Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 034: Galeere des Grauens

Macabros 034: Galeere des Grauens

Titel: Macabros 034: Galeere des Grauens
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
die Spielfiguren in gleicher Anordnung. Aber es
waren nur die Positionen der schwarzen Figuren, die hier festgehalten
worden waren. Demnach befand sich drüben, am anderen Ende der
Halle, das Spielbrett mit den roten Figuren.
    Hellmarks Hirn fieberte.
    Er stellte sich zwei Männer vor, die sich
gegenübersaßen, das Spielfeld beobachteten, ihre Züge
ausführten – und dann mußte demnach auch unten auf
dem glühenden Karofeld etwas passieren.
    Er machte die Probe aufs Exempel.
    Das alles war so rätselhaft, so undurchsichtig, daß er
es auf einen Versuch ankommen lassen wollte.
    Er griff nach einem Berittenen, der ein Schwert schwang und der
von drei Seiten von schrecklich aussehenden Gestalten umringt war,
die schwarz waren wie der Reiter und das Tier.
    Björn Hellmark kam nicht mehr dazu, seinen Zug
auszuführen und die Figur ein Karo weiterzubringen.
    Ein Blitz spaltete das Dunkel.
    Ein urwelthaftes Tosen und Brüllen erfüllte die Luft. Wo
eben noch die schwarzen Bogen sich über ihm spannten, schlug die
Luft krachend zusammen, als ob eine Explosion stattfände.
    Das Dunkel floh. Rundum wurde alles durchsichtig.
    Es gab keine Decke mehr über ihm, keinen Boden mehr unter und
keine Wände mehr neben ihm.
    Alles um ihn herum war in rasende Drehbewegung geraten – und
er wirbelte mit.
    Björn hatte das Gefühl, von einem ungeheuren Sturm
direkt in das Weltall getragen zu werden.
     
    *
     
    Noch eben schrie alles in ihm, und nackte Angst und Verzweiflung
machten sich breit.
    In der nächsten Sekunde war alles ganz anders.
    Björn saß auf einem feurigen Rappen, der wild wieherte
und sich heftig aufbäumte.
    Um ihn herum war undurchdringlicher Wald, aus dem drei Gestalten
hervorbrachen. Sie sahen aus wie Boten der Hölle.
    Ihre häßlichen, schuppigen Körper waren von
Flammen umhüllt.
    Er sah die dunklen, widerlich riechenden Leiber auf sich
zuschießen, knallte sich verzweifelt am Zaumzeug fest und
hoffte inbrünstig, daß das Pferd nicht stürzte.
    Aber es kam doch so.
    Die Falle, in die es gelaufen war, funktionierte.
    Die beiden Vorderbeine hingen in metallenen Schlaufen. Verborgene
Federn zogen sich zusammen und rissen das Pferd nach unten.
    Der Mann auf dem Rappen flog wie ein Pfeil von der Sehne aus dem
Sattel, noch ehe er das doppelschneidige Schwert blankziehen
konnte.
    Der Mann auf dem Pferd trug ein bis zu den Knien reichendes,
weißes Hemd und um die Hüften einen breiten, kostbar
verzierten Goldgürtel. Die leichte Lederjacke war
außergewöhnlich hell, ein Zeichen, daß sie aus der
Bauchdecke eines Silberbocks gearbeitet war. Auf der linken
Brustseite fiel eine Stickerei auf: Auf rotem Grund die
türkisfarbene Blüte einer Mantara. Die kostbarste Blume,
die in den Gärten seines Fürsten Sodschon’nel wuchs,
diente nur den besten und tapfersten seines Stabs als
Auszeichnung.
    Er war ein Mantara-Träger und stolz darauf. Er war in
geheimer Mission unterwegs, um den Unterirdischen eine Botschaft zu
überbringen, die wichtig war für deren weitere
Existenz.
    Falsche Freunde hatten sich den Unterirdischen angeschlossen,
betrogen sie und führten sie auf den falschen Weg. Ein Volk war
in Gefahr geraten, ausgerottet zu werden. Das durfte nicht sein!
Zuviel stand auf dem Spiel. Wenn die Unterirdischen nicht mehr waren,
würde auch Sodschon’nels Reich untergehen. Die Tempel und
Paläste würden stürzen, Flammenfluten würden aus
den Tiefen der Erde hervorbrechen und alles überschwemmen. Wo
jetzt blühende Gärten standen, würde künftighin
eine menschenfeindliche Sumpflandschaft sich ausdehnen.
    Die Welt würde zum Tummelplatz der Dämonen werden. Und
die ersten Boten waren bereits da, die ankündigten, daß
der Kampf im vollen Gang war.
    Der Reiter wußte das alles. Und er wußte auch,
daß er diesen Gestalten nicht im die Hände fallen durfte.
Sie waren seine Todfeinde.
    All das ging durch Hellmarks Gehirn. Aber der wußte nichts
mehr von seiner Herkunft, nichts davon, daß er in Genf lebte,
daß er durch einen Zauberspiegel ins Pandämonium gekommen
war und Rand Mahay, sein treuer Freund, draußen wachte und auf
seine Rückkehr wartete.
    Für ihn gab es dieses ›Draußen‹ nicht
mehr.
    Für ihn existierte keine Welt, in der ein Rand Mahay lebte,
eine Carminia Brado und ein Junge namens Pepe.
    Hellmark war nicht mehr Hellmark, er schien nie gelebt zu
haben.
    Er war Lavan, der Abenteurer, und stand in Diensten seines
Fürsten Sodschon’nel.
    Die Berührung der Bezugsfigur hatte für ihn das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher