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Macabros 034: Galeere des Grauens

Macabros 034: Galeere des Grauens

Titel: Macabros 034: Galeere des Grauens
Autoren: Dan Shocker
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hier!«
    »Aber…«
    »Ich denke, es ist besser so. Achte auf das Tor! Hier kannst
du sowohl den Hof überblicken als auch das Gelände
außerhalb. Und wenn irgend etwas sein sollte…«
    »Dann nehm’ ich diesen Prügel hier und schlag’
zu«, mit diesen Worten ließ der muskulöse Inder die
Lanze durch die Luft zischen. Das große Beil sauste auf die
Rüstung zu, spaltete sie knirschend vom Kopf bis zur Sohle
durch, so daß die massive, mit Eisen beschlagene
Lederhülle auseinanderklappte.
     
    *
     
    Er sah ihm nach, wie er in den finsteren Hof ging. Obwohl keine
Sonne schien – hier herrschte stets ein schummeriges Zwielicht,
Sonne kannte diese Welt nicht – warfen die Türme harte,
riesige Schatten.
    Björn ging unter der riesigen Bogenbrücke, die sich
über ihm spannte, hindurch.
    Mahay stand an der weit geöffneten Tür, genau zwischen
Innenhof und Außenwelt, und die Sinne des Inders waren aufs
äußerste gespannt. Er stützte sich auf die lange
Lanze. Er traute dem Frieden nicht, der sich ihnen bot.
    Hellmark verschwand hinter dem ersten Turm.
    Rani sah den Freund nicht mehr.
    Minuten vergingen.
    Da tauchte der Deutsche wieder auf. »Man kommt nicht
rein«, rief Björn über den Hof. »Der Eingang ist
verschüttet.«
    Seine Schritte hallten über das grobe Pflaster. Jetzt
steuerte er direkt auf den mittleren, den am besten erhaltenen Turm
zu. Das Portal ließ sich öffnen. Einzelheiten bekam der
Inder nicht mit, weil sich alles in der Dämmerung abspielte.
    »Alles in Ordnung, Björn?« wollte er wissen.
    »Ja…«
    Hellmark überschritt die Schwelle in das Innere des Turms.
Dumpfe, muffige Luft schlug ihm entgegen. Hier drin war es noch
finsterer als draußen. Er ging zwei Schritte vor, um seine
Augen an die neue Umgebung zu gewöhnen. Er hatte weder
Streichhölzer noch ein Feuerzeug, noch eine Taschenlampe bei
sich. Die Umrisse der Mauern, Treppenaufgang, der endlos langen
Korridore konnte er nur ahnen.
    Da zuckte er zusammen.
    Ein fernes, schwaches Leuchten? Direkt vor ihm!
    Er ging darauf zu.
    Riesige, geschliffene Platten lagen unter seinen Füßen.
Der Boden war glatt wie Glas. Mächtige Säulen, gegen die er
sich klein und verloren vorkam, ragten vor ihm empor. Das Ganze
machte auf ihn den Eindruck einer Tempelhalle. Irgendwo oben in der
brodelnden Finsternis schienen die Säulen durch
überbrückende Torbogen wieder vereint zu werden, so
daß sich ein tiefschwarzer Himmel über ihm spannte, der
zwar sehr weit entfernt schien, ihn aber dennoch bedrückte.
    Er wagte hier in dieser Titanenhalle, in der die Säulen dicht
an dicht standen wie in einem riesigen Wald, kaum zu atmen.
    Von den schwachen Leuchten fühlte er sich magisch
angezogen.
    Der Schein drang aus den Bodenplatten. Je tiefer er in die
Säulenhalle eindrang, desto heller wurde das Licht.
    Dann war die Säulenreihe plötzlich zu Ende – und er
stand vor fluoreszierendem Boden, der in unzählige Karos
aufgeteilt war. Aus den Karos kam das Licht, und auf den Karos
standen sie…
    Gestalten!
    Sie waren alle etwa gleich groß, Einsachtzig, schätzte
er. Er konnte sie nicht zählen, es waren zuviel.
    Sie standen sich in Gruppen und einzeln gegenüber. – Wie
auf einem riesigen, von hier unten aus unüberschaubaren
Spielfeld.
    Er hob unwillkürlich den Blick, und im schwachen Leuchten des
Bodens erblickte er zu beiden Seiten der Halle einen erhöht
stehenden Thron, vor dem zwei abgeschnittene Säulen standen, die
als Tische dienten. Auf diesen Tischen stand etwas.
    Kleine Figuren?
    Er konnte es nicht genau sehen und nur vermuten.
    Bevor er jedoch den Schritt zum oberen Ende der Halle lenkte,
betrat er den leuchtenden Boden und näherte sich den schwarzen
Gestalten. Es waren Männer und Frauen. Sie waren alle
verschiedenartig gekleidet. Einige trugen Waffen, einige waren
beritten. Die Frauen hielten lange Stangen in der Hand, auf denen
schrecklich anzusehende Masken oder mehrfach durchbrochene Kugeln
saßen.
    Versteinerte Menschen? Wachsfiguren, die nachgeformt worden waren?
Befand er sich in einer Art Wachsfigurenkabinett, wie das der Madame
Tussaud in London?
    Er wußte es nicht.
    Scheu und aufmerksam betrachtete er die einzelnen Gestalten. Er
blieb vor einer mannsgroßen Figur stehen, die auf einem
zweirädrigen Wagen saß, zwei ausgewachsene Pferde lenkte
und in der Linken eine sichelförmige Waffe schwang. Er sah einen
alten Mann, der den Kopf gebeugt hielt, in einem durchlöcherten
Boot sitzen. Schräg hinter ihm – drei Karos
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