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Macabros 034: Galeere des Grauens

Macabros 034: Galeere des Grauens

Titel: Macabros 034: Galeere des Grauens
Autoren: Dan Shocker
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schufen oder ob sie einzeln, wie riesige, abgebrochene
Bleistifte im Burghof standen.
    Das Gemäuer und auch die Türme waren teilweise Ruine,
teilweise erstaunlich gut erhalten.
    Das Tor, ein riesiges Portal aus grau-schwarzem Metall, widerstand
den Versuchen der Freunde, es zu öffnen.
    »Von innen muß ein gewaltiger Riegel vorgeschoben
sein«, murmelte Rani.
    Der Inder ging einige Schritte zur Seite, während Björn
Hellmark das Tor abtastete und die mächtigen Fabelwesen und
Phantasiegestalten mit dem Finger nachzeichnete, die das Prunkportal
bedeckten.
    Er hoffte dabei auf einen verborgenen Mechanismus zu stoßen
oder ein Signal auszulösen, das irgend etwas oder irgend jemand
auf den Plan rief. Das Gefühl, daß hier jemand oder etwas
lebte, ließ ihn nicht los.
    Wozu sonst sollte eine Burg von diesen Ausmaßen dienen? Es
war schon seltsam genug, sie hier mitten im Pandämonium zu
finden.
    Die Ausläufer des unwirtlichen Sumpfgebietes berührten
fast die Grundfeste der Burg, und nur ein schmaler Pfad, auf dem sie
gekommen, und ein schmaler Streifen festen Landes, der rund um das
Gemäuer führte, schufen überhaupt die
Möglichkeit, trockenen Fußes an die Burg
heranzukommen.
    Björn blickte nach oben, und Mahay, der fünf Schritte
weiter links stand, entging der Blick des Freundes nicht.
    »Ein bißchen hoch, um darüber zu klettern«,
meinte er. »Wir sollten uns mal die anderen Seiten des
Gemäuers ansehen. Jedes Ding hat zwei oder auch mehr Seiten.
Vielleicht gibt’s noch ein paar schönere, die wir unbedingt
kennenlernen sollten.«
    Die Tatsache, daß diese Burg überhaupt existierte,
erfüllte Hellmark mit großer Nachdenklichkeit,
während er gemeinsam mit Rani an dem scheinbar endlosen
schwarzen Gemäuer entlang ging.
    Er spielte mehr aus einmal mit dem Gedanken, die Mauern
hochzuklettern, aber die waren glatt, die Fugen eben mit der
Oberfläche der gewaltigen Steine, so daß er nirgends einen
Fuß aufsetzen konnte.
    Hellmark schätzte die Mauerhöhe auf vierzig Meter. Wenn
man nach oben auf die Zinnen blickte, konnte einem schwindelig
werden.
    Nach zehn Minuten entdeckten die Freunde, daß das
Gemäuer sich auf der Seite tatsächlich anders bot und
daß es auch kleinere massive Holztore gab.
    Eines lag etwas zurückversetzt in einer gewaltigen steinernen
Nische.
    Aber das war noch nicht alles.
    Dort stand auch jemand…
     
    *
     
    Der Inder verharrte im Schritt und starrte auf die Gestalt, die
nicht größer war als sie.
    »Ein Mensch!« entfuhr es Mahay, als wäre das etwas
Besonderes. Und es war etwas Besonderes, wenn man bedachte, wo sie
sich befanden. Hier auf dieser Seite der Welt auf einen Menschen zu
stoßen, war vergleichbar mit dem obligaten Versuch, eine
Stecknadel im Heuhaufen zu finden.
    Die Gestalt rührte sich nicht. Da gingen sie darauf zu.
    Der ganz in Leder und Eisen Gekleidete schien ein Wachtposten zu
sein, denn er trug eine lange Lanze mit einem breiten,
beilähnlichen Aufsatz. Ein Hieb mit dieser Waffe würde
einen Körper in zwei Teile trennen.
    Rani Mahay und Björn Hellmark waren auf der Hut. Aber ihre
Vorsicht war unbegründet.
    Björn erkannte es: »Da ist niemand mehr drin. Da steht
nur noch die Hülle, eine Art Rüstung, Rani.«
    Björn klappte das mit Metall besetzte Visier in die
Höhe. Die Ledergelenke knirschten leise.
    »Der Bursche muß mal geölt werden«, knurrte
Rani. »Warum steht der wohl da?«
    »Keine Ahnung.«
    Feiner Staub bedeckte die Rüstung. Mahay warf einen Blick in
das offene Visier. »Ob’s hier Ratten gibt?« fragte er
unvermittelt, und Björn begriff im ersten Moment nicht, was der
Freund mit dieser Frage bezweckte.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Er muß sich so erschrocken haben, daß er wie der
Blitz aus seiner Rüstung gefahren ist. Ich kann keine Spur von
ihm entdecken. – Vielleicht hat er sich auch seitlich in die
Büsche geschlagen«, fuhr er fort.
    Außer ein paar mickrigen Sträuchern, an denen graue und
schwarze Dornenkugeln hingen, gab es nichts, was man als Pflanze
hätte bezeichnen können. Außer der Burg und dem
Sumpf, in dem heiße Blasen ewig ›blupp‹ sagten, gab
es hier nichts. Auch keinen Wächter.
    »Die Rüstung hat nämlich keine Vorrichtung, zum
Pipi machen«, meldete Mahay, der den Fund äußerst
interessiert und genau untersuchte. Er nahm die mächtige Lanze
aus dem Griff des Lederhandschuhs und hielt sie abwägend in
seiner Hand.
    »Der Bursche muß eine ganz schöne Kraft gehabt
haben«, sagte er
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