, das tiefer und weiter zurücklag,
etwas, das diese Träume ergänzte, sie einleitete…
    Und plötzlich wußte er es wieder!
    Er hatte einen Mann in der Kleidung eines Magiers gesehen. Dieser
Mann stand in einem dunklen Raum. War es nicht das Innere einer
Höhle oder eines Gewölbes gewesen?
    Eine primitive Feuerstelle aus Backsteinen in der Mitte, darauf
einen dampfenden Kessel. Der
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