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Macabros 034: Galeere des Grauens

Macabros 034: Galeere des Grauens

Titel: Macabros 034: Galeere des Grauens
Autoren: Dan Shocker
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Jefferson während seiner Zeit, die er in San
Francisco verbrachte, des öfteren gewesen. Anfangs immer mit
seiner hübschen und reizenden Frau May.
    Wenn er an sie dachte, erfüllte ihn Trauer, und ein
schmerzliches Gefühl breitete sich um sein Herz herum aus.
    Er hatte sich ihr gegenüber in der letzten Zeit nicht gerade
zuvorkommend erwiesen.
    »Verzeih«, murmelte er unbewußt, als liefe sie
neben ihm her und könne ihn hören.
    Er lenkte seine Schritte zu ›Antonio’s‹ und dachte
daran, einen Krabben-Cocktail zu essen. Die schmeckten dort besonders
gut.
    Unwillkürlich beschleunigte er seinen Schritt, geradeso, als
fehle ihm die Zeit.
    Da schalt er sich im stillen einen Narren.
    Wer sagte, daß alles so sein mußte, wie er
befürchtete? Er konnte sich auch ebensogut täuschen.
    Und noch mehr! All das, was er glaubte, erkannt und gemacht zu
haben, konnte ein Traum sein. Vielleicht wachte er im nächsten
Augenblick im Bett in seinem Haus auf und entdeckte, daß alles
gar nicht stimmte?
    Fast sehnte er sich danach, daß es so sein möge, und er
merkte, wie wenig real seine Gedanken schon waren, wie absonderlich
er sich verhielt, daß er nach solchen Möglichkeiten
Ausschau hielt.
    Was er erwartete, von dem er hoffte, es würde vielleicht doch
nicht geschehen, passierte in einem Augenblick, als er am wenigsten
daran dachte.
    Er erreichte ›Antonio’s‹ nicht mehr.
    Ein alles verzehrender Schmerz raste durch seinen Körper.
Percy Jefferson stand wie vom Blitz gerührt und brach wie
gefällt zu Boden.
    Ohne einen Laut von sich zu geben, schlug er der Länge nach
hin.
    Da begann der schlaksige junge Mann zu rennen und lief auf ihn zu,
noch ehe die meisten Passanten begriffen, was eigentlich los war.
     
    *
     
    Mord? Selbstmord?
    Diese Gedanken beschäftigten Ed Gilmore, während er sich
in langen Sätzen dem Zusammengebrochenen näherte.
    Niemand war bei Jefferson. Kein Schuß war gefallen…
    Ein Schwäche- oder Herzanfall? Auch das war möglich.
    Die Passanten, die erschrocken und neugierig stehen blieben,
dachten noch etwas anderes: ein Betrunkener, der gestürzt
ist.
    Ehe ein Passant auf den Reglosen zulief, um zu sehen, was wirklich
los war, hatte Ed Gilmore das Ziel schon erreicht.
    »Was ist los mit Ihnen…?« fragte er, sich
bückend und Jeffersons Schulter vorsichtig umfassend. Beinahe
hätte er sich dazu hinreißen lassen, den Namen des Anwalts
auszusprechen. Jefferson – wär er noch am Leben –
wäre mehr als erstaunt gewesen, aus dem Mund eines ihm Fremden
seinen Namen zu vernehmen. Er wußte nichts davon, daß er
beschattet wurde. Und er sollte es auch nie erfahren.
    Er atmete nicht mehr. Er war tot!
    Langsam drehte Ed Gilmore ihn herum, und da war es ihm, als ob
eine unsichtbare Hand ein Rasiermesser über seinen Schädel
und seine Wirbelsäule führe. Seine Kopfhaut zog sich
zusammen, und ein Eisblock statt eines Herzens schien plötzlich
in seiner Brust zu pochen. Er riß seine Hand zurück, als
wäre er mit der Pest in Berührung gekommen.
    Ein vielstimmiger Aufschrei! Mehrere Menschen wandten erschrocken
ihre Köpfe. Frauen nahmen ihre Kinder beiseite.
    Percy Jefferson sah furchtbar aus.
    Sein Gesicht, seine Hände – waren schwarz wie Kohle und
glänzten, als wären sie lackiert. Darüber hinaus waren
seine Stirn und seine Wangen und die Oberlippe aufgeplatzt. Aber kein
Blutstropfen quoll aus den Wunden hervor, die an tiefe Kerben
erinnerten und von einem schartigen Messer ihm zugefügt
schienen. Die Risse und Kerben in seinem Gesicht schimmerten
weißrot.
    Jeffersons Augen waren weit aufgerissen, und das Weiß seiner
Augäpfel leuchtete aus dem pechschwarzen, lackierten
Gesicht.
    Der Anwalt, erst eben auf rätselhafte Weise gestorben, war
eiskalt und steif wie ein Brett.
     
    *
     
    Einige Menschen wichen zurück. Andere kamen näher,
scheu, ängstlich aber neugierig.
    Im Nu bildete sich eine dichte Menschentraube um den Toten.
    »Einen Arzt, schnell… jemand soll einen Arzt rufen…
die Polizei.« Ed Gilmore konnte sich nicht daran erinnern,
jemals so kopflos gewesen zu sein und ebensowenig daran, daß
seine Stimme mal so belegt geklungen hatte wie in diesem Moment. Er
hatte schon viele Tote gesehen – aber noch nie einen, der
Jefferson glich.
    Ein Passant lief davon, in ›Antonio’s‹, um zu
telefonieren.
    Gilmore hatte Mühe, die Neugierigen fernzuhalten, die den
ersten Schock überwunden hatten.
    »Das ist doch kein Mensch«, murmelte jemand.
    Eine andere Stimme wurde laut.
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