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Macabros 035: Mirakel, Mann der Geheimnisse

Macabros 035: Mirakel, Mann der Geheimnisse

Titel: Macabros 035: Mirakel, Mann der Geheimnisse
Autoren: Dan Shocker
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wird auch so
bleiben. Keiner soll darüber etwas erfahren. Liane wird das
Spiel beenden!«
    Harder wollte dazu noch etwas sagen. Doch seine Worte blieben ihm
wie ein Kloß im Hals stecken.
    Mitten vor dem Altar war plötzlich eine Bewegung zu sehen.
Aus dem Nichts heraus formte sich eine Gestalt, als käme sie
durch die Wand.
    Liane Martens! Sie stand leibhaftig vor ihm, sie lächelte
schön und verführerisch, und ihre Lippen schimmerten.
Wortlos ging die Vermißte an Kröger vorbei, der sie mit
leuchtenden Augen ansah.
    Liane Martens näherte sich dem ausgetrockneten Leib Marina
Levanks, nahm eines der kleinen Messer aus dem Handrücken der
Leiche und drehte sich langsam wieder um.
    Sie ging auf Harder zu. Der Kommissar hob langsam die Waffe
an.
    »Tut mir leid Kommissar«, sagte Liane Martens mit
verführerischer Stimme. »Eigentlich waren Sie gar nicht
vorgesehen…«
    »Vorgesehen, wozu…«
    »Um uns zu unterstützen. Auf dem Seelenschiff,
Kommissar. Molochos hat es geschickt. Er braucht uns Menschen, um
für einen, der ihm gefährlich werden könnte, die
tödliche Falle zu bereiten. Sie werden sterben! Ihre sterbliche
Hülle wird hier zurückbleiben. Man wird Sie finden, wohin
Peter Sie bringt. Man wird feststellen, daß Sie gestorben sind
wie die anderen. Durch Selbstmord. Ihre Seele wird jedoch nicht den
Weg gehen, den sie normalerweise gehen würde. Die in Blut
getränkten Messer Molochos’ verhindern das. Sie werden auf
dem weißen Schiff ankommen. Ihre Seele wird Molochos dienen, um
einen Mann ins Verderben zu schicken, der nicht merken wird,
daß wir keine Sterblichen mehr sind, daß unsere
unsterblichen Seelen dem großen Gott Molochos
dienen…«
    Eine Verrückte!
    Sie redete völlig unsinniges Zeug – und reichte ihm mit
zarter Hand und sanftem Augenaufschlag das tödliche Messer.
    »Schneiden Sie sich die Pulsadern auf,
Kommissar…«
    Wie ein süßes Gift strömten die Gedanken in sein
Bewußtsein. Der fremde Wille würgte jede eigene freie
Entscheidungsmöglichkeit ab, jeden eigenen Widerstand.
    Harder ließ die Waffe fallen. Klirrend fiel sie auf den
grauen, rauhen Betonboden.
    Der Kommissar nahm das Messer und setzte es an.
    »Nicht, Kommissar!« brüllte Wittert da, und mit
einem Sprung jagte er aus dem Dunkel, als er sah, daß Harder
mit der rasiermesserscharfen Schneide die Pulsader seiner linken Hand
öffnete.
    Das Blut schoß hervor.
    Der Blick aus Liane Martens Augen traf den Assistenten des
Kommissars voll. Wittert, der Zeuge des gespenstischen Vorgangs
geworden war, ließ sich auf gar nichts ein.
    Er drückte kurz entschlossen ab. Die beiden Schüsse, die
er abgab, klangen wie einer, so dicht aufeinander erfolgten sie.
    Die Kugeln durchschlugen den substanzlosen Körper der
Geistererscheinung und klatschten hart ins Mauerwerk des primitiven
Altars.
    »Narr!« brüllte Kröger. Er warf sich im
gleichen Augenblick nach vorn, als der feinstoffliche Leib der Liane
Martens sich lachend auflöste.
    Krosser riß den Kerzenhalter empor, um den schweren
Bronzefuß auf den Kopf des Assistenten niedersausen zu
lassen.
    Wittert richtete die Waffe auf ihn. In diesen Sekunden, wo alles
drunter und drüber ging und keines der Ereignisse eine
vernünftige Erklärung für sich in Anspruch nehmen
konnte. Das gespenstische Verhalten der schemenhaften Liane Martens
war ebenso ungeheuerlich wie das absurde Verhalten eines Mannes, von
dem er wußte, daß er mit beiden Beinen fest im Leben
stand. Kommissar Harder schien den Verstand verloren zu haben. Alles
Zurufen nutzte nichts. Er schien besessen von dem Gedanken, sich
selbst zu töten.
    Wittert drückte ab. Das Projektil bohrte sich in Krögers
Brust, der die Arme hochriß. In die Augen des Getroffenen trat
ein ungläubiger Ausdruck Kröger wankte. Er fiel der
ausgetrockneten Leiche in die Arme. Es knirschte, wie wenn jemand
einen Sack ausgetrockneter Fische auf dem Fußboden
ausschüttet.
    Kröger rutschte in sich zusammen. Die mumifizierte Leiche
ebenfalls. Die wie Pergament über die braunen Knochen gespannte
Haut fing an zu knistern, und Funken sprühten darüber
hinweg, als die Kerzenflammen daran leckten. Marina Levank wurde zur
lodernden Fackel.
    Wittert hatte Mühe, seinem Kommissar das tödliche Messer
zu entwinden. Harder kniete mit starrem Blick auf dem Boden. Das Blut
schoß stoßweise aus der Wunde, die er sich beigebracht
hatte.
    Er atmete flach und schnell, sein Puls wurde immer
schwächer.
    Harder wankte. Er bewegte die Lippen. Seine Stimme
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