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Macabros 035: Mirakel, Mann der Geheimnisse

Macabros 035: Mirakel, Mann der Geheimnisse

Titel: Macabros 035: Mirakel, Mann der Geheimnisse
Autoren: Dan Shocker
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allgemeinen Zeitgeist
zum Opfer fiel.
    Das fahle Licht lag genau auf der mittleren der drei Eichen. Der
Mond stand der Baumgruppe gegenüber.
    Seit damals schien sich nichts verändert zu haben…
    Mitternacht…
    Das Mondlicht kennzeichnete die riesige Eiche, als sollte durch
den geisterhaften Schein ihre besondere Bedeutung hervorgehoben
werden.
    Morell berührte die hellangestrahlte Baumrinde.
    Er erwartete einen Widerstand, und er war so überrascht,
keinen zu finden, daß er nach vorn taumelte – auf den
Baumstamm zu. Die Rinde, die im Geisterlicht des Mondes nur wie eine
Nebelwand wirkte – wurde von ihm durchbrochen.
    Der Baum schluckte ihn!
     
    *
     
    Morell taumelte, Schwindel packte ihn. Er suchte nach einem Halt
und fand keinen.
    Dunkler Nebel hüllte ihn ein wie ein Schleier, der sich
langsam auf ihn herabsenkte.
    Er befand sich mitten im Baum. Die mittlere Eiche war hohl!
    Die äußere Hülle – nur ein Schein, keine
feste Substanz?!
    Er war einen Augenblick lang benommen, fing sich aber sehr schnell
wieder und kehrte zu der Stelle zurück, durch die er gekommen
war. Er streckte die rechte Hand aus und stellte fest, daß
seine Hand die Baumrinden passierte, als schöbe er sie durch
eine Wasserwand.
    Er konnte ungehindert wieder nach draußen gehen.
    Aber das tat er nicht.
    Sein Interesse war geweckt, und er wollte dem Geheimnis dieses
Ortes auf die Spur kommen.
    Im Licht seiner Taschenlampe blickte er sich um.
    Wie eine große Röhre umgab ihn der hohle Baumstamm. Er
ging zwei Schritte weiter vor. Wurzeln quollen hier aus dem Boden in
das riesige Wurzelwerk hinein wo einige Hauptwurzeln den Umfang eines
menschlichen Körpers hatten. Dort führte eine alte,
steilgewundene Treppe ein in eine unbekannte Tiefe.
    Frank Morell benutzte die Stufen nach unten, die seltsame Welt
zwischen den Wurzeln aufmerksam beobachtend.
    Ein Netzwerk von Fasern und knorrigen Wurzeln umgab ihn. Je tiefer
er ging, desto gewaltiger wurde das Labyrinth, das sich hier unter
der Erde auftat.
    Die rissigen Treppen mündeten auf einen schmalen Gang, der
sich unter dem Wurzelwerk in unbekanntes Dunkel schlängelte.
    Er führte stets den Lichtstrahl vor sich her und leuchtete
den Weg, den er ging, genau aus.
    Es roch nach Holz und Erde.
    Es fiel ihm sofort auf, daß sich kein Ungeziefer hier unten
aufhielt, keine Mäuse, keine Ratten. Nicht mal Spinnen gab es
hier.
    Es roch nicht faul und modrig.
    Wie ein hölzernes, reich verästeltes Skelett baute sich
das Labyrinth aus Wurzeln über ihm auf.
    Wohin führte dieser unterirdische Weg?
    Schätzungsweise befand er sich jetzt rund zehn Meter tief im
Bauch des Hügels.
    Kein Mensch – außer ihm – scheint diese
rätselhafte Höhle unter dem Wurzelwerk der mittleren Eiche
je entdeckt zu haben.
    Der Boden knirschte leise unter seinen Schritten.
    Das Wurzelwerk vor ihm wuchs plötzlich auf den Boden herab
und bildete eine wie von Künstlerhand geschaffene Wand. Wurzeln
rankten sich wie feinziselierte, aus Elfenbein gearbeitete Stäbe
in eine von Dunkelheit umwogte Höhe.
    Ganz unten zwischen dem spiralförmigen Geflecht der Wurzeln,
die in einer bestimmten Ordnung wuchsen, hockte auf einem
Wurzelsessel ein Skelett.
    Es hielt beide Hände, offen auf dem Schoß. Und mitten
in den Händen lag ein halbmondförmiger Kristall, der in
klarem Weiß funkelte.
     
    *
     
    Morell hielt den Atem an.
    Der Stern, den er im Traum gesehen hatte, jenen
halbmondförmigen Kristall, aus dem sieben dicke
Strahlenbündel wie Dornen herauswuchsen!
    Der Kristall zeigte einwandfreien Schliff, in dem das Licht aus
der Taschenlampe sich brach. Aber nicht nur das Licht aus der
Taschenlampe spiegelte sich darin. In dem Kristall war eigenes,
geheimnisvolles Feuer eingeschlossen.
    Frank Morell griff nach dem Kristall.
    Kaum daß er ihn berührte, geschah es.
    Ein Blitz spaltete die Dämmerung vor ihm. Lautlos zerteilte
er die Wand aus weißen, wie geschält wirkenden Wurzeln und
fuhr in das Skelett, von dem er im gleichen Augenblick wußte,
um wessen sterbliche Überreste es sich hier handelte.
    Es war das Skelett des Magiers Johann Fürchtegott Kellermann,
der plötzlich so vor ihm saß, wie er vor über
dreihundert Jahren aussah.
     
    *
     
    Er trug ein pelzbesetztes Wams, hohe Stiefel und ein Hemd mit
einem voluminösen Kragen.
    Sein Gesicht war von einem wallenden grauen Vollbart umgeben, lang
und grau war auch das Haar, das bis über seine Ohren
reichte.
    Dunkel und heiter funkelten die Augen unter den
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