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Macabros 035: Mirakel, Mann der Geheimnisse

Macabros 035: Mirakel, Mann der Geheimnisse

Titel: Macabros 035: Mirakel, Mann der Geheimnisse
Autoren: Dan Shocker
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buschigen
Brauen.
    Kellermann redete. »Die Stunde der Wahrheit ist gekommen, die
Stunde, da du das Erbe entgegennehmen sollst, das dir – und nur
dir – gehört. Deine Seele war einst auf einer fremden Welt
zu Hause, die ich dir nicht beschreiben kann, denn ich kenne sie
selbst nicht. Aber das Vergangene ist nicht wichtig für dich.
Die Gegenwart, in die deine Seele hineingeboren wurde, zählt!
Nun bist du Mensch. Dieser Kristall – gehört dir. Die
Kraft, die in ihm schlummert, nutze wohl. Bedenke aber, daß
auch sie sich verbraucht, daß sie von Zeit zu Zeit neu in den
Kristall des Wunders einkehren muß.
    Diesen geheimnisvollen Ort, den ich für dich bereitet habe,
und von dem aus du die Tiefe des unendlichen Universums ebenso zu
erblicken vermagst wie in deinem Kristall, mußt du hin und
wieder aufsuchen. Du mußt den Kristall zurückbringen und
ihn in dieses Geflecht hängen, das wie ein Nervensystem die
feinsten Schwingungen der Urenergie aufzunehmen vermag.
    Diese Urenergie, dieser kosmobiologische Kraftstrom, wird den
Kristall neu aufladen – und die so umgewandelte Energie wird
für dich nicht zerstörend wirken, sondern deine Kräfte
ihm ein Vielfaches erweitern…«
    Die Stimme verebbte, der Leib erlosch wie eine Vision. Das Skelett
des Zauberers fiel wie Staub in sich zusammen.
    Morell hielt den Wunderkristall in seinen Fingern, und mit dem
Funkeln, das in seine Augen traf, schienen weitere Fragen wie von
selbst Beantwortung zu finden, wurden ihm Zusammenhänge
klar.
    Er war mal ein Dykte gewesen – nun war er Mensch. Doch das
Wissen einer großen Rasse, ihre Fähigkeit, aus der Urkraft
des Kosmos’ zu schöpfen, war ihm zum Vermächtnis
geworden.
    Minutenlang stand er versunken in den Anblick des Kristalls, und
der Wille, ihn zu nehmen, um ihn gegen sein Herz zu pressen, wurde
wach in ihm.
    Schon wollte er dem Drang nachgeben, als eine Stimme erscholl, die
ihn herumwirbeln ließ.
     
    *
     
    »Ich bin dir gefolgt«, sagte der Unheimliche mit dem
grauen, teigigen Gesicht, den hervorquellenden runden Augen und dem
breiten Fischmaul. »Ich habe gewußt, daß diese Nacht
heute etwas Besonderes bringen würde. Es hat sich gelohnt, dir
auf den Fersen zu bleiben.«
    Der Unheimliche trat einen Schritt näher. In seiner grauen,
klauenartigen Rechten hielt er eine Pistole. Der Hahn war
gespannt.
    »Was willst du von mir? Warum verfolgst du mich
unablässig?« Morells Gedanken fieberten. Einen Dialog
beginnen, Zeit gewinnen…
    »Deine letzte Stunde hat geschlagen, Frank Morell! Als Dykte
begann deine Seele die Wanderung durch das Leben, als Mensch endet
sie. Endgültig! Schon einmal bist du unter den tödlichen
Stichen meines Dolches gefallen. Einmal davor wurde deine Seele vom
Dykten-Leib getrennt, um dich vor dem Untergang und dem Verderben zu
bewahren, das über deine Welt hereinbrach. Zweimal bist du also
gestorben! Ein drittes Mal noch, und das wird dann das
endgültige Ende für deine Seele bedeuten. Denn mehr als
dreimal kann sie nicht in einen werdenden Leib einkehren.«
    Die Pistole hob sich.
    »Wer bist du?« fragte Morell schnell.
    Er suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Scheinbar zufällig
und gedankenverloren kam er einen kleinen Schritt weiter vor.
    »Mein Name ist Okann. Aber was nützt es dich, ihn zu
wissen?«
    »Wer schickt dich, Okann? Wer verleiht dir die Kraft, die
Jahrhunderte unbeschadet zu überstehen?«
    »Jene Macht, der einst das ganze Universum, der einst alle
Universen gehören werden, Frank Morell. Rha-Ta-N’my, die
Dämonengöttin, die mich gezeugt hat, wird den Thron der
Macht besteigen. Die Kraft, aus der deine Väter schöpften,
wird bald uns gehören…«
    Der Finger krümmte sich. Da konnte Morell keine Sekunde
länger zögern. Er setzte alles auf eine Karte.
    Er riß sein gesundes linkes Bein empor und trat Okann gegen
die Schußhand.
    Der Schuß krachte. Die Pistole flog ihm aus der Hand, und
die Kugel, die Morell galt, jagte in das Geäst des Wurzeldaches
und schlug dumpf in Holz.
    Morell setzte den Angriff fort. Nur in der Schnelligkeit lag jetzt
noch seine Chance, wenn er überhaupt etwas erreichen wollte. Das
Überraschungsmoment kam ihm zugute.
    Er warf sich auf den Gegner und preßte die Hand, die den
Kristall hielt, dem anderen in seiner Verzweiflung mitten ins
Gesicht.
    Ein markerschütternder Schrei war die Folge.
    Der Graue taumelte zurück, und olivgrüne Rauchschwaden
stiegen aus seinem Gesicht, das plötzlich eine einzige tiefe,
blasenwerfende Wunde
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