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Macabros 035: Mirakel, Mann der Geheimnisse

Macabros 035: Mirakel, Mann der Geheimnisse

Titel: Macabros 035: Mirakel, Mann der Geheimnisse
Autoren: Dan Shocker
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war.
    Das Licht aus dem Kristall, das ihn voll getroffen hatte,
fraß sich wie ein Atombrand in seinen Körper und
verwandelte ihn in einen grünen Nebel, der verging.
    Zwei entgegengesetzte Pole waren aufeinandergetroffen. Die Macht,
welche Rha-Ta-N’my verkörperte, und jene Kraft, die sich
der reinen Urenergie bediente, der Energie, aus der Materie und Leben
geworfen waren.
    Morell stand da und atmete tief durch.
    Er wankte ein wenig und mußte sein rechtes Bein
schütteln, als es ihm plötzlich gefühllos wurde. Der
Angriff hatte ihn überanstrengt.
    Es gab keinen Okann mehr. Der ihn seit Jahrhunderten beschattete,
der seine Seele bewachte und eingriff, als er merkte, daß diese
Seele, dieser Geist den richtigen Weg gesucht hatte, war
vergangen.
    Morell preßte den Stern gegen seine Brust. Ein eigenartiges
Kribbeln erfüllte seinen Körper, und er hatte das
Gefühl, von einem ungeheuren Kraftstrom durchflossen zu
werden.
    Ungewöhnliche Kraft, ungewohnte Leichtigkeit erfüllte
ihn. Der kosmobiologische Strom ließ ihn zu einem anderen
werden. Die Urenergie des Alls ließ das energetische Feld in
ihm entstehen, in dem er sich veränderte.
    Morell blickte an sich herab.
    Sein Körper war eingehüllt in einen glutroten, hauteng
anliegenden Anzug. Er trug goldfarbene Stulpenhandschuhe und hohe,
goldfarbene Stiefel, die straff anlagen.
    Jede Bewegung im Innern des energetischen Kraftfeldes fiel ihm
unendlich leicht.
    Er löste die Hand von seinem Herzen, und der flache
halbmondförmige Kristall, der etwa sieben Zentimeter groß
war und bequem in seine Hand gepaßt hatte, erweiterte sich auf
dem roten Energiegewebe und verschmolz mit ihm.
    Die sieben gebündelten Lichtbalken bekränzten das
Gebilde, das wie ein Abzeichen seine Brust zierte.
    Er war jetzt so, wie er sich in seinen Träumen gesehen hatte,
und die nächsten Minuten wurden für ihn zu einem Traum.
    Er lief die Treppen hinauf und verließ die substanzlose
Hülle der Eiche, die ihn umgab, streckte die Arme aus – und
das Wunder geschah.
    Er löste sich vom Boden, als wäre es die
größte Selbstverständlichkeit der Welt. Er schnellte
wie ein Pfeil hoch in den nächtlichen Himmel. Die Bäume
fielen unter ihm zurück, die Erde. Er sah sie aus der
Vogelperspektive und machte die erstaunliche Feststellung, daß
er sich im Innern des Energiefeldes mit einer
außergewöhnlichen, bisher ungekannten Schnelligkeit
bewegen konnte.
    Er glitt über die Autobahn hinweg und sah die Fahrzeuge.
Autos, die mit hundertvierzig, hundertsechzig Stundenkilometern
dahinrasten. Aber für ihn standen sie still!
    Wenn er seine Eigengeschwindigkeit verringerte, dann begannen die
Fahrzeuge unter ihm langsam wie Schnecken zu kriechen.
    Er konnte fliegen!
    Sein Traum vom Fliegen war nie ein Traum gewesen, sondern stets
Erinnerung an sein Dyktendasein.
    Schon war er über Frankfurt. Erst drei Sekunden waren seit
seinem Flug von jenem geheimnisvollen Hügel vergangen, in dessen
Innern er Kellermann, dem Magier, und Okann, dem
Rha-Ta-N’mv-Boten begegnet war.
    Er bewegte sich jetzt betont langsam, sah das flimmernde
Lichtermeer der Mainmetropole und kehrte dann zu dem einsamer
Hügel und der Eichengruppe zurück.
    Er legte wieder die Linke auf sein Herz, und der Kristall wuchs
ihm entgegen und fiel in seine Hand. Sein Aussehen veränderte
sich sofort. Er war ohne das energetische Feld wieder ganz Frank
Morell.
    Der Mond war weiter gewandert, und der geheimnisvolle Baum, der
ein großes Rätsel barg war nun nicht mehr angeleuchtet.
Dennoch konnte Morell seine Hand durch die Rinde stecken. Von jetzt
an würde er es immer können, denn er befand sich im Besitz
des Wunderkristalls.
     
    *
     
    Sie befanden sich unter Deck, als sie durch das heftige Heulen und
durch das Krachen der Wellen gegen den Schiffsrumpf nach oben gelockt
wurden.
    Gischt schäumte um den Bug. Die Jacht tanzte wie eine
Nußschale auf der aufgewühlten See.
    Das war nicht das Meer, das sie kannten!
    Björn und Rani wechselten einen Blick.
    »Kassner!« brüllte Hellmark und kämpfte sich
vor zur Steuerkabine.
    Sie mußten an der Stelle sein, von der Gert Kassner
gesprochen hatte, wo seinerzeit der Übergang in diese fremde,
unsichtbare Welt erfolgte.
    Kassner war nicht in der Kabine.
    Das Schiff flog steuerlos auf den Wellenbergen. Der Sturm
brüllte.
    »Verdammt noch mal«, schrie Björn. »Wo ist
denn Kassner? Warum hat er uns denn nicht Bescheid gesagt?«
    »Weil das nicht nötig ist!« sagte eine Stimme
über ihm.
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